APA/APA/AFP/VALERY MELNIKOV

Lage im russischen Hochwassergebiet weiter verschlimmert

0

Die Lage im russischen Hochwassergebiet verschlechtert sich nach Behördenangaben weiter. Insgesamt seien aktuell bis zu 15.600 Wohnhäuser und rund 28.000 bewohnte Grundstücke überflutet, wie die Behörden am Montag mitteilten. Als besonders gefährlich gilt die Situation für die Menschen im Gebiet Kurgan, wo das Hochwasser des Flusses Tobol im Südwesten Sibiriens innerhalb von 24 Stunden um eineinhalb auf rund 6,50 Meter anstieg.

Betroffen waren auch die Region Orenburg durch Rekordwasserstände im Fluss Ural, aus dem vom gleichnamigen Gebirge Massen der schmelzenden Eis- und Schneemengen abfließen.

Das ungewöhnlich starke Frühjahrshochwasser hat bereits viel Infrastruktur, darunter Straßen und Brücken, zerstört. Die Schäden werden von Behörden allein im Gebiet Orenburg mit der gleichnamigen Gebietshauptstadt und der Großstadt Orsk aktuell auf mehr als 40 Milliarden Rubel (400 Millionen Euro) geschätzt, dürften aber deutlich höher liegen. Dutzende Brücken sind für den Verkehr gesperrt. Wegen der Seuchengefahr durch einen Mangel an sauberem Wasser begannen die Behörden auch mit Impfungen gegen Hepatitis A.

Viele Russen beklagen, dass die Behörden zu spät gewarnt hätten vor der Gefahr und auch Hilfe nur unzureichend und schleppend komme. Betroffen sind laut Behörden 193 Ortschaften in 33 Regionen Russlands, darunter die Gebiete Samara und Omsk. Auch im Gebiet Nowosibirsk mit großen Flüssen stellten sich die Behörden auf Hochwasser ein.

Im Gebiet Kurgan forderte Gouverneur Wadim Schumkow die Menschen erneut mit Nachdruck auf, ihre Dokumente, Wertsachen und Kleidung einzupacken und sich in Sicherheit zu bringen. Die Situation sei sehr schwierig und entwickle sich weiter negativ, teilte Schumkow bei Telegram mit. Polizisten würden gemeinsam mit Sportfreunden aus Vereinen Patrouillen organisieren, um Plünderungen zu verhindern.

Innerhalb von 24 Stunden waren laut Behörden mehr als 3.000 überflutete Wohnhäuser und mehr als 4.000 bewohnte Grundstücke am Montag hinzugekommen. Am stärksten betroffen war weiter das Gebiet Orenburg, wo insgesamt noch 15.000 Wohnhäuser und 23.600 Grundstücke überschwemmt waren. Dort gilt der Ausnahmezustand. Seit Beginn der Katastrophe Anfang April sind mehr als 18.000 Wohnhäuser und rund 37.000 bewohnte Grundstücke von der Flut erfasst worden. Bei den Evakuierungen im Gebiet Orenburg, wo der Wasserstand im Fluss Ural teils wieder zurückging, wurden mehr als 16.500 Menschen in Sicherheit gebracht.

Nach einem schneereichen Winter fällt das Frühjahrshochwasser im geografischen Grenzgebiet zwischen Europa und Asien in diesem Jahr so stark aus wie seit Jahrzehnten nicht. Die Schäden an den vollgelaufenen Häusern treffen Hunderttausende Menschen. Betroffen ist auch die benachbarte Republik Kasachstan in Zentralasien.

ribbon Zusammenfassung
  • In Russland verschärft sich die Hochwasserlage: 15.600 Wohnhäuser und 28.000 Grundstücke sind aktuell überflutet, besonders kritisch ist die Lage im Gebiet Kurgan mit einem Anstieg des Tobol um 1,5 Meter.
  • Die Infrastrukturschäden sind enorm: Allein im Gebiet Orenburg werden sie auf über 40 Milliarden Rubel geschätzt, zahlreiche Brücken sind unpassierbar, und es wurden Impfungen gegen Hepatitis A aufgrund der Seuchengefahr eingeleitet.
  • Die Reaktion der Behörden steht in der Kritik: Bürger bemängeln späte Warnungen und schleppende Hilfe; Gouverneur Schumkow appelliert, sich in Sicherheit zu bringen und Plünderungen werden durch Patrouillen verhindert.

Mehr aus Chronik