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"Kasten": Ermittlungen wegen Neubau in Florenz

Heute, 10:14 · Lesedauer 3 min

Die Staatsanwaltschaft in Florenz hat Ermittlungen wegen eines auffälligen schwarz-weißen "Kastens" eingeleitet, der anstelle des ehemaligen städtischen Theaters (Teatro Comunale) im Zentrum der toskanischen Hauptstadt errichtet wurde. Seitdem in den letzten Tagen Planen und Teile des Gerüsts entfernt wurden, erhitzt das Bauwerk die öffentliche Debatte in der Stadt. Das Gebäude gilt als unästhetisch, es entspreche nicht dem renaissancezeitlichen Baustil der Stadt, heißt es.

Nun hat Chefstaatsanwalt Filippo Spiezia ein Ermittlungsvorverfahren eingeleitet - derzeit ohne Beschuldigte -, um zu prüfen, ob es beim Bau des "Würfels" im Herzen von Florenz, einer UNESCO-geschützten Zone, Verstöße gegen Bau- und Stadtplanungsvorschriften oder andere Unregelmäßigkeiten gegeben hat.

Das Komitee "Salviamo Firenze" ("Rettet Florenz"), das sich gegen Overtourism engagiert und die Staatsanwaltschaft zum Einschreiten aufgefordert hatte, läuft Sturm gegen das Bauprojekt. "Es ist richtig, herauszufinden, wie es überhaupt zu diesem Albtraum kommen konnte, der unsere Stadt verunstaltet. Florenz hat nicht nur ein Recht darauf zu erfahren, ob Genehmigungen erteilt wurden, sondern auch wie - vor allem, ob dies alles ohne wesentliche Rechtsverstöße ablief", so das Komitee.

Die Stadtverwaltung äußerte sich nicht zur eingeleiteten Untersuchung. In den vergangenen Tagen wurde jedoch mehrfach betont, dass das Genehmigungsverfahren korrekt sei und ein positives Gutachten der Denkmalschutzbehörde erhalten habe.

Der Streit um das Gebäude betrifft vor allem dessen Größe und Ausmaß: Im Gegensatz zum früheren Teatro Comunale überragt der Neubau deutlich die benachbarten Häuser. Die Skyline von Florenz wird dadurch verändert; Bewohner angrenzender Gebäude verlieren den Blick auf die Stadt und die umliegenden Hügel. Auch Farben und Materialien sorgen für Kritik. Nicht nur das Schwarz-Weiß des Baus, sondern auch die verwendeten Metallstrukturen stehen im Widerspruch zur renaissancezeitlichen Architektur von Florenz und zur historischen Bausubstanz des 19. Jahrhunderts im betreffenden Viertel, heißt es.

Das Grundstück war 2013 von der damaligen Stadtregierung unter Bürgermeister Matteo Renzi für 23 Millionen Euro an die staatliche Förderbank "Cassa Depositi e Prestiti" verkauft worden - nach drei gescheiterten Versteigerungen. 2019 übernahm der Immobilienfonds Hines das Areal. Dank einer vom Gemeinderat beschlossenen Änderung des Bebauungsplans wurde eine Nutzungsänderung ermöglicht - sowohl für Wohnzwecke als auch für touristische Beherbergung.

Im neuen Komplex befinden sich über 150 Luxuswohnungen

In dem neuen Komplex befinden sich über 150 Luxuswohnungen, die ab Oktober hauptsächlich als Kurzzeitunterkünfte für wohlhabende Touristen genutzt werden sollen. Die Debatte wurde von der lokalen Tageszeitung "La Nazione" entfacht - als Reaktion auf den Unmut vieler Florentiner, nachdem das Bauwerk mit dem Entfernen des Gerüsts sichtbar wurde.

Die Denkmalschützerin Antonella Ranaldi äußerte ästhetische Zweifel am Bau. Der bekannte Philosoph Sergio Givone forderte sogar den Abriss des oberhalb der Dachlinie aufragenden Gebäudeteils. Die Stadtverwaltung verteidigt die Korrektheit des Verfahrens, ohne sich zur "Schönheit" des Bauwerks zu äußern. Die Demokratische Partei (PD), die im Stadtrat die Mehrheit hat, betonte, dass alle Auflagen eingehalten worden seien.

Zusammenfassung
  • Die Staatsanwaltschaft in Florenz hat Ermittlungen wegen eines auffälligen schwarz-weißen "Kastens" eingeleitet, der anstelle des ehemaligen städtischen Theaters (Teatro Comunale) im Zentrum der toskanischen Hauptstadt errichtet wurde. Seitdem in den letzten Tagen Planen und Teile des Gerüsts entfernt wurden, erhitzt das Bauwerk die öffentliche Debatte in der Stadt. Das Gebäude gilt als unästhetisch, es entspreche nicht dem renaissancezeitlichen Baustil der Stadt, heißt es.