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Karibik

Hurrikan "Melissa": Zahl der Toten steigt auf 50

Heute, 07:38 · Lesedauer 5 min

Der zerstörerische Hurrikan "Melissa" kostete 50 Menschen in der Karibik das Leben. Die Todeszahl könnte in den kommenden Tagen weiter ansteigen.

Allein auf der Karibikinsel Jamaika kamen mindestens 19 Menschen ums Leben. Die erste offizielle Opferbilanz wurde von Bildungs- und Informationsministerin Dana Morris Dixon verlautbart.

Da aus Haiti weitere 30 Tote und dazu ein Opfer aus der Dominikanischen Republik gemeldet wurden, kamen demnach insgesamt bereits 50 Menschen in der Karibik ums Leben. 

Zwar befindet sich Hurrikan inzwischen wieder über dem offenen Meer. Doch für eine Entwarnung ist es noch zu früh: "Melissa" zieht - nun wieder leicht verstärkt als Hurrikan der Stufe 2 von 5 - auf die Inselgruppe Bermuda im Nordatlantik zu. Laut dem US-Hurrikanzentrum in Miami erreicht der Sturm anhaltende Windgeschwindigkeiten von bis zu 165 Kilometern pro Stunde.

"Melissa" war zuerst am Dienstag (Ortszeit) auf Jamaika getroffen - als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 und einer der stärksten Wirbelstürme im Atlantik seit Beginn der Aufzeichnungen. Extrem heftige Winde und Regenfälle lösten Sturmfluten aus und zerstörten zahllose Gebäude. Jamaikas Regierung erklärte die Insel zum Katastrophengebiet. Als der Sturm Kuba, die Bahamas und Haiti erreichte, hatte er sich bereits abgeschwächt.

Auf Jamaika werden Straßen freigeräumt

Besonders schwer betroffen ist Jamaika, wo der Sturm am Dienstag als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 auf Land getroffen war. Mindestens neun Menschen kamen ums Leben: sechs durch den Sturm selbst und drei bereits bei den Vorbereitungen auf den Hurrikan, wie örtliche Medien unter Berufung auf die Polizei berichteten.

Bilder und Videos aus den betroffenen Gebieten zeigten zerstörte Häuser, überschwemmte Straßen und umgestürzte Bäume. Krankenhäuser, Schulen, Kirchen und Brücken wurden vielerorts beschädigt. In der Stadt Black River an der Südwestküste des Landes trugen nach Angaben der örtlichen Behörden mehr als 90 Prozent der Häuser Schäden davon. Einige historische Gebäude wurden demnach komplett zerstört.

Räumung mit Baumaschinen und Macheten

In Montego Bay im Nordwesten der Insel räumten Baumaschinen umgestürzte Strommasten, Trümmer und Bäume von den Straßen. Der Fokus der Aufräumarbeiten liege derzeit darin, die Hauptstraßen wieder befahrbar zu machen, sagte Bürgermeister Richard Vernon am Mittwoch in einem Video auf Facebook. Im Anschluss werde versucht, auch in abgelegenere Gebiete vorzudringen.

Rettungskräfte versuchten am Donnerstag, mehr als 130 blockierte Straßen zu Fuß und teilweise mit Macheten zu räumen. "Im Moment geht es darum, die Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen und möglichen Verletzten zu helfen", sagte Bildungs- und Informationsministerin Dana Morris Dixon. Im Westen des Landes sei die Lage "erschütternd". Auch zwei Tage nach dem Durchzug des Sturms waren auf dem Karibikstaat zahlreiche Gemeinden von der Außenwelt abgeschnitten.

Schäden in Milliardenhöhe erwartet

Am Mittwoch öffnete der internationale Flughafen in der Hauptstadt Kingston nach Angaben von Transportminister Daryl Vaz für erste Hilfsflüge. Der größte Flughafen des Landes, der Sangster International Airport in Montego Bay, sei zwar beschädigt worden, könne am Donnerstag aber ebenfalls öffnen.

Nach Angaben der jamaikanischen Regierung befanden sich etwa 25.000 Touristen auf der Insel. Auch eine hohe zweistellige Zahl von Deutschen sei darunter, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Ob diese direkt von den Folgen des Hurrikans betroffen waren, war nicht bekannt.

Nach ersten Schätzungen des privaten US-Wetterdienstes AccuWeather, der auch die Auswirkungen von Unwettern bemisst, könnten der Gesamtschaden und die wirtschaftlichen Verluste durch den Sturm bei 48 bis 52 Milliarden US-Dollar (etwa 41 bis 45 Milliarden Euro) liegen.

Viele Gebiete auf Kuba noch von der Außenwelt abgeschnitten

Nach Jamaika zog der Hurrikan etwas abgeschwächt weiter nach Kuba. Auch dort richtete der Wirbelsturm schwere Verwüstungen an. Besonders betroffen war der Osten des Landes. 

Viele Kaffee- und Bananenplantagen wurden zerstört. Das Schlimmste waren nach Angaben von Präsident Miguel Díaz-Canel die Überschwemmungen. Trotz des Ausmaßes der Schäden seien bisher keine Todesopfer zu beklagen. "Wir sind am Leben", sagte Díaz-Canel. "Unser Sieg ist das Leben".

Wie örtliche Medien berichteten, waren viele ländliche Gebiete aber aufgrund blockierter oder überschwemmter Straßen noch von der Außenwelt abgeschnitten. Nach Angaben von Kommunikationsministerin Mayra Arevich Marín beschädigte der Sturm Glasfaserkabel und Stromleitungen, wodurch auch Telefon- und Mobilfunknetze in weiten Teilen ausgefallen seien.

Viele Tote bei Überschwemmungen in Haiti

In Haiti kamen mindestens 24 Menschen ums Leben. Allein in der haitianischen Gemeinde Petit Goâve starben rund 20 Menschen, als ein Fluss aufgrund der anhaltenden Regenfälle im Westen des Landes über die Ufer trat. Wie der Leiter des Zivilschutzes, Emmanuel Pierre, örtlichen Medien sagte, werden mindestens 18 weitere Menschen vermisst. 

Die Hälfte der Todesopfer seien Kinder. Häuser, Autos und Vieh seien von den Wassermassen mitgerissen und Felder zerstört worden, meldete die Zeitung "Le Nouvelliste" unter Berufung auf Augenzeugen. In der Dominikanischen Republik kam eine Person in Zusammenhang mit dem Sturm ums Leben.

Video: Hurrikan Melissa: Jamaika ist Katastrophengebiet

Zusammenfassung
  • Der zerstörerische Hurrikan "Melissa" kostete 50 Menschen in der Karibik das Leben.
  • Die Todeszahl könnte in den kommenden Tagen weiter ansteigen.