Kampfsportler als Drogenhändler in Wien vor Gericht
Laut Strafantrag entwickelte der gebürtige Tschetschene im Frühjahr 2024 mit zumindest drei Mittätern "die Idee, durch kriminelle Handlungen, insbesondere Suchtgifthandel, sich fortlaufend ihr einziges Einkommen zu verschaffen". Um nicht Gefahr zu laufen, selbst ins Kriminal zu kommen - der Mann ist bisher unbescholten -, bediente sich das Quartett sogenannter Läufer. Diesen wurde gegen Kommission Cannabis überlassen, das sie an Endabnehmer weitergeben sollten. Die Erlöse hätten sie nach Abzug ihrer Anteile umgehend den hierarchisch höher Stehenden abliefern sollen. "Man hat sich dafür bewusst Kleinkriminelle ausgesucht, die selber süchtig waren und sich nicht getraut haben, zur Polizei zu gehen", führte der Staatsanwalt eingangs der Verhandlung aus.
Zumindest zwei Läufer sollen massiv eingeschüchtert und schließlich sogar ausgeraubt worden sein, weil sie das Geld nicht termingerecht ablieferten. Der ehemalige Kampfsportler und seine Mittäter - einer war als Mitangeklagter vor dem Schöffensenat teilgeständig, die beiden anderen blieben der Verhandlung unentschuldigt fern - hätten "ein Netzwerk aus Einschüchterung und Angst errichtet", meinte der Staatsanwalt: "Die Eingeschüchterten hatten Todesangst."
Als der Kampfsportler nach längeren Ermittlungen des Wiener Landeskriminalamts fest- und in U-Haft genommen wurde, dirigierte er offenbar weiter seinen Drogenring. Er hatte in seiner Zelle Zugriff auf mehrere Mobiltelefone, mit denen er über Snapchat und andere Plattformen auch Kontakt zu Mittätern und Mitwissern aufgenommen und diese bedrängt haben soll, nicht gegen ihn auszusagen.
Für Verteidiger "nicht sehr angsteinflößend"
"Beweise, dass er aus dem Gefängnis heraus Angst erzeugt hätte, gibt es nicht", hielt dem Verteidiger Florian Kreiner entgegen. Sein Mandant sei "nicht sehr angsteinflößend, sondern ein sympathischer, junger Mann". Der Tschetschene habe regelmäßig Cannabis konsumiert und zwecks Finanzierung seiner Sucht Tathandlungen gesetzt, die gegen das Suchtmittelgesetz verstießen, räumte Kreiner ein: "Eine kriminelle Vereinigung war das aber nicht. Das war ein Freundeskreis, der gemeinsam konsumiert hat."
Der ehemalige Kampfsportler bekräftigte das im Anschluss in seiner Beschuldigteneinvernahme. Er habe keine Bande angeführt. Über Läufer jeweils mehrere hundert Gramm Cannabis in Verkehr gesetzt und Vorräte im Keller seiner Freundin gebunkert gehabt zu haben, gab der Mann zu.
Verhandlung auf Jänner vertagt
Da einige Zeugen nicht ihrer Ladung nachkamen, musste vertagt werden. Die Verhandlung wird am 12. Jänner fortgesetzt.
Zusammenfassung
- Ein mehrfacher österreichischer Meister im Ringen und Mixed Martial Arts stand am Montag in Wien wegen Drogenhandels, krimineller Organisation und schweren Raubes vor Gericht.
- Der Angeklagte und mindestens drei Mittäter organisierten ab Frühjahr 2024 einen Drogenring mit sogenannten Läufern, wobei mindestens zwei dieser Läufer eingeschüchtert und ausgeraubt wurden.
- Die Verhandlung wurde auf den 12. Jänner vertagt, da einige Zeugen nicht erschienen sind und der Angeklagte auch aus der U-Haft heraus weiterhin Kontakt zu Mittätern und Zeugen hielt.
