Internationale Geldwäsche-Netzwerke zerschlagen
Den Schaden bezifferten die Ermittler auf mehr als 300 Millionen Euro. Die Betreiber der Netzwerke hätten die zwischen 2016 und 2021 abgebuchten Beträge bewusst klein gehalten und mit unverständlichen Verwendungszwecken versehen, hieß es weiter. "Dadurch konnten viele Kreditkarteninhaber die Abbuchungen nicht eindeutig zuordnen oder erkannten die unberechtigte Abbuchung nicht." Ihre Einnahmen hätten die Täter anschließend über zahlreiche Bankkonten in Deutschland geleitet, um die Herkunft der Gelder zu verschleiern.
Hierzu hätten sie vier große deutsche Zahlungsdienstleister kompromittiert, um die betrügerischen Kreditkarten-Transaktionen in den Zahlungsverkehr einzuschleusen. In einem Fall hätten sie hierzu eine spezielle Software genutzt. Sechs Verdächtige seien frühere Beschäftigte dieser Firmen. Einer von ihnen habe eine Führungsposition innegehabt.
Einem Insider zufolge gehören Unzer und Payone zu den betroffenen Zahlungsdienstleistern. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte diese beiden deutschen Firmen sowie Nexi aus Italien zuerst als mögliche Betroffene genannt. Payone - an dem Unternehmen ist die Sparkassen-Gruppe beteiligt - hat nach eigenen Angaben keine Kenntnis von Ermittlungen gegen das Unternehmen oder seine Mitarbeiter. Unzer teilte mit, die Geschäftsräume des Berliner Startups seien nicht durchsucht worden. "Die Ermittlungen richten sich nach unserem jetzigen Kenntnisstand nicht gegen aktuell im Unternehmen beschäftigte Personen." Nexi wollte sich zu den laufenden Ermittlungen nicht äußern. "Nexi Germany ist seit 2021 nicht mehr in solchen Geschäften involviert, da wir alle entsprechenden Geschäftsbeziehungen proaktiv beendet haben."
Behörden- und länderübergreifende Kooperation
Den Anstoß für die seit 2020 laufende "Operation Chargeback" gab eine Analyse der deutschen Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen, hieß es weiter. Sie habe in zahlreichen einzelnen Verdachtsmeldungen ein auffälliges Muster erkannt und die Erkenntnisse an Strafverfolger und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) weitergeleitet. Die Landeszentralstelle Cybercrime (LZC) der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz war an dem Verfahren ebenfalls beteiligt.
Die Durchsuchungen und Festnahmen stimmten die deutschen Behörden mit ihren Kollegen aus Italien, Spanien, Luxemburg, den Niederlanden, Zypern, den USA, Kanada und Singapur ab. Allein in Deutschland hätten 250 Einsatzkräfte 29 Objekte durchsucht. Außerdem seien in Deutschland und Luxemburg Vermögenswerte im Volumen von mehr als 35 Millionen Euro sichergestellt worden. Auf internationaler Ebene hätten Europol und die Justizkoordinierungsstelle Eurojust die Ermittlungen unterstützt.
Zusammenfassung
- Internationale Ermittler haben drei Betrugs- und Geldwäschenetzwerke zerschlagen, mehr als 60 Objekte durchsucht und 18 Haftbefehle in mehreren Ländern vollstreckt.
- Die Täter nutzten gestohlene Kreditkartendaten von 4,3 Millionen Menschen aus 193 Ländern, schlossen über 19 Millionen Schein-Abonnements ab und verursachten einen Schaden von über 300 Millionen Euro.
