APA/GEORG HOCHMUTH

In Österreich gehen langsam die Corona-Impfwilligen aus

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Was vor ein paar Wochen viele nicht glauben wollte, die mehr oder weniger verzweifelt versuchten, einen Stich zu ergattern, scheint Realität.

Corona-Impfstoff ist genug vorhanden, die Zahl derjenigen, die sich immunisieren lassen wollen, sinkt offenbar zumindest in manchen Regionen. Einige Bundesländer haben sich damit offensiv auf die Suche nach Impfwilligen begeben, mitunter auf kreative Weise. Ein Überblick:

Wien wirbt um Jüngere

In Wien richten sich Werbemaßnahmen in Sachen Immunisierung vor allem an die jüngere Generation: Vergangenes Wochenende erfolgte bereits der Auftakt zu den sogenannten Impfpartys im Austria Center. Wobei der Ablauf an sich auch für Jugendliche nicht anders ist. Sie durften den Parcours jedoch begleitet von Live-Musik absolvieren. Die 18- bis 30-Jährigen haben zudem nur einen Termin wahrzunehmen, da sie mit Johnson & Johnson geimpft werden. Kommendes Wochenende steigt die nächste Impf-Sause.

Auch für das Personal der Wiener Nachgastronomie wurden nun 10.000 Impftermine freigeschaltet, die ersten am kommenden Freitag. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Clubs erhalten ebenfalls das Vakzin von Johnson & Johnson. Sogar impfwillige Fußballfans kommen auf ihre Kosten, denn die EM-Spiele werden im Wartebereich übertragen. Dass es bald zu viel Impfstoff und zu wenig Impfwillige geben wird, zeichnet sich laut dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zumindest derzeit noch nicht ab. Die Termine seien alle noch sehr gut gebucht, hieß es.

"Impfluencer" in Niederösterreich

In Niederösterreich könne "bereits seit 10. Mai Jede und Jeder die persönlichen Impftermine buchen", erinnerten LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP) und Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Aktuell seien 65,5 Prozent der Bevölkerung ab zwölf Jahren mit mindestens einer Dosis geimpft. "Allein heute und morgen werden jeweils rund 20.000 Impfungen verabreicht."

"Uns geht es darum, möglichst viele Menschen davon zu überzeugen, die Corona-Schutzimpfung in Anspruch zu nehmen und impfen zu gehen", betonten Pernkopf und Königsberger-Ludwig. "Das betrifft auch junge Menschen, deswegen setzen wir nun auch ganz gezielt auf Social-Media-Informationen und Spots. Aus Schimpfern sollen Impfer und aus Influencern sollen Impfluencer werden. Auf Plattformen wie Youtube, Instagram, Spotify und Facebook werden Einblicke in die Impfzentren gegeben, Informationen zur Impfung kurz und prägnant aufbereitet und Clips und Sujets mit Augenzwinkern präsentiert, die direkt zur Impfanmeldung führen."

Nowotny zu Pandemie-Ende: "Es kommt auf die Impfung an"

In Oberösterreich wird aktuell nicht proaktiv nach Impfwilligen gesucht, auch wenn bis Ende Juli noch 88.000 Termine für eine Erstimpfung unbesetzt sind. Erstmals seit Beginn der Corona-Impfungen werden diese Woche im Bundesland Salzburg nicht alle vorhandenen Dosen gespritzt werden können, weil es zu wenige Anmeldungen gibt. Das Land wird deshalb neben der Werbung des Bundes auch eine eigene Werbekampagne starten, mit der vor allem Schüler, Studierende und andere Jugendliche angesprochen werden sollen, hieß es am Dienstag aus dem Büro von Gesundheitsreferent LHStv. Christian Stöckl (ÖVP). 

Schwierige Suche im Westen

Das Land Tirol erklärte auf APA-Anfrage, dass es mittlerweile ausreichend Impfstoff im Bundesland gebe. Und rührte ordentlich die Werbetrommel für den 4. Juli - jenen Tag, an dem allen impfbereiten Tirolern ohne Voranmeldung oder Vormerkung eine Erstimpfung angeboten werde. An diesem Tag werden alle Impfzentren des Landes ihre Türen für jene öffnen, die bis dahin noch keinen Impftermin erhalten haben. 

In der Steiermark gestaltet sich die Suche nach Impfwilligen immer schwieriger, sagte Impf-Koordinator Michael Koren am Montag auf APA-Nachfrage. Man habe in den kommenden Wochen zusätzliche 70.000 Dosen vom Vakzin AstraZeneca, die noch nicht vergeben sind. 35.000 Menschen können damit noch voll immunisiert werden. 10.000 dieser Dosen will man Mitte Juli bei ausgewählten, großen Impfstraßen an bestimmten Tagen für spontane Impfwillige anbieten. Die restlichen 60.000 werden an interessierte, niedergelassene Ärzte verteilt, die diese Vakzine dann niederschwellig beim direkten Patientenkontakt anbieten und verimpfen können, sagte Koren.

Kärnten: Mehr Impfstoff als Anmeldungen

In Kärnten ist seit dieser Woche mehr Impfstoff vorhanden, als es Anmeldungen gibt. Alle, die bis vergangene Woche auf der Impfplattform des Landes angemeldet waren, haben einen ersten Termin bekommen. Von Donnerstag bis Montag sind 800 neue Anmeldungen hinzugekommen, sagte Gerd Kurath vom Landespressedienst am Montag gegenüber Journalisten. Diese neu Angemeldeten werden nun eingeladen, außerdem bekommen rund 1.000 Personen einen weiteren Termin, die vergangene Woche aus diversen Gründen nicht zum Impfen erschienen waren. Am Mittwoch startet eine Impfkampagne, um noch mehr Impfwillige zu einer Anmeldung zu bewegen. 

Auch im Burgenland zeichne sich ab, dass es momentan mehr Impfstoff als Impfwillige gebe, hieß es auf APA-Anfrage vom Koordinationsstab Coronavirus. Das Land habe deshalb in der Vorwoche eine Social-Media-Kampagne gestartet, um verstärkt Jugendliche zur Impfung zu motivieren. Seither hätten sich immerhin 1.000 neu vorgemerkt. Bei der Vergabe der Impftermine werde auch nicht mehr nach Altersgruppen vorgegangen, stattdessen werden laut Koordinationsstab der Reihe nach alle zur Impfung eingeladen, die sich vorgemerkt haben.

ribbon Zusammenfassung
  • Was vor ein paar Wochen viele nicht glauben wollte, die mehr oder weniger verzweifelt versuchten, einen Stich zu ergattern, scheint Realität.
  • Corona-Impfstoff ist genug vorhanden, die Zahl derjenigen, die sich immunisieren lassen wollen, sinkt offenbar zumindest in manchen Regionen.
  • Einige Bundesländer haben sich damit offensiv auf die Suche nach Impfwilligen begeben, mitunter auf kreative Weise.
  • In Wien und Niederösterreich wirbt man verstärkt um die Jungen. Auch andere Bundesländer überlegen, Werbekampagnen zu starten.
  • Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kündigte unterdessen an, dass bis September die Vollimmunisierung für alle möglich sei.

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