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Hygiene Austria: Weiterhin keine Details zu FFP2-Masken aus China

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Noch immer ist unklar, wie viele FFP2-Masken aus China bezogen und umetikettiert wurden. WKStA ermittelt weiter, mehrere Klagen wurden gegen das Unternehmen eingebracht.

Mehr als drei Monate nach der Hausdurchsuchung bei Hygiene Austria ist weiterhin offen, wie viele FFP2-Masken aus China bezogen und umetikettiert wurden. "Derzeit läuft eine forensische Prüfung des Unternehmens", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme von Hygiene Austria gegenüber den "Salzburger Nachrichten" (Donnerstagsausgabe). Man wolle das Unternehmen rasch wieder gut aufstellen und "zukunftsfit machen".

Das Textilunternehmen Palmers und der Fasersteller Lenzing gründeten im Frühjahr den Maskenhersteller Hygiene Austria als Joint Venture. Hygiene Austria musste Anfang März nach einer Hausdurchsuchung und Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) einräumen, FFP2-Masken zwar als "Made in Austria" beworben, einen Teil davon aber in China zugekauft zu haben. Im Fokus standen auch die Arbeitsbedingungen der großteils über Leiharbeitsfirmen beschäftigten Mitarbeiter. Nach der Hausdurchsuchung kam es zum Bruch zwischen Lenzing und Palmers. Der Faserhersteller zog zuerst seine Manager ab und übertrug dann Ende März den Hygiene-Austria-Firmenanteil an Palmers.

WKStA-Ermittlungen laufen

Die Ermittlungen der WKStA gegen Hygiene Austria laufen noch. Bei der Arbeiterkammer haben sich in den vergangenen Monaten mehr als 120 Leiharbeiter gemeldet, die bei beim Markenhersteller beschäftigt waren. Bereits mehr als 75 Klagen - der Großteil gegen Zeitarbeitsfirmen, aber auch mehrere gegen Hygiene Austria - hat die Arbeiterkammer beim Arbeits- und Sozialgericht eingereicht. "Wenn die Arbeitskräfteüberlasserfirma nicht zahlt, kann auch der Beschäftigerbetrieb haftbar gemacht werden", sagte die AK-Juristin Andrea Ebner-Pfeifer den "Salzburger Nachrichten".

Hygiene-Austria-Chef Tino Wieser im Interview

VKI klagt

Auch der Verein für Konsumenteninformation (VKI) geht im Auftrag des Sozialministeriums mit einer Klage gegen die nach Ansicht der Verbraucherschützer irreführende Bewerbung von FFP2-Masken der Hygiene Austria als "Made in Austria" vor. Weiters hat der Handelskonzern Rewe (u.a. Billa, Bipa, Penny) laut Zeitung rechtliche Schritte gegen den Maskenproduzenten eingeleitet.

Nach Angaben von Hygiene Austria werden am Firmensitz in Wiener Neudorf weiterhin Masken produziert. "Der Bedarf an zertifiziertem Maskenschutz ist in Österreich und weltweit groß: Das ist für uns ein Ansporn, die Produktion weiterzuführen und das Sortiment zu erweitern", hieß es gegenüber der Zeitung. Man habe neue Produktionsmaschinen angeschafft und betreibe 16 Maschinen für FFP2-Masken, drei für OP-Masken und sechs Maschinen für Mund-Nasen-Masken. Zu den Käufern der Masken wollte sich Hygiene Austria nicht äußern. Der heimische Handel hatte die FFP-Masken nach der Hausdurchsuchung im März aus dem Sortiment genommen.

ribbon Zusammenfassung
  • Mehr als drei Monate nach der Hausdurchsuchung bei Hygiene Austria ist weiterhin offen, wie viele FFP2-Masken aus China bezogen und umetikettiert wurden.
  • "Derzeit läuft eine forensische Prüfung des Unternehmens", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme von Hygiene Austria gegenüber den "Salzburger Nachrichten".
  • Man wolle das Unternehmen rasch wieder gut aufstellen und "zukunftsfit machen".

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