"Heute"-Chefredakteur: "Es gab keine Aufträge an die Redaktion"

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"Heute"-Chefredakteur Christian Nusser nimmt in "Pro und Contra" zu den Vorwürfen gegen sein Medium Stellung.

Im Umfeld der Tageszeitung "Heute" führte die Wirtschafts- und Korruptionsanwaltschaft (Wksta) zuletzt Hausdurchsuchungen durch. Anlass war eine Aussage von Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid. Er belastet die "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand und ihren Ehemann schwer. Auch Sebastian Kurz gilt in der Causa als Beschuldigter. Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft. Es geht um Bestechung, Untreue und Bestechlichkeit. 

"Heute"-Chefredakteur Christian Nusser sieht die Vorwürfe gegenüber der "Heute" so wie sie nach Bekanntwerden der Durchsuchung berichtet wurden als unbestätigt. In "Pro und Contra" nimmt er exklusiv Stellung. 

Was ist passiert?

Eva Dichand soll für eine Änderung des Stiftungsrechts lobbyiert und im Gegenzug positive Berichterstattung für Sebastian Kurz versprochen haben. Dichand soll auf mehr Regierungsinserate in der "Heute" und der "Krone" gedrängt haben, dem sei auch nachgekommen worden. 

Laut Medientransparenzdatenbank habe es nach 2017 einen sprunghaften Anstieg der Schaltungen des Finanzministeriums gegeben: Und zwar von 800.000 auf 1,3 bis 1,6 Millionen Euro bei der "Krone" und von 730.000 Euro auf 1 bis 1,2 Millionen Euro bei "Heute". 

Nussers volles Statement im Wortlaut: 

"Es gab keine Aufträge an die Redaktion, es gab keine Erfüllung von der Redaktion. Also wenn ich so etwas lese, dann erwarte ich mir zumindest, dass vorkommt, wenn die Frau Dichand oder der Herr Schmid irgendwie sagt "Da red' ich mit der Redaktion, da red' ich mit dem Ressortleiter, da red' ich mit der Chefredaktion, wem auch immer" - aber das kommt in den ganzen Seiten überhaupt nicht vor. Es findet sich auch in den ganzen Unterlagen kein Hinweis darauf, dass irgendeine wohlwollende Berichterstattung stattgefunden hat. Im Gegenteil: Wenn man sich das genau durchliest, dann zitiert die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft auch Studien - Vergleiche zwischen "Österreich" und "Heute" - wo eben explizit drinnen steht, dass wir keine positive Berichterstattung gegen den Herrn Kurz gehabt haben." 

Damit bekräftigt Nusser, was er bereits in seiner in seiner Kolumne "Kopfnüsse" vermeldete. Für die Vorwürfe der Bestechlichkeit sieht er in den Ermittlungs-Unterlagen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft keine Belege. Er sieht eine funktionierende Abgrenzung zwischen Redaktion und Management. In Medienberichten zur Hausdurchsuchung, den "wilde[n] Anwürfen", wie Nusser es nennt, würde "ein übles Sittenbild gemalt, die Farben könnten greller nicht sein. Eines hat mich auch verstört, gebe ich unumwunden zu." Er habe von den Vereinbarungen und Hinterzimmer-Gesprächen nichts gewusst.

Was die Untersuchung tatsächlich sagt

"Heute"-Chefredakteur Nusser bezieht sich auf eine Untersuchung des Medienwatchblogs "Kobuk.at". Darin wurde die Wahlkampfberichterstattung 2019 der Tageszeitung "Österreich" sowie der "Heute" analysiert. "Österreich" stach durch sehr umfangreiche und positive Berichterstattung hervor - aber auch in der "Heute" wurde hauptsächlich positiv über die ÖVP berichtet. Laut dieser Untersuchung wurden in der "Heute" mehr Inserate als in der "Österreich" geschaltet.

Pro und Contra: Wer profitiert von den mächtigen Netzwerken?

Gibt es Verhaberung zwischen Medien und Politik? Darüber diskutiert in Pro und Contra eine informierte Runde, bestehend aus Eva Hieblinger-Schütz, Christian Nusser, Martin Kreutner und Florian Skrabal.

ribbon Zusammenfassung
  • "Heute"-Chefredakteur Christian Nusser nimmt in "Pro und Contra" zu den Vorwürfen gegen sein Medium Stellung.

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