Herzschrittmacher sind ohne Gefahr wiederverwendbar
Herzschrittmacher und implantierbare Defibrillatoren "überleben" oft ihre Träger. Sie werden in den reichen Staaten der Erde dann zum Sondermüll oder werden "beerdigt", während viele Menschen in den finanziell schwächeren Ländern mit dringendem Versorgungsbedarf sterben, weil sie die teuren Geräte nicht bezahlen können bzw. bezahlt bekommen.
Thomas Crawford, Herz-Rhythmologe an der University of Michigan in Ann Arbor in den USA, sagte dazu bei dem Kongress: "Patienten in vielen Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMICs; Anm.) haben immer noch sehr eingeschränkten Zugang zu Herzschrittmachern, obwohl diese in Ländern mit höherem Einkommen routinemäßig eingesetzt werden. Tatsächlich ist der Zugang zur Schrittmacherimplantation in Afrika etwa 200-mal seltener als in Europa."
Der Kardiologe hat deshalb ein internationales Projekt ("My Heart Your Heart") mitorganisiert. Entwickelt wurde, so der Experte "ein umfassendes Protokoll für Reinigung, Funktionsprüfung und Sterilisation" der Implantate. Von der US-Arzneimittelbehörde FDA erwirkte man auch die Zulassung für den Export der "reconditioned Devices". Gestartet wurde schließlich auch eine klinische Studie, um die Sicherheit der wiederaufbereiteten Pacemaker im Vergleich zu neuen Geräten zu dokumentieren.
Die wissenschaftliche Untersuchung fand von Mai 2022 bis Juni 2024 in Kenia, Mexiko, Mosambik, Nigeria, Paraguay, Sierra Leone und Venezuela statt. Erwachsene Patienten mit einer Lebenserwartung von mindestens zwei Jahren, einem hochgradigen Bedarf für einen Herzschrittmacher und ohne finanzielle Mittel für ein neues Gerät wurden im Verhältnis eins zu eins per Zufall zwei Vergleichsgruppen zugeteilt, um einen überholten oder einen neuen Herzschrittmacher zu bekommen.
An der Studie nahmen 306 Patienten mit einem Durchschnittsalter von etwa 71 Jahren teil. Etwa die Hälfte der Patienten war weiblich. Für 259 Patienten (84,9 Prozent) lagen Nachuntersuchungsdaten nach zwölf Monaten vor.
Kein Unterschied bei Infektionen
Eine erhöhte Infektionsgefahr mit den wiederbenutzten Schrittmachern gab es nicht. Innerhalb von einem Jahr traten in der Gruppe mit generalüberholten Herzschrittmachern zwei, in der Gruppe mit neuen Herzschrittmachern drei Infektionen im Implantationsbereich auf, die eine Entfernung der Geräte erforderten. Insgesamt lag die Häufigkeit verfahrensbedingter Infektionen nach zwölf Monaten bei 1,6 Prozent in der Gruppe mit generalüberholten Herzschrittmachern und bei 3,1 Prozent in der Gruppe mit neuen Herzschrittmachern.
In keiner der beiden Gruppen kam es zu Störungen der Funktion der Geräte. Ein Wechsel der Elektroden zur Übertragung der Stromimpulse wurde bei neun Patienten der Gruppe mit den wiederverwerteten Herzschrittmachern und fünf Patienten der Gruppe mit neuem Herzschrittmacher durchgeführt. Unabhängig von den Eingriffen kam es in der Gruppe mit den Second-Hand-Geräten zu vier Todesfällen, in der Gruppe mit neuem Herzschrittmacher zu zwei Todesfällen.
Sicherheit dokumentiert
Zusammenfassend sagte Crawford: "Unsere Studie belegt die Sicherheit von Herzschrittmachern, die nach einem spezifischen Protokoll generalüberholt wurden. Dabei wurden keine anderen Infektionsraten als bei neuen Herzschrittmachern festgestellt. Es kam zu keinen Fehlfunktionen."
Die Arbeit des Projekts 'My Heart Your Heart' soll als Vorbild dienen, das von anderen Organisationen nachvollzogen werden kann, um eine breitere Wiederverwendung von Herzschrittmachern zu ermöglichen. Der Kardiologe: "Wir möchten unser Angebot auch auf generalüberholte implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren ausweiten, die noch teurer und für viele Patienten weltweit unerschwinglich sind." Diese Geräte sollen vor einem plötzlichen Herztod durch Kammerflimmern schützen.
Zusammenfassung
- Eine internationale Studie mit 306 Patient:innen in sieben Ländern zeigte, dass generalüberholte Herzschrittmacher nach einem speziellen Protokoll keine höhere Infektionsrate aufweisen als neue Geräte.
- Nach zwölf Monaten lag die Infektionsrate bei den wiederaufbereiteten Herzschrittmachern bei 1,6 Prozent, während sie in der Vergleichsgruppe mit neuen Geräten 3,1 Prozent betrug.
- Das Projekt 'My Heart Your Heart' will mit diesen Ergebnissen die Wiederverwendung von Herzschrittmachern und künftig auch von Defibrillatoren in Ländern mit geringem Einkommen ausweiten.