APA/APA/LPD WIEN

Haft nach Attacke mit Vorschlaghammer auf Polizeiauto

Heute, 09:08 · Lesedauer 4 min

Die aufsehenerregende Attacke mit einem Vorschlaghammer auf ein Wiener Polizeiauto am 15. März hatte am Donnerstag ein gerichtliches Nachspiel. Ein 26-Jähriger musste sich u.a. wegen schwerer Sachbeschädigung verantworten, weil er bei einer Schwerpunktaktion "Mehr Sicherheit für Wien" der Polizei mit dem fünf Kilo schweren Werkzeug auf die Motorhaube des Exekutivautos einschlug. Er muss zwölf Monate in Haft, vier davon unbedingt. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

Polizistinnen, Polizisten und Beamte der Stadt Wien waren an dem Samstagnachmittag in der Inneren Mariahilfer Straße mit einem Kontrollschwerpunkt zu E-Scooterfahrern beschäftigt, als der damals 25-Jährige plötzlich mit einem Roller kam, den Vorschlaghammer zückte und plötzlich mit voller Wucht auf das Auto einschlug. Dann ging er zu den Polizisten und ließ sich widerstandslos festnehmen. "Für mich war es ein Hilferuf", sagte der junge Mann am Donnerstag vor Gericht. "Ich hab weder vor- noch rückwärts gewusst."

Der Oberösterreicher war eigentlich nach einer bedingten Verurteilung und Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum wegen gefährlicher Drohung im Dezember in einer betreuten Wohneinheit untergebracht. Er hielt sich jedoch nicht an die Auflagen, wie das Nachgehen einer Beschäftigung, die Inanspruchnahme von Psychotherapie und das Einnehmen von Medikamenten. Als er dann auch noch absichtlich das Badezimmer geflutet haben soll, verlor er den Wohnplatz. "Das hat von Anfang an dort nicht funktioniert", monierte der 26-Jährige. Auch seinen Bewährungshelfer lehnte er ab. "Ich wollte ihn nicht mehr sehen. Es hat mir nichts gebracht. Das hat mir meine Zeit verschwendet."

Hammer für "zukünftige" Arbeiten

Deshalb besorgte er sich einen Vorschlaghammer in einem großen Bauhaus. "Ich hab' ein gutes Angebot gesehen und hab' ihn gekauft", sagte der Oberösterreicher. Auf die Frage der Richterin, wozu er den brauche, meinte er: "Für die Zukunft. Falls ich einmal ein Haus baue oder Wände einschlage". Vielmehr hämmerte er damit auf das Polizeiauto ein.

Nach seiner Festnahme wurde bei ihm Munition gefunden, die er eigentlich wegen eines aufrechten Waffenverbots nicht besitzen durfte. Das wurde ihm nach der letzten Verurteilung wegen gefährlicher Drohung auferlegt, weil er mit einem Jagdgewehr auf zwei Passanten zielte. Bei ihm entdeckten die Polizisten auch einen Aufenthaltstitel einer Frau, was als Urkundenunterdrückung angeklagt war. Das Dokument habe er bei einer Ticketkontrolle bei der U3-Station Gasometer entdeckt, behauptete er. "Ich hab es aufgehoben und mitgenommen. Ich wollte es abgeben", sagte der 26-Jährige.

Gestohlenes Handy geortet

Die Frau, der der Aufenthaltstitel gehört, gab jedoch bei der Polizei an, dass dieser in einer Tasche war, die ihr im Dezember in einer Innenstadt-Diskothek gestohlen wurde. Entwendet wurde ihr auch das Handy, das sie später orten konnte. Das Mobiltelefon loggte sich nach dem Diebstahl genau bei jener Adresse in Ottakring ein, wo der 26-Jährige gewohnt hat. Fotos aus der Überwachungskamera in dem Lokal sollen den jungen Mann dabei gefilmt haben. Dieser bestritt vehement, mit dem Diebstahl in der beliebten Disco etwas zu tun zu haben. "Ich war da noch nie drinnen", sagte er. Neben schwerer Sachbeschädigung wurde er heute auch wegen Diebstahls, Urkundenunterdrückung und wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz verurteilt.

Laut wurde der 26-Jährige bei dem Prozess öfter, doch als die Richterin in ihrer Urteilsbegründung erwähnte, dass neben der sichergestellten Munition auch der Vorschlaghammer konfisziert wird, zeigte sich der Mann aufgebracht. "Ich muss jetzt zum Baumarkt gehen und um 44 Euro den Vorschlaghammer wieder kaufen", schrie er mehrfach dazwischen. "Es ist besser, Sie hämmern nirgends mehr", sagte die Richterin. Ein psychologischer Sachverständiger wird den Mann nun im Gefängnis begutachten, ob nicht eine unbedingte Einweisung besser für ihn wäre. "Es ist nötig, Sie weiter anzuhalten", sagte die Richterin. "Das Risiko ist zu groß, dass wieder was passiert."

Zusammenfassung
  • Ein 26-jähriger Mann wurde zu zwölf Monaten Haft verurteilt, nachdem er mit einem fünf Kilo schweren Vorschlaghammer auf ein Polizeiauto in Wien eingeschlagen hatte. Die Tat ereignete sich am 15. März während einer Polizeikontrolle.
  • Der Täter, der sich in einer schwierigen Lebenssituation befand, erklärte die Tat als Hilferuf. Nach seiner Festnahme wurden bei ihm Munition und ein Aufenthaltstitel gefunden, was zu weiteren Anklagen führte.
  • Neben der Sachbeschädigung wurde der Mann auch wegen Diebstahls und Verstoßes gegen das Waffengesetz verurteilt. Ein psychologischer Sachverständiger soll nun klären, ob eine unbedingte Einweisung nötig ist.