Greenpeace warnt
"Österreich nicht vorbereitet": Grundwasser wird knapp
So zeigten 26 einen sehr niedrigen und 111 einen niedrigen Wasserstand (Stand: 15. Juli), das sind fast 60 Prozent der Messstellen. Die NGO rief die Regierung erneut dazu auf, das angekündigte Wasserentnahme-Register rasch umzusetzen. Es brauche insgesamt eine echte Wende in der Wasserpolitik.
"Bei mehr als jeder zehnten Grundwassermessstelle liegt der Wasserstand so niedrig wie Mitte Juli noch nie. Besonders betroffen sind die westlichen Bundesländer, wo sich der schneearme Winter und regenarme Frühling noch immer drastisch bemerkbar machen", hieß es in einer Aussendung der NGO am Mittwoch.
Der Wasserhaushalt stehe unter Druck, daran hätten auch die Niederschläge im Juli nichts geändert, so Sebastian Theissing-Matei, Wasserexperte bei Greenpeace unter Hinweis auf die Klimakrise.
Im Bundesländervergleich zeigt sich das West-Ost-Gefälle jedenfalls deutlich: In Tirol stehen 86 Prozent der Messstellen auf niedrigem oder sehr niedrigen Niveau. In Salzburg sind es 85 Prozent - im Burgenland zeigen 60 Prozent aller Messstellen niedrige Werte.
Österreich ist aus Sicht der NGO nicht ausreichend auf die zunehmende Konkurrenz um das knapper werdende Wasser vorbereitet. Eine echte Wende in der Wasserpolitik würde nicht nur das angekündigte Wasserentnahme-Register benötigen, sondern auch eine umfassende Wasserstrategie, die alle Bereiche des Verbrauchs einbezieht und die Renaturierung von Flussläufen, denn diese würden die Niederschläge besser aufnehmen und speichern können . "Was wir jetzt versäumen, wird uns morgen teuer zu stehen kommen", warnte Theissing-Matei.
Europaweites Problem
Zu den Greenpeace-Forderungen, die von der NGO bereits im Zuge einer Analyse der Wassermengen in Österreichs Flüssen erhoben worden sind, gehört zudem die Bepreisung von Wasserentnahmen durch Industriebetriebe.
Einen solchen Preis müsste die Regierung dann vorschreiben, wenn diese Entnahmen "Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit oder die Umwelt haben. Dies wird eigentlich bereits im Artikel 9 der EU-Wasserrahmenrichtlinie geregelt. Derzeit bezahlen Industriebetriebe in Österreich in der Regel nichts für die direkte Entnahme des Allgemeinguts Wasser", hieß es dazu.
Ein Problem mit dem Grundwasser gibt es seit mehreren Jahren nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa. Unter anderem wies die TU Graz in einer 2023 publizierten Studie unter Hinweis auf Satellitenauswertungen auf den Umstand hin, dass der Kontinent unter einer schweren Dürre leide.
"Auf dem gesamten Kontinent ist der Grundwasserspiegel seit 2018 konstant niedrig, auch wenn Extremwetterereignisse mit Überschwemmungen zeitweilig ein anderes Bild vermitteln", berichtete die TU Graz damals. Für Experten ist das auf Folgen des menschengemachten Klimawandels zurückzuführen.
Video: Klimaanlagen-Boom wegen Rekordhitze
Zusammenfassung
- Eine aktuelle Greenpeace-Analyse zeigt, dass an fast 60 Prozent der 231 österreichischen Grundwassermessstellen der Wasserstand niedrig oder sehr niedrig ist.
- Besonders betroffen sind Tirol mit 86 Prozent und Salzburg mit 85 Prozent der Messstellen, während Greenpeace die Regierung zu raschen Maßnahmen wie einem Wasserentnahme-Register und einer umfassenden Wasserstrategie auffordert.
- Das Problem ist europaweit verbreitet und wird laut TU Graz und Greenpeace auf die Folgen des Klimawandels sowie unzureichende Wasserpolitik zurückgeführt.