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Greenpeace warnt vor Wasserverlust in Österreichs Flüssen

02. Juli 2025 · Lesedauer 3 min

Österreichs Flüsse haben dramatisch an Wasser verloren. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Greenpeace-Analyse: In 15 von 18 untersuchten Fließgewässern wurde eine durchschnittlich geringere Wassermenge in den Sommermonaten von 2000 bis 2022 als in den Jahren 1977 bis 1999 gemessen. In Vorarlberg und im Burgenland haben Flüsse bis zu 41 Prozent Wasser eingebüßt. "Dieses Alarmsignal dürfen wir nicht ignorieren", sagte Greenpeace-Sprecher Sebastian Theissing-Matei.

Die Umwelt-NGO hat über 78.000 Messwerte von 18 österreichischen Flüssen in den Sommermonaten Juli bis September bezüglich ihrer durchschnittlichen Wassermengen und der geringsten Wasserstände verglichen. Demnach fließt in Österreichs Flüssen im Sommer nicht nur insgesamt weniger Wasser. Auch die niedrigsten Wasserstände werden im Schnitt immer geringer. So sind die monatlichen Tiefstwerte der Wasserstände bei 14 von 18 Flüssen gesunken - in der Pinka sogar um knapp 60 Prozent.

Bei der burgenländischen Strem wurde durchschnittlich 41 Prozent weniger Wasser gemessen als im Zeitraum 1977 bis 1999, und auch bei der Pinka wurde knapp ein Viertel weniger festgestellt. In Vorarlberg erlebt vor allem der Lech trockene Zeiten, mit durchschnittlich 16 Prozent weniger Wassermassen, sowie der Rhein mit zwölf Prozent geringerer Menge. Die Donau, Österreichs wasserreichster Fluss, hat im analysierten Zeitraum so viel kühles Nass verloren wie die Mur führt.

Österreichischer Wasserkreislauf aus dem Gleichgewicht

Die Ergebnisse passen laut Greenpeace zur generellen Entwicklung der Wasserkreisläufe in Österreich: Viele der wichtigsten heimischen Flüsse führten in den heißen Sommermonaten weniger Wasser als noch vor wenigen Jahrzehnten. "Der Wasserkreislauf ist die Grundlage allen Lebens. Gerät er weiter aus dem Gleichgewicht, drohen massive Folgen für Ökosysteme, die Landwirtschaft - und letztlich für uns alle", so Theissing-Matei. Denn durch die menschengemachte Klimakrise geraten das Wetter und dadurch lebenswichtige Wasserkreisläufe und Ökosysteme in eine Schieflage: Einerseits werden Starkregen und Fluten immer häufiger, andererseits kommt es öfter zu Trocken- und Dürrephasen.

Dringender Handlungsbedarf

"Steigende Wassertemperaturen und abnehmende Durchflüsse in den Sommermonaten führen zu weiteren negativen Auswirkungen auf die Lebewelt der Fließgewässer. Diese Änderungen treffen die Regionen Österreichs unterschiedlich, der Trend wird sich in den nächsten Jahrzehnten fortsetzen. Daher müssen wir als Gesellschaft jetzt entschlossen handeln", sagte Thomas Hein von der Universität für Bodenkultur (Boku). Greenpeace fordert von der Regierung und Umweltminister Norbert Totschnig (ÖVP) unter anderem ein transparentes Wasserentnahme-Register, eine Wasserstrategie, die Bepreisung von Entnahmen durch die Industrie und eine umfangreichere Renaturierung von Flüssen.

(S E R V I C E - Factsheet zur Analyse https://drive.google.com/file/d/1_9OLd0FRjUEOaRCJocoN1woa-CuD2nuZ/view )

Zusammenfassung
  • Eine Greenpeace-Analyse zeigt, dass 15 von 18 untersuchten österreichischen Flüssen in den Sommermonaten 2000 bis 2022 deutlich weniger Wasser führten als im Vergleichszeitraum 1977 bis 1999.
  • Besonders betroffen sind Flüsse in Vorarlberg und im Burgenland, wo bis zu 41 Prozent weniger Wasser gemessen wurde und die monatlichen Tiefstwerte der Wasserstände bei 14 von 18 Flüssen, etwa der Pinka, um knapp 60 Prozent sanken.
  • Greenpeace und Experten wie Thomas Hein (Boku) warnen vor massiven Folgen für Ökosysteme und Landwirtschaft und fordern politische Maßnahmen wie ein Wasserentnahme-Register, eine Wasserstrategie und mehr Renaturierung.