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Experte: Privatpools als große Gefahr für Kinder-Badeunfälle

02. Juli 2025 · Lesedauer 3 min

Um das Ertrinken von Kindern bei Badeunfällen zu vermeiden, sollten Kinder möglichst früh schwimmen lernen und Erwachsene die Gefahr nicht unterschätzen. Das sagte Thomas Wagner, stationsführender Oberarzt der Kinderintensivstation der Klinik Donaustadt, am Mittwoch zur APA. Ertrinken zählt zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern in Bezug auf Unfälle. Das größte Risiko sieht der Mediziner in privaten Pools: "Da gibt es keine Aufsicht und nicht genügend Sicherung."

Jährlich ertrinken in Österreich rund 40 Menschen, teilte der österreichische Samariterbund am Mittwoch in einer Aussendung mit. Die meisten Badeunfälle, bei denen Kinder ertrinken, seien vermeidbar, sagte Intensivmediziner Wagner im Gespräch mit der APA. Es fehle mitunter an Bewusstsein für die Gefahr bei Erwachsenen. "Die Unfälle geschehen üblicherweise im privaten Umfeld." Typische Momente seien, wenn Kinder nahe am ungesicherten Pool spielen und die Eltern kurz abgelenkt sind - durch einen Anruf etwa oder weil sie schnell auf die Toilette gehen. Oder auch, wenn viele Menschen und mehrere Kinder vor Ort sind und die Situation unübersichtlich ist. Seine Forderung: Gruppen sollten eine Person bestimmen, "die sich ausschließlich um die Kinder kümmert, die ausschließlich darauf achtet, welche Kinder nahe dem Wasser sind".

Der zweite zentrale Punkt sei, "dass wir in einer Gesellschaft leben, in der erschreckend viele Kinder gar nicht schwimmen können und nicht schwimmen lernen". Wagner riet dazu, Kindern möglichst früh das Schwimmen beizubringen, ab einem Alter von drei Jahren sei das grundsätzlich möglich. Alle anderen müssen immer eine passende Schwimmhilfe benutzen, auch unter Aufsicht. Auch der Samariterbund betonte in der Aussendung, dass Schwimmflügel und -reifen die Aufsichtspflicht der Eltern nicht ersetzen.

Dass ein Kind untergehe, passiere sehr schnell. Besonders in trübem Wasser seien Kinder schwierig zu finden. Doch je länger es dauert, jemanden aus dem Wasser zu retten, desto gefährlicher: Ab einer Dauer von drei Minuten unter Wasser komme es in der Regel zu einer Hirnschädigung. Geht ein Kind unter, müssen Erwachsene sofort die Rettungskette aktivieren und Notfallmaßnahmen ergreifen. "Das Entscheidende ist, die Luft in die Lunge des Kindes zu bekommen, wenn es nicht mehr atmet." Der größte Irrglaube sei, dass man das Wasser wieder aus der Lunge hinaus rinnen lassen kann. Eltern legt der Kinderintensivmediziner auch nahe, einen Erste-Hilfe-Kurs zu belegen, um im Notfall richtig reagieren zu können.

53 Kinder zwischen 2007 und 2021 ertrunken

Laut dem Fokusreport des Forschungszentrums für Kinderunfälle in Graz aus dem Jahr 2022 sind zwischen 2007 und 2021 in Österreich 53 Kinder ertrunken, die meisten davon waren unter vier Jahre alt. "Wenn man das hochrechnet, haben im Jahr zwischen drei und vier Kinder, die wir verlieren", sagte Wagner.

Auf der Kinderintensivstation der Klinik Donaustadt werden pro Jahr etwa fünf bis sieben Kinder nach Badeunfällen behandelt, schätzt der Oberarzt. Die Behandlung hänge vor allem davon ab, wie ausgeprägt die Schädigung ist, mit der das Kind ins Spital kommt. "Wir können dann versuchen zu verhindern, dass es zu einem Fortführen dieser Schädigung kommt. Aber das, was am Anfang passiert, bis die Hilfe einsetzt - das lässt sich nicht beeinflussen."

Zusammenfassung
  • Privatpools gelten laut Kinderintensivmediziner Thomas Wagner als größte Gefahr für tödliche Badeunfälle bei Kindern, da es dort oft an Aufsicht und Sicherung fehlt.
  • In Österreich ertrinken jährlich rund 40 Menschen, und zwischen 2007 und 2021 verloren 53 Kinder – meist unter vier Jahren – ihr Leben durch Badeunfälle.
  • Wagner empfiehlt, Kinder möglichst früh schwimmen zu lehren und fordert, dass in Gruppen immer eine Person bestimmt wird, die ausschließlich auf die Kinder am Wasser achtet.