APA/APA (Archiv/Neubauer)/HERBERT NEUBAUER

Ex-Polizist wegen Schutzgelderpressung in Wien vor Gericht

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Ein Ex-Häftling soll vom Vater des ehemaligen Zellengenossen Schutzgeld verlangt haben, ein Ex-Polizist soll bei der Erpressung seinen "Security" gegeben haben. Am Freitag wurde dem muskulösen Mann, der inzwischen als Türsteher arbeitet, der Prozess gemacht.

Am 22. Februar soll es in einen Kaffeehaus in Wien-Ottakring zu einem Treffen gekommen sein, mit dem sich am Freitag ein Schöffensenat in Wien-Josefstadt beschäftigte: Ein 34-Jähriger traf sich mit einem mehrfach vorbestraften Mann, mit dem sich sein Vater von 2017 bis 2018 eine Zelle teilte. Der Mann verlangte 100.000 Euro, weil er in der Haft auf ihn "aufgepasst" und ihm einen begehrten Hausarbeiter-Job vermittelt haben soll.

Mit dabei war ein Bosnien stammenden Ex-Polizisten, den der Vorbestrafte mitgebracht hatte, um den 34-Jährigen einzuschüchtern. Um ihn ging es im Prozess, von seinem mutmaßlichen Chef fehlt jede Spur. Er hat sich im Vorjahr - vermutlich in Richtung Ex-Jugoslawien - abgesetzt. Gegen ihn liegt eine Festnahmeanordnung der Staatsanwaltschaft Wien vor.

Geld oder Familie wird angezündet

"Aus Angst bin ich hingegangen, damit er mir nicht durch die Tür kommt", schilderte der 34-Jährige im Zeugenstand das Treffen im Kaffeehaus. Fünf bis sieben weitere Personen, darunter auch der Angeklagte, seien mit am Tisch gesessen: "Sie haben mich in eine Ecke getrieben." Ihm sei gesagt worden, dass jetzt er zahlen müsse, sonst würden "mein Haus und meine Familie angezündet", erinnerte sich der Zeuge.

Der frühere Zellen-Genosse seines Vaters habe ihm "einen Faustschlag auf die Lippe gegeben, dass ein Zahn halb rausgebrochen ist, als ich gesagt habe, ich hab' das Geld nicht", schilderte der 34-Jährige. Darauf habe er vorgegeben, 20.000, maximal 30.000 Euro "aufstellen" zu können. Da habe man ihn gehen lassen.

Angeklagter "nur daneben gesessen"

Interessant wurde es, als der 34-Jährige gefragt wurde, inwiefern der Angeklagte - dieser ist untertags als Türsteher in einer Nobelboutique in der Innenstadt und abends als Security in einer Großraumdisco in Favoriten beschäftigt und entsprechend gebaut - zu dem Bedrohungsszenario im Kaffeehaus beigetragen habe. "Er ist nur daneben gesessen. Mit ihm habe ich überhaupt kein Problem gehabt. Er hat nur gesagt, wenn ich wem Geld schulde, soll ich es ihm halt geben. Das war's", lautete die Antwort.

Das bestätigte die Angaben des 35-jährigen Ex-Polizisten, der sich in seiner Einvernahme als "in keinem Sinn schuldig" bezeichnet hatte. Er habe einen Bekannten ins Kaffeehaus begleitet, plötzlich habe sich der Zeuge an den Tisch gesetzt. Näheres habe er gar nicht mitbekommen: "Ich hab' mit meiner Frau auf Instagram geschrieben."

Ex-Polizist auf freiem Fuß

Nach der Aussage des Zeugen stellten Christian Werner und Philipp Wolm, die Verteidiger des Ex-Polizisten, mangels dringenden Tatverdachts einen Enthaftungsantrag. Diesem wurde stattgegeben. Die Verhandlung gegen den 35-Jährigen musste zur Einvernahme weiterer Zeugen vertagt werden. Der Ex-Polizist wurde unverzüglich auf freien Fuß gesetzt.

Geld war schlussendlich keines geflossen. Der laut Anklage Erpresste hatte sich nach dem erlittenen Faustschlag im Kaffeehaus zu seinem Anwalt Rudolf Mayer gegeben, der wiederum die Polizei einschaltete.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Ex-Häftling soll vom Vater des ehemaligen Zellengenossen Schutzgeld verlangt haben, ein Ex-Polizist soll bei der Erpressung seinen "Security" gegeben haben.
  • Am Freitag wurde dem muskulösen Mann, der inzwischen als Türsteher arbeitet, der Prozess gemacht.