APA/APA/dpa/Sebastian Kahnert

Ex-Hospizkoordinatorin: "Es geht um ein würdevolles Sterben"

0

Ab 2022 ist in Österreich die Hilfe zur Selbsttötung erlaubt. Christine Weber von der ÖGHL begrüßt den Beschluss. Im PULS 24 Interview erklärt die ehemalige Hospizkoordinatorin, warum es so wichtig ist, Schwerkranken die Möglichkeit offenzulassen, sich für ein "würdevolles Lebensende" zu entscheiden.

Bei der Sterbehilfe gehe es, um die Freiheit sein Lebensende selbst zu bestimmen, meint Christine Weber von der Österreichischen Gesellschaft für ein humanes Lebensende (ÖGHL). Es sei ein Grund- und Menschenrecht, denn es stehe "jedem frei wählen zu dürfen welchen Weg man geht, ohne jede moralische Bewertung".

"Vieles spielt sich im Kopf ab"

Weber selbst hat acht Jahre als Hospizkoordinatorin in Zwettl im Waldviertel gearbeitet. Dort habe sie einige Menschen kennengelernt, die oft jahrelang unter Schmerzen und Leid gelitten haben. Für manche sei dieser Zustand unerträglich gewesen. "Warum dürfen diese Menschen nicht selbstbestimmend sein? Es geht um ein würdevolles Sterben. Diese Menschen wollen kein unwürdiges Leben. Sie wollen lächelnd und friedlich von dieser Welt gehen", erklärt Weber gegenüber PULS 24.

Dabei spiele sich vieles im Kopf ab. Für manche Schwerkranke sei es wichtig zu wissen, dass "wenn es nicht mehr geht", die Option für den begleiteten Suizid bestehe. Diese letzte Möglichkeit entspanne die Menschen. Neben der Sterbehilfe sollte man allerdings, auch die Palliativ- und Hospizbehandlung gleichermaßen anbieten. Daher würde sie mit Betroffenen "offen reden und immer wieder darauf hinweisen, dass es auch die Möglichkeit einer Schmerztherapie gibt".

Für humanes Lebensende "mit sich im Reinen sein"

"Der Wunsch muss von einem selbst kommen. Es darf keinen Druck von außen und keinen Missbrauch geben", so die ehemalige Hospizkoordinatorin zu der Frage, wer über die Angemessenheit von Sterbehilfe entscheiden soll. Daher brauche es ihrer Meinung nach drei Gutachten – zwei ärztliche und ein psychologisches. Einen Nachteil sieht Weber in Sterbehilfeorganisationen, die daraus ein Geschäft machen wollen. "Das ist nicht in Ordnung", kritisiert Weber im Interview. Die Hilfe zur Selbsttötung soll "für jeden zugänglich sein" und sollte nicht vom Preis abhängig sein.

Auf die Frage, wie Weber ein humanes Lebensende definiere, antwortet sie: "Ein humanes Lebensende bedeutet mit sich und der Umwelt im Reinen zu sein. Es geht darum gelöst zu sein (…) und friedlich mit sich selbst. Das ist ein würdevolles Lebensende".

Der Impuls-Themenabend zum Tabuthema Sterbehilfe am Dienstag, 19. Oktober, um 19:25 Uhr auf PULS 24.

ribbon Zusammenfassung
  • Ab 2022 ist in Österreich die Hilfe zur Selbsttötung erlaubt. Christine Weber von der Österreichischen Gesellschaft für ein humanes Lebensende (ÖGHL) begrüßt den Beschluss.
  • Bei der Sterbehilfe gehe es, um die Freiheit sein Lebensende selbst zu bestimmen, meint die ehemalige Hospizkoordinatorin im PULS 24 Interview.
  • Es sei ein Grund- und Menschenrecht, denn es stehe "jedem frei wählen zu dürfen welchen Weg man geht, ohne jede moralische Bewertung".
  • Für manche Schwerkranke sei es wichtig zu wissen, dass "wenn es nicht mehr geht", die Option für den begleiteten Suizid bestehe. Diese letzte Möglichkeit entspanne die Menschen.
  • Neben der Sterbehilfe sollte man allerdings, auch die Palliativ- und Hospizbehandlung gleichermaßen anbieten. Daher würde sie mit Betroffenen "offen reden und immer wieder darauf hinweisen, dass es auch die Möglichkeit einer Schmerztherapie gibt".
  • "Der Wunsch muss von einem selbst kommen. Es darf keinen Druck von außen und keinen Missbrauch geben", so Weber. "Ein humanes Lebensende bedeutet mit sich und der Umwelt im Reinen zu sein. Es geht darum gelöst zu sein."

Mehr aus Chronik