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EU-Rechnungshof übt Kritik an Mitteleinsatz gegen Waldbrände

11. Juni 2025 · Lesedauer 4 min

Der Europäische Rechnungshof (ERH) übt Kritik am zu wenig wirksamen Einsatz von EU-Hilfen zur Bekämpfung von Waldbränden. Das geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Sonderbericht hervor. Es gebe zu wenig Daten über die Höhe der Mittel, keinen Überblick und keine einheitliche Strategie. Begrüßt wird dagegen die konstatierte Verstärkung der Präventivmaßnahmen, da Waldbrände auch im Gebiet der EU in den vergangenen Jahren immer häufiger und verheerender geworden seien.

Vor allem im Rahmen des Corona-Aufbaufonds (Aufbau- und Resilienzfazilität, ARF) seien die Ausgaben für die vorbeugende Waldbrand-Bekämpfung - etwa durch Anlage von Brandschneisen oder durch Ersatz besonders leicht brennbarer Vegetation wie Eukalyptus durch andere Arten - deutlich mehr geworden, so die Prüfer. In Portugal etwa sei der Anteil der Ausgaben für Präventionsmaßnahmen zwischen 2017 und 2022 von 20 auf 61 Prozent gestiegen. In der spanischen Region Galicien gehe bereits seit 2018 der größte Teil der Mittel in diesen Bereich.

Der Klimawandel mache die Lage der europäischen Wälder immer schlimmer, betonte Nikolaos Milionis, beim ERH für den Bericht zuständig, in einem Briefing. Weiterhin sei jedoch der Mensch der Hauptverursacher der Waldbrände. "Die Verstärkung der Präventivmaßnahmen ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Um jedoch zu verhindern, dass die Wirkung der EU-Unterstützung sofort wieder verpufft, müssen die EU-Gelder so ausgegeben werden, dass bestmögliche und nachhaltige Ergebnisse erzielt werden."

Laut dem Bericht, der stichprobenartig die Mitgliedsländer Griechenland, Spanien, Polen und Portugal erfasst, erhielten etwa Griechenland 470 Millionen Euro, Portugal 390 Millionen Euro für Präventivmaßnahmen aus dem Corona-Aufbaufonds. Doch die EU-Prüfer kritisieren, dass die Gelder mitunter zu wenig gezielt eingesetzt würden. So seien etwa in einigen spanischen Regionen die Mittel ohne Priorisierung auf alle Provinzen verteilt worden oder sei die Liste der waldbrandgefährdeten Gebiete in Griechenland über 45 Jahre alt. Ein herausragendes Beispiel für veraltete Informationen wurde in Portugal konstatiert: Weil die zugrunde gelegte alte Gefahrenkarte einen später erfolgten Staudammbau nicht berücksichtigte, sollten EU-Gelder zur Bekämpfung von Waldbränden auch in ein teilweise vom Stausee überflutetes Gebiet fließen, berichtete ERH-Prüfer José Parente.

Auch die Nachhaltigkeit der Maßnahmen ist laut ERH zu wenig gesichert. Speziell bei Eingriffen in die Vegetation müssten Maßnahmen schon nach wenigen Jahren wiederholt werden. Es gebe aber kein koordiniertes Monitoring dazu. Zu der Sinnhaftigkeit der getroffenen Maßnahmen äußere sich der EU-Rechnungshof nicht, unterstrich Milionis, man könne lediglich untersuchen, ob die Gelder dort eingesetzt würden, wo sie die größte Wirkung erzielten. Um dies sicherzustellen brauche es auch einen erhöhten Informationsaustausch, etwa über good practice-Beispiele. Die unmittelbaren Maßnahmen gegen Waldbrände und das Katastrophenschutzverfahren der EU will sich der ERH zu einem späteren Zeitpunkt ansehen.

Bewaldete Flächen bedecken rund 39 Prozent der gesamten Landfläche der EU. Zwischen 2021 und 2024 ist es den Angaben zufolge in der EU im Jahresdurchschnitt zu 1.900 Waldbränden mit einer Fläche von jeweils mehr als 30 Hektar gekommen - drei Mal so viele wie in der Periode zwischen 2006 und 2010. Im Jahresdurchschnitt sind im Gebiet der EU in den vergangenen vier Jahren mehr als 5.250 Quadratkilometer abgebrannt - eine Fläche doppelt so groß wie Luxemburg.

Auch Wissenschaft warnt

Erst vor drei Wochen veröffentlichte die Dachorganisation europäischer Akademien der Wissenschaften (EASAC) einen neuen Bericht, wonach Europa lernen müsse, "mit den Feuern zu leben", und eine Intensivierung der Präventionsmaßnahmen gefordert wird. Bis zum Jahr 2100 könnte sich die Wahrscheinlichkeit für intensive Feuer in Europa verdoppeln, so die Expertinnen und Experten, die eine komplexe Melange aus Klimaerwärmung, Monokulturen, aber auch Landflucht und anderen Faktoren dafür verantwortlich machen.

Hauptbetroffen bleibe die Mittelmeerregion, aber auch andere Regionen müssten sich vorbereiten, da eine erwartete Zunahme mehrjähriger Dürren auch die Wahrscheinlichkeit extremer Brände erhöhe. Unter Prävention versteht die EASAC jedoch weniger Maßnahmen wie Abholzung oder Anlage von Schneisen und Feuerwehr-Zufahrtswege, wie sie von der EU mitfinanziert wurden, sondern die Bekämpfung des Klimawandels und eine Forcierung von Renaturierungsmaßnahmen.

(S E R V I C E - www.eca.europa.eu/de )

Zusammenfassung
  • Zwischen 2021 und 2024 kam es in der EU durchschnittlich zu 1.900 Waldbränden pro Jahr mit jeweils mehr als 30 Hektar, wobei jährlich über 5.250 Quadratkilometer Wald verbrannten – das ist doppelt so viel wie die Fläche Luxemburgs.
  • Obwohl die Ausgaben für Präventionsmaßnahmen gestiegen sind, etwa in Portugal von 20 auf 61 Prozent zwischen 2017 und 2022, fehlt es laut Rechnungshof an nachhaltigen Strategien, aktuellen Daten und koordiniertem Monitoring der Maßnahmen.