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Erdbeben in der Türkei: Österreichs Bundesheer rettet ersten Verschütteten

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Seit Dienstag sind 81 Soldaten und vier Soldatinnen der Katastrophenhilfseinheit im Erdbebengebiet Hatay. Am Mittwoch konnten sie einen Mann lebend aus den Trümmern bergen - dafür mussten sie diesem einen Arm amputieren.

"Unsere AFDRU-Soldaten haben vor ca. 20 min im Erdbebengebiet in der Türkei eine männliche Person lebend aus den Trümmern retten können", gab ein  Sprecher des österreichischen Bundesheers am Mittwoch bekannt. 81 Soldaten und vier Soldatinnen der Katastrophenhilfseinheit Austrian Forces Disaster Relief Unit (AFDRU) sind im Einsatz in der türkischen Provinz Hatay nahe der syrischen Grenze.

"Ihm musste ein Arm amputiert werden", schilderte Oberstleutnant Pierre Kugelweis, einer der Soldat:innen vor Ort.

Die dicht besiedelte Region ist eines der am stärksten betroffenen Gebiete nach dem verheerenden Erdbeben. Es gibt nur mehr wenige Gebäude, die nicht zerstört sind. Die Leute schlafen in ihren Autos unter Zeltplanen", sagte Bernhard Lindenberg, stv. AFDRU-Leiter, im Gespräch mit der APA.

"Die Lage ist schlimmer als erwartet"

Wegen Problemen am Flughafen in Adana ist das Österreicher-Kontingent am Dienstag verzögert in der Krisenregion eingetroffen. Von dort haben sich Lindenberg und die 85 Soldaten auf den Weg in die Stadt Attay gemacht. Dort hat das Kontingent seine Zelte aufgeschlagen. "Die Lage ist schlimmer als erwartet", sagte Lindenberg im APA-Gespräch. Das Bundesheer werde darum mit offenen Armen empfangen, berichtete Lindenberg. "Das betroffene Gebiet ist so groß wie Niederösterreich und das Burgenland zusammen."

"Rettungen sind 100 Stunden lang realistisch"

Jürgen Schlechter, Kommandant des ABC-Abwehrzentrum des Bundesheers, spricht über den Einsatz der österreichischen Soldaten im Erdbebengebiet.

Das Bundesheer sei 24/7 im Einsatz. "Wir hören erst auf zu suchen, wenn wir alle Leute aus den Trümmern herausgeholt haben." Unterstützt werden die Soldaten von vier Bergrettern sowie sechs Rettungshunden. Insgesamt haben sich bereits 30 internationale Teams angekündigt. Bisher sprechen die Behörden von bereits über 10.000 Toten in Syrien und der Türkei.

Lob von Van der Bellen

Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte am Abend den Einsatz des Heeres. "Die Einsatzkräfte, die für das österreichische Bundesheer in der Türkei vor Ort sind, haben mir soeben einen direkten Bericht über die Situation in den Katastrophengebieten gegeben. Die Lage ist sehr ernst, die Soldatinnen und Soldaten leisten Beeindruckendes", schrieb Van der Bellen am Abend in dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Neben den laufenden Bergungsaktionen gehe es darum, hunderttausende Menschen ohne Obdach mit Zelten, Decken und Lebensmitteln rasch zu versorgen. "Die Menschen in der Türkei und Syrien brauchen internationale Hilfe, es geht buchstäblich um jede Minute", so das Staatsoberhaupt. Die Österreicherinnen und Österreicher würden durch ihre Spenden ihr Mitgefühl zeigen, dass sie sich "auch um ihre weiteren Nachbarn" kümmern.

Zwei Tage nach der Katastrophe  ist die Hoffnung auf weitere Überlebende zunehmend geschwunden. Mehr als 11.700 Leichen wurden bis Mittwochmittag geborgen. Es dürften viele mehr werden, da immer noch zahlreiche Opfer unter den Trümmern Tausender eingestürzter Häuser vermutet wurden. Überlebende harrten die zweite Nacht bei eisigen Temperaturen im Freien aus, während sie erschöpft und verzweifelt auf Hilfe warteten. Viele schliefen in Autos oder auf den Straßen unter Decken. 

ribbon Zusammenfassung
  • Seit Dienstag sind 81 Soldaten und vier Soldatinnen der Katastrophenhilfsinheit im vom Erdbeben betroffenen Gebiet Hatay.
  • Am Mittwoch konnten sie einen Mann lebend aus den Trümmern retten.

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