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Dicke Luft in Österreichs Klassenzimmern

28. Mai 2025 · Lesedauer 3 min

In Österreichs Klassenzimmern herrscht dicke Luft: Eine Studie der TU Graz im Auftrag des Bildungsministeriums hat gezeigt, dass in mehr als drei Viertel der Klassenräume der Richtwert für die durchschnittliche CO2-Konzentration überschritten wird. Im Winter stieg die Quote bei den rund 1.200 untersuchten Klassenzimmern sogar auf 88 Prozent, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung. Automatische Belüftungen und kostengünstige CO2-Sensoren können Abhilfe schaffen.

Gute Luftqualität in Innenräumen ist eine Grundvoraussetzung für die menschliche Gesundheit und entscheidend für die Konzentrationsfähigkeit in Beruf, Ausbildung und beim Lernen. Die österreichweite Studie der TU Graz hat nun gezeigt, dass Österreichs Schulen die nationalen und europäischen Richtlinien zur Belüftung größtenteils nicht einhalten. Im Schuljahr 2023/24 wurde in über 75 Prozent der untersuchten Klassenräume der Richtwert für die tägliche mittlere CO2-Konzentration von 1.000 ppm (parts per million) überschritten. Im Winter stieg die Quote noch höher. "In Einzelfällen lagen die stündlichen mittleren CO2-Werte bei über 6.900 ppm, also fast beim Siebenfachen des Richtwerts. In den schlimmsten Fällen bot ein Viertel aller Klassenräume nicht einmal das absolute Mindestmaß an Belüftung, das die geltenden europäischen Normen empfehlen", hieß es.

Kohlendioxid (CO2) ist zwar kein Luftschadstoff, doch seine Konzentration in der Raumluft gilt als Indikator für Luftqualität. Ein hoher CO2-Wert korreliert auch mit der Zahl der Atemwegsinfektionen. Bessere Luftqualität durch regelmäßiges Lüften senkt also auch das Infektionsrisiko.

Für die Studie hat ein Team um Robert McLeod und Christina Hopfe vom Institut für Bauphysik, Gebäudetechnik und Hochbau der TU Graz im Schuljahr 2023/24 die CO2-Konzentrationen, Belüftungsraten sowie die Umweltdaten in rund 1.200 Klassenzimmern in allen österreichischen Bundesländern untersucht. Dabei zeigten sich zum Teil erhebliche Unterschiede zwischen Schultypen und Regionen sowie dem Einfluss der Belüftungsart: "Besonders gut schnitten Sonderschulen ab, weil deren Klassenräume eine relativ geringe Belegungsdichte aufweisen. Überraschenderweise hatten Schulen aller Typen in den Städten meist bessere CO2-Werte als Schulen auf dem Land."

CO2-Sensoren und Training für richtiges Lüften empfohlen

Die Art und Weise der Klassenraumbelüftung spielt ebenfalls eine Rolle: "In Räumen mit einer automatischen, mechanischen Belüftung ist die Luftqualität im Jahresmittel besser als in Klassen, die manuell durch Öffnen der Fenster belüftet werden", sagte Hopfe. Besonders deutlich werde dieser Effekt bei Außentemperaturen von 16 Grad Celsius und darunter: An solchen Tagen sei die mittlere CO2-Konzentration in mechanisch belüfteten Schulen um 450 bis 600 ppm niedriger als in natürlich belüfteten Schulen.

Mechanische Belüftungssysteme kosten allerdings. Relativ günstige CO2-Sensoren könnten alternativ verwendet werden: In der Hälfte der untersuchten Schulklassen wurden gut sichtbare Sensoren angebracht, die das Überschreiten des Richtwertes mit farbigen Leuchten signalisierten. "Solche Sensoren beeinflussen in vielen Klassenzimmern das Lüftungsverhalten und haben dadurch die Luftqualität in manuell belüfteten Räumen signifikant verbessert, vor allem in den Wintermonaten", so Hopfe. CO2-Sensoren und Schulungen für richtiges Lüften für Lehrerpersonal und Schüler seien Investitionen, die alle Schulen in Betracht ziehen sollten, lautete die Empfehlung.

(S E R V I C E - https://www.tugraz.at/institute/ibpsc/bericht-formular )

Zusammenfassung
  • Eine Studie der TU Graz zeigt, dass in mehr als 75 Prozent der rund 1.200 untersuchten österreichischen Klassenzimmer im Schuljahr 2023/24 der CO2-Richtwert von 1.000 ppm überschritten wird, im Winter sogar in 88 Prozent der Fälle.
  • In Einzelfällen wurden stündliche CO2-Konzentrationen von über 6.900 ppm gemessen, und ein Viertel der Klassenräume erreichte nicht einmal das absolute Mindestmaß an Belüftung gemäß europäischer Normen.
  • Mechanische Belüftungssysteme senken die CO2-Konzentration um 450 bis 600 ppm gegenüber Fensterlüftung, während auch CO2-Sensoren und gezielte Schulungen das Lüftungsverhalten und die Luftqualität deutlich verbessern können.