"Crystal Meth"-Pfarrer im Interview

"Wollte mich schnell von dieser Institution befreien"

Heute, 17:47 · Lesedauer 5 min

Im Sommer 2024 flog das Crystal Meth-Labor eines niederösterreichischen Pfarrers auf. In seiner Pfarrei soll er Drogen im Verkaufswert von 35.000 Euro hergestellt haben. Im PULS 24 Interview erzählt der 39-Jährige seine Geschichte.

Bereits seit längerer Zeit habe der 39-jährige Pfarrer aus Gmünd an Depressionen gelitten. Auch von seiner Homosexualität, die er mit seinem Beruf als Pfarrer nicht mit sich selbst in Einklang bringen konnte, erzählt er im PULS 24-Interview.

Dazu kamen finanzielle Probleme und die Tatsache, dass er aus seiner Pfarre ausziehen musste.

"Eine Art von Selbstmedikation"

Crystal Meth habe er probiert als ihm das ein Freund angeboten hat. Schnell habe er gemerkt, dass es auf ihn eine beruhigende Wirkung hat. "Ich war fokussiert, ich konnte arbeiten. Die depressiven Gedanken waren auch weg. Als eine Art von Selbstmedikation war das natürlich eine teuflische, aber eine wirkende Lösung."

Eine Predigt unter Drogen habe er aber nie gehalten, sagt er. Er habe dann versucht Menschen zu vermeiden und habe das Crystal Meth am Abend konsumiert.

"Echte oder rationale Gründe", warum er Crystal Meth in seiner Wohnung im Pfarrhof hergestellt hat, könne er nicht finden. Er sei in der Zeit "sehr bedrückt, sehr depressiv, verloren und geistig verschwunden" gewesen. 

"Vielleicht kann ich mich einmal retten"

Dazu kamen finanzielle Probleme. "Das war auch eine Idee. Okay, einmal kann ich mich vielleicht retten und in dieser Situation die Kirche möglicherweise schnell verlassen und ein neues Leben beginnen", erzählt er. Die Drogen habe er "einmalig" verkaufen wollen, gesteht der 39-Jährige.

Die Informationen zu den Zutaten oder wie man Crystal Meth herstellt, habe er im Internet gefunden. "Das ist eigentlich nicht so kompliziert. Man kann alle nötigen Informationen sehr leicht entdecken."

Dass er nach dem Meth-Konsum berauscht war, habe seines Wissens nach niemals jemand gemerkt. Es sei nie passiert, dass jemand ihn darauf angesprochen hat.

Pfarrmitglieder als große Unterstützung

Mit den Mitgliedern seiner Pfarrgemeinde sei er immer noch im Kontakt. Diese haben ihm während seiner viermonatigen U-Haft, aber auch in der Zeit danach, "viel geholfen und unterstützt".

"Diese Leute aus dieser Pfarrgemeinde sind fantastische Menschen", erzählt er. Was er bereut ist, dass "ich sie enttäuscht habe und dadurch auf irgendwelche Weise verletzt habe". "Das ist etwas, was mir immer wieder auf dem Herzen liegt."

"Trotzdem zeigen sie keine Bösartigkeit gegenüber mir. Und diese Leute, mit denen ich im Kontakt bin, sind sehr freundlich und unterstützend", sagt er.

"Möglichst schnell von dieser Institution befreien"

Heute darf er in Österreich nicht mehr als Pfarrer arbeiten. Der Entschluss, diesen Beruf nicht mehr auszuüben kam aber bereits lange Zeit davor. "Ich wollte mich möglichst schnell von dieser Institution befreien", erzählt er.

"Einerseits ist diese Geschichte mit meiner Sexualität hier ganz wesentlich." Andererseits sei er damals schon verlobt gewesen. "Ich hatte genug von dieser ganzen Heuchlerei in dieser Institution. Ich hab mich nicht wertgeschätzt und einsam gefühlt, auch komplett enttäuscht."

Es gehe aber auch um den Mangel an Glauben. "Ich musste den barmherzigen Gott predigen und über ihn reden, aber ich hab an ihn überhaupt nicht mehr geglaubt. Diese innerliche Diskrepanz war für mich zumindest sehr schwierig. Ich kenne schon Priester, die nicht an Gott glauben, und sie können Priester bleiben und diesen Dienst einfach ausüben. Ich habe sie eigentlich immer bewundert. Ich konnte das nicht."

Religiös sei er jetzt nicht mehr. "Und ich fühl mich in Bezug darauf wirklich frei". 

"Endlich ein normales Leben führen"

An den Prozess, der im jetzt im August bevorsteht, versucht er nicht zu denken. Er vertraue "vollkommen" auf seine Anwältin Astrid Wagner. "Ich weiß, dass sie für mich das beste tun wird, was möglich ist", meint er. 

"Bei der Menge, die er angeklagt ist, haben wir ein Strafmaß mit bis zu fünf Jahren", erklärt Wagner gegenüber PULS 24 im Interview.  Die Anwältin erklärte, dass es schon möglich wäre, in diesem Fall mit einem außergerichtlichen Tatausgleich vorzugehen, weil der Beschuldigte "ja die Verantwortung übernimmt."

Er habe sich laut Wagner in einer "schwerwiegenden Sinnkrise" befunden. "Und die Tat ist zum Glück auch ohne große Folgen geblieben, es ist ja eben nichts hergestellt worden", meint Wagner. Für einen außergerichtlichen Tatausgleich sei jedoch die Zustimmung der Staatsanwaltschaft erforderlich.

Auch der Pfarrer wolle seine Tat nicht verstecken: "Ich habe gemacht, was ich gemacht habe. Ich weiß, dass das ein großer Fehler war."

Trotzdem sei er dem Schicksal sehr dankbar, dass alles so passiert ist: Dass er schnell entdeckt wurde, dass ihm das Produzieren von Crystal Meth schlussendlich nicht gelungen ist und "dass diese Geschichte nicht weitergegangen ist". Nun sei er bereit, Verantwortung für seine Tat zu tragen.

In der Zukunft wolle er "endlich ein normales Leben führen". Er wolle eine normale Arbeit haben, Geld aus ehrlicher Arbeit verdienen, Zeit mit seinem Partner verbringen, Freunde treffen. Einfach halt - das ist mein Traum."

Video: Treffpunkt Österreich vom 05.08.2025

Zusammenfassung
  • Im Sommer 2024 flog das Drogenlabor eines niederösterreichischen Pfarrers auf.
  • In seiner Pfarrei soll er Drogen im Verkaufswert von 35.000 Euro hergestellt haben.
  • Im PULS 24 Interview erzählt der 39-Jährige seine Geschichte.