Am Traunstein gestorben: Route bis vor Kurzem "völlig unbekannt"

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Wieder fand am Wochenende in Österreich ein Bergdrama statt. Am Traunstein wurde stundenlang nach zwei vermissten Bergsteigern gesucht, die dann nur noch tot geborgen werden konnten. Auch ein Bergretter wurde verletzt. Ein Kollege macht auch Social Media-Trends verantwortlich.

Unter widrigsten Bedingungen suchten die Gmundner Bergretter am Wochenende stundenlang nach zwei jungen Männern, die am Samstag nicht vom Traunstein zurückkehrten. Die Nordwand des Traunsteins, der Nordwandkessel, gilt als besonders gefährlich, ständig lösten sich kleinere Lawinen. Ein Abgang dürfte den beiden jungen Männern, die zu einer Eistour aufgebrochen waren, zum Verhängnis geworden sein. 

Die beiden erfahrenen Alpinisten, ein 32-Jähriger aus Pettenbach und ein 26-Jähriger aus Timelkam, wurden am Sonntag tot aufgefunden. Mit Drohnen wurden ihre Leichen entdeckt, die mit einem Hubschrauber geborgen wurde. Die Freundin des Jüngeren hatte die Bergrettung gerufen, als ihr Freund sich nicht meldete. 

Stundenlange Suchaktion

Die erste Leiche wurde am frühen Sonntagnachmittag geborgen. Dabei handelte es sich um den vermissten 32-Jährigen aus dem Bezirk Kirchdorf. Die zweite Leiche wurde kurze Zeit später gefunden. Davor fand eine große Suchaktion unter Beteiligung der Bergrettung Gmunden, eines FLIR-Hubschraubers, Drohnenpiloten der Landespolizeidirektion OÖ, der Mobilen Einsatzzentrale (MEZ) der Landespolizeidirektion OÖ und der Alpinpolizei Gmunden statt.

Die Suche wurde in der Nacht auf Sonntag um 2.00 Uhr vorerst unterbrochen und Sonntag um 8.00 Uhr wieder aufgenommen. Laut Angehörigen hatten sich die beiden gut auf die Tour vorbereitet, sie sollen erfahrene Alpinisten gewesen sein. 

Route in sozialen Medien aufgetaucht

Dass sie den tief verschneiten und zum Teil vereisten Nordwandkessel gewählt haben, war für Christoph Mizelli von der Bergrettung Gmunden dennoch eine ungewöhnliche Entscheidung. Die Route sei "bis vor Kurzem völlig unbekannt gewesen". Die Route werde "nur von absoluten Profis begangen", es gebe vielleicht fünf Begehungen im Jahr, "im Winter fast gar nie". Bedenklich ist, dass die Route laut Mizelli "in diversen sozialen Medien aufgetaucht" sei und seither mehr begangen werde

Bergretter verletzt

Wie der "Kurier" berichtete, wurde bei der Suche ein Bergretter am Samstagabend so schwer verletzt, dass er mit einem Beinbruch ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Und auch in anderen Wandergebieten wurden die Bergretter gefordert, sie geraten zusehends ans Limit.

Erst am vorvergangenen Wochenende mussten auf Österreichs höchstem Berg, dem Großglockner, drei Tschechen, die trotz Schlechtwetter die Erstbesteigung einer neuen Route versucht hatten, bei Wind, Schnee und Kälte in einem 15 Stunden dauernden Einsatz gerettet werden. Der Einsatz könnte den Bergsteigern rund 20.000 Euro kosten

Weitere tödliche Unfälle

Bei weiteren Freizeitunfällen in Tirol sind am Sonntag ein deutscher Eiskletterer und eine niederländische Wanderin ums Leben gekommen. Der 33-Jährige wurde am westlichen Geierkopf im Gemeindegebiet von Reutte von einer Lawine in die Tiefe gerissen, während sein 37-jähriger Kamerad aus Kanada verletzt überlebte. Die 72-Jährige war nach einem Sturz auf eisigem Untergrund in Nassereith (Bezirk Imst) auf dem Hinterkopf aufgeschlagen, teilte die Landespolizeidirektion Tirol am Montag mit.

"Sie gehen die Dinge unbekümmerter an"

Im "Kurier" beklagte Peter Tembler, Ortsstellenleiter von Kals und Chef jener Bergretter, die am Glockner im Einsatz waren, dass sich Bergsteiger:innen mehr zutrauen würden als früher. "Sie gehen die Dinge unbekümmerter an". Die Menschen würden ihre Grenzen weniger kennen. Dennoch komme für ihn nicht in Frage, einem Menschen in Not nicht zu helfen.

"Wer so denkt, muss von der Bergrettung weggehen. Man kann nicht vorher wissen, ob der Betroffene einen Fehler gemacht hat. Und selbst wenn – wir sind nicht da, um jemanden zu verurteilen oder einen Fehler zu bestrafen."

ribbon Zusammenfassung
  • Wieder fand am Wochenende in Österreich ein Bergdrama statt. Am Traunstein wurde stundenlang nach zwei vermissten Bergsteigern gesucht, die dann nur noch tot geborgen werden konnten.
  • Auch ein Bergretter wurde verletzt. Ein Kollege macht auch Social Media-Trends verantwortlich.
  • Bedenklich ist, dass die Route laut Christoph Mizelli von der Bergrettung Gmunden "in diversen sozialen Medien aufgetaucht" sei und seither mehr begangen werde. 
  • Wie der "Kurier" berichtete, wurde bei der Suche ein Bergretter am Samstagabend so schwer verletzt, dass er mit einem Beinbruch ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.
  • Und auch in anderen Wandergebieten wurden die Bergretter gefordert, sie geraten zusehends ans Limit.
  • Bei weiteren Freizeitunfällen in Tirol sind am Sonntag ein deutscher Eiskletterer und eine niederländische Wanderin ums Leben gekommen.