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Beirut: Bergung von Opfern geht weiter, die Zahl der Toten steigt

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Die Suche nach Überlebenden geht weiter. Die Zahl der Toten ist mittlerweile auf 154 gestiegen.

Kräne und Bulldozer versuchen Trümmerteile in der libanesischen Hauptstadt wegzuräumen. Nach den verheerenden Explosionen vor drei Tagen geht die Suche nach Überlebenden nur langsam voran. Das libanesische Rote Kreuz schätzt, dass noch rund 100 Menschen vermisst werden. Die Zahl der Toten stieg indes auf 154, wie das Gesundheitsministerium am Freitag mitteilte. Rund 5.000 Menschen wurden verletzt. Viele Schwerverletzte kämpfen auf der Intensivstation um ihr Leben.

Libanons Präsident Michel Aoun hat als Unglücksursache neben "Fahrlässigkeit" auch ein "Eingreifen von außen" ins Spiel gebracht. Aoun äußerte sich am Freitag erstmals zu möglichen Unglücksursachen: Es sei möglich, dass die Explosionen durch "Fahrlässigkeit oder durch äußere Einwirkung, mit einer Rakete oder einer Bombe", ausgelöst wurden, sagte er im Fernsehen.

80.000 Kinder obdachlos

Infolge der Explosion wurden auch rund 80.000 Kinder obdachlos wie die Sprecherin des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, Marixie Mercado, sagte. Viele Haushalte hätten nur begrenzt Wasser und Strom. Außerdem gebe es Berichte, dass mehr als 120 Schulen beschädigt worden seien. Beiruts Gouverneur hatte erklärt, durch die Explosion könnten in Libanons Hauptstadt bis zu 250.000 Menschen obdachlos geworden sein.

Proteste in Beirut: 16 Festnahmen nach Explosion

An der Absperrung zum Hafen versammelten sich auch wütende Einwohner, darunter Angehörige von Vermissten. Sie riefen: "Diese Regierung hat versagt". "Die Explosion war am Dienstag, und sie arbeiten noch immer langsam", sagte einer der Demonstranten. "Wenn noch Lebende unter den Trümmern festgesessen haben, dann sind sie jetzt tot."

Die Wut vieler Libanesen auf die Regierung und die politische Elite ist groß. Sie machen die Führung für die Explosion verantwortlich und werfen ihr grobe Fahrlässigkeit vor. Die heftige Explosion soll durch große Mengen Ammoniumnitrat ausgelöst worden sein, die seit Jahren ohne Sicherheitsmaßnahmen im Hafen gelagert wurden. Aktivisten haben für Samstag zu weiteren Demonstrationen aufgerufen, die nach der Beerdigung von Opfern beginnen sollen.

Die Suche nach der Ursache geht unterdessen weiter. Wie es aus dem Amt des libanesischen Präsidenten Michel Aoun hieß, werde auch ein Raketenangriff oder ein Bombenanschlag nicht ausgeschlossen. 

33 Millionen Euro EU-Soforthilfe 

Im Wettlauf gegen die Zeit bekommen einheimische Helfer Unterstützung von Bergungsteams aus dem Ausland. Mit Spürhunden und Ortungsgeräten versuchten sie am Freitag, Vermisste auf dem von der Wucht der Detonationen komplett zerstörten Hafengelände zu finden. Französische Einsatzkräfte bargen nach eigenen Angaben vier weitere Leichen. "Alles ist pulverisiert worden", sagte der Einsatzleiter eines 55-köpfigen französischen Teams.

Hilfsflüge aus dem Iran, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten sollten am Freitag im Libanon landen, gefolgt von weiteren aus Frankreich, Kuwait, Katar und Russland. Die EU gab 33 Millionen Euro an Soforthilfe frei, auch die US-Armee schickte drei Flugzeugladungen mit Wasser, Nahrungsmitteln und medizinischem Material.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Zahl der Toten ist mittlerweile auf 154 gestiegen.
  • Kräne und Bulldozer versuchen Trümmerteile in der libanesischen Hauptstadt wegzuräumen.
  • Nach den verheerenden Explosionen vor drei Tagen geht die Suche nach Überlebenden nur langsam voran.
  • Beiruts Gouverneur hatte erklärt, durch die Explosion könnten in Libanons Hauptstadt bis zu 250.000 Menschen obdachlos geworden sein.
  • Die Suche nach der Ursache geht unterdessen weiter.

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