Bedenkliche Chemikalie TFA in Semmeln und Nudeln
TFA ist Abbauprodukt von per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS), die unter anderem in Unkrautvernichtungsmitteln als Wirk- und Beistoffe verwendet werden, und gehört selbst zu dieser Substanzklasse. Im Jahr 2021 habe der Pestizidhersteller Bayer die EU darüber informiert, dass TFA in Tierversuchen schwere Missbildungen bei Föten verursacht sowie die Einstufung der Substanz als "vermutlich reproduktionstoxisch (fortpflanzungsgefährdend, Anm.) beim Menschen" beantragt, so Burtscher-Schaden: "Die Substanz ist in der Umwelt extrem beständig und reichert sich im Wasser an."
Umweltschützer von Global 2000 fanden TFA im Vorjahr in Österreich im Leitungs- und Mineralwasser sowie in Flüssen und dem Grundwasser. Heuer haben sie bereits Wein getestet und fanden in aktuellen Jahrgängen (2021 bis 2024) sogar bis zu hundertmal mehr TFA als im Wasser. Die hohe Menge im Wein "weist darauf hin, dass sich diese Substanz offenbar massiv in Pflanzen anreichert", hieß es damals.
Als Nächstes schickten die Global-2000-Leute 48 Getreideprodukte aus Österreich an ein steirisches, akkreditiertes Testlabor (namens Institut Dr. Wagner), das auf die Analyse von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln spezialisiert ist. Das waren Brot, Frühstücksflocken, Kekse, Nudeln, Mehl und ganze Körner etwa von Dinkel, Weizen, Roggen, Reis und Mais. Bei der Hälfte handelte es sich um Bio-Produkte, die anderen waren konventionell angebaut. Im Labor wurden sie alle auf TFA untersucht, und man wurde überall fündig.
Offensichtlich in ganz Europa in Cerealien verbreitet
Nun wurden vom europäischen Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN Europe), dem auch Global 2000 angehört, 66 Proben von konventionellen Getreideprodukten aus 16 Ländern Europas in das steirische Labor geschickt. Darunter waren etwa Kaisersemmeln, Kornspitze und Semmelbröseln aus Österreich, italienische Spaghetti und Baguette-Gebäck aus Frankreich sowie der Schweiz. Dort wurde TFA in insgesamt 54 der Proben nachgewiesen.
Die Spitzenbelastungen liegen bei bis zu 360 Mikrogramm (millionstel Gramm, Anm.) pro Kilogramm bei Frühstückscerealien, sagte Burtscher-Schaden: "Das ist etwa hundertmal höher als die durchschnittliche TFA-Belastung im europäischen Trinkwasser." Besonders viel TFA war in Produkten aus Weizen zu finden, nämlich achtmal mehr als die anderen Getreidewaren aus Roggen, Hafer, Mais und Reis, so die Umweltschützer. Dafür nannten sie zwei mögliche Gründe: Einerseits könnte es sein, dass PFAS-Pestizide bei dieser Getreideart öfter oder in größeren Mengen verwendet werden als bei anderen. Es wäre aber auch möglich, dass TFA von Weizenpflanzen besonders gut aufgenommen wird oder sich dort stärker anreichert.
Forderung: Anreicherung in Lebensmitteln durch Verbot eindämmen
Ob die TFA-Mengen in den Getreideprodukten als gesundheitsschädlich einzustufen sind, hängt davon ab, wessen Richtwerte man heranzieht. Laut älterem Richtwert der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) könnte man Entwarnung geben. Laut neuerem Richtwert etwa aus dem wallonischen Teil Belgiens wäre die tolerierbare tägliche Dosis beim Verzehr der Getreideprodukte für Erwachsene um das Eineinhalbfache überschritten, für Kleinkinder um das Vierfache, so Burtscher-Schaden. "Fortpflanzungsgefährdende Chemikalien in Lebensmitteln sind inakzeptabel", sagte er. "Insbesondere für den Schutz von Kindern und Schwangeren brauchen wir ein umgehendes Verbot von PFAS-Pestiziden, um die weitere Anreicherung von TFA einzudämmen." Außerdem forderte er eine EU-weite Überwachung von TFA in Lebensmitteln und der Umwelt.
(S E R V I C E - Link zum PAN-Europa Bericht - https://go.apa.at/C1nNTp5M)
Zusammenfassung
- Eine europaweite Untersuchung fand in 54 von 66 Proben aus 16 Ländern TFA, ein Abbauprodukt von PFAS aus Unkrautvernichtungsmitteln, mit Spitzenwerten von bis zu 360 Mikrogramm pro Kilogramm in Frühstückscerealien.
- Besonders hohe Belastungen wurden in Weizenprodukten gemessen, die achtmal mehr TFA enthielten als andere Getreidearten, und in Wein wurden bis zu hundertmal höhere Werte als im Wasser festgestellt.
