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Ausschuss untersucht Brandkatastrophe von Hongkong

02. Dez. 2025 · Lesedauer 3 min

Nach der Brandkatastrophe in Hongkong mit mehr als 150 Todesopfern hat Regierungschef John Lee eine Untersuchung des Unglücks durch einen unabhängigen Ausschuss angekündigt. Das Gremium solle "eine umfassende und tiefgreifende Prüfung" vornehmen, um Praktiken in der Baubranche zu ändern und "ähnliche Tragödien in der Zukunft" zu verhindern, sagte Lee am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Die Leitung der Kommission soll ein Richter übernehmen.

Der Nachrichtenagentur AFP sagte Lee, die Behörden hätten im Zusammenhang mit dem Großbrand einige Fehlleistungen festgestellt. Daher seien Reformen in den Bereichen Bau, Instandhaltung, Sicherheit und Aufsicht notwendig. "Wir müssen entschieden vorgehen, um sicherzustellen, dass alle diese Schlupflöcher gestopft werden, damit die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können", betonte Lee.

Der Großbrand war am Mittwoch vergangener Woche im Wohnkomplex Wang Fuk Court im nördlichen Stadtteil Tai Po ausgebrochen. Das Feuer wütete über 40 Stunden lang in sieben der acht Hochhausblöcke der Wohnanlage, die insgesamt fast 2.000 Wohneinheiten umfasst. Am Freitag wurde der Löscheinsatz abgeschlossen. Bisher wurden 151 Todesopfer gefunden.

Die Ermittlungen ergaben, dass ein Teil der Schutznetze, die bei der Renovierung der Hochhäuser genutzt wurden, nicht den Feuerschutzstandards entsprachen. Außerdem waren für die Renovierungsarbeiten Bambusgerüste errichtet worden.

Bisher 14 Festnahmen

In der chinesischen Sonderverwaltungszone und ehemaligen britischen Kronkolonie ist es politische Praxis, für aufwendige Überprüfungsverfahren Untersuchungsausschüsse einzusetzen, die in der Regel von einem Richter geleitet werden. Wegen der Brandkatastrophe haben die Polizei und die Anti-Korruptionsbehörde bereits gemeinsame Ermittlungen eingeleitet, die zu 14 Festnahmen führten, davon 13 wegen Tötungsvorwürfen.

"Die verantwortlichen Schuldigen haben versucht, nicht den Standards entsprechenden Schutznetze mit ordentlichen Netzen zu mischen, um die Aufsichts- und Strafverfolgungsbehörden zu täuschen", sagte Lee. Die Beschuldigten bezeichnete der Hongkonger Regierungschef als "böse".

Fragen nach Verantwortung

Die Brandkatastrophe hatte bei den Hongkongern nicht nur Trauer und Bestürzung ausgelöst, sondern auch Fragen nach der Verantwortung für das Unglück. Medienberichten zufolge wurden allerdings mehrere Menschen, die offen eine Untersuchung forderten, wegen Aufwiegelung festgenommen, darunter der 24-jährige Student Miles Kwan, der dazu für eine Petition geworben hatte. Auch der frühere Bezirksstadtrat Kenneth Cheung und ein weiterer Beschuldigter wurden Medienberichten zufolge von der Polizei abgeführt. Cheung erklärte später auf Facebook, er sei gegen Kaution wieder freigekommen.

Regierungschef Lee antwortete auf eine Frage von AFP nach diesen Festnahmen, er werde "keinerlei Vergehen tolerieren, insbesondere Vergehen, die die Tragödie ausnutzen, mit der wir es jetzt zu tun haben". Zudem wies er Mutmaßungen zurück, die für Sonntag geplanten Hongkonger Legislativratswahlen würden wegen des Großbrands verschoben.

Botschaften der Betroffenheit

In einem U-Bahn-Tunnel in der Nähe des Unglücksorts wurden viele Botschaften der Betroffenheit in Form bunter Klebezettel hinterlassen. Derartige Wände waren auch in der Hochphase der Pro-Demokratie-Proteste in Hongkong 2019 entstanden. Als AFP-Reporter am Dienstagnachmittag (Ortszeit) zu der improvisierten Gedenkstätte zurückkehrten, waren die Klebezettel entfernt. Allerdings waren neue auf Wänden, Pfählen und Bänken aufgetaucht.

Zusammenfassung
  • Nach dem Großbrand im Wohnkomplex Wang Fuk Court in Hongkong mit bislang 151 Todesopfern hat Regierungschef John Lee einen unabhängigen Untersuchungsausschuss unter Leitung eines Richters angekündigt.
  • Die Ermittlungen ergaben, dass bei den Renovierungsarbeiten Schutznetze verwendet wurden, die nicht den Feuerschutzstandards entsprachen, sowie Bambusgerüste errichtet wurden; bislang gab es 14 Festnahmen, davon 13 wegen Tötungsvorwürfen.
  • Der Brand wütete über 40 Stunden in sieben von acht Hochhausblöcken mit insgesamt fast 2.000 Wohneinheiten und führte zu umfassenden Forderungen nach Reformen in Bau, Instandhaltung, Sicherheit und Aufsicht.