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Alchemisten-Traum

Teilchenbeschleuniger in CERN verwandelt Blei in Gold

Heute, 15:36 · Lesedauer 2 min

Die Physiker am europäischen Kernforschungszentrum CERN in der Schweiz haben in ihrem Teilchenbeschleuniger Blei- in Goldatome verwandelt. Damit machten die Wissenschaftler den alten Traum der Alchemisten wahr - wenn auch nur für winzige Sekundenbruchteile.

Die Kernphysiker im Forschungszentrum CERN haben den alten Alchemisten-Traum wahrgemacht und Blei in Gold verwandelt. Um den Goldpreis muss man sich aber keine Sorgen machen, denn die Ausbeute betrug nur 89.000 Gold-Atome pro Sekunde.

Das klingt zwar nach viel, aber bei ähnlichen Experimenten im Zeitraum von 2015 bis 2018 wurden so insgesamt 86 Milliarden Gold-Atome hergestellt - das entspricht eine Menge von 29 Pikogramm. Ein Pikogramm ist das Milliardstel eines Milligramms. Es würde also bei derselben Ausbeute drei Milliarden Jahre dauern, um 29 Milligramm Gold zu erzeugen. Wirtschaftlich ist das nicht.

Außerdem bleiben die Gold-Atome überhaupt nur für winzige Sekundenbruchteile bestehen, bevor sie wieder zerfallen. Die Hoffnungen der "mittelalterlichen Alchemisten" hätten sich also "wieder einmal zerschlagen", berichtet das CERN.

Atome, 27 Kilometer Tunnel, annähernd Lichtgeschwindigkeit

Im Teilchenbeschleuniger in CERN werden in einem 27 Kilometer langen Tunnel kleinste Teilchen auf annähernd Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. So erforschen die Physiker dort Wechselwirkungen und Kräfte zwischen Atomen bzw. kleinsten Atombestandteilen. Außerdem kann man Zustände, wie sie nach dem Urknall, also der Geburt des Universums, bestanden haben, nachstellen.

Im Fall der Blei-Umwandlung wurden Blei-Atome auf annähernd Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, fliegen sie an anderen Blei-Atomen vorbei, kann es durch intensive magnetische Felder dazu kommen, dass sich die Atomkerne verändern.

Drei Protonen im Atomkern machen Unterschied

Der Atomkern eines Blei-Atoms enthält 82 Protonen, das sind positiv geladene Teilchen. Durch die Magnetfelder bei Fast-Kollisionen mit anderen Blei-Atomen kann es dazu kommen, dass die Atomkerne in Schwingung geraten und Protonen abgeben. Gibt ein Blei-Atomkern drei Protonen ab, wird er zu einem Gold-Atomkern, der aus 79 Protonen entsteht.

Die Alchemisten der Antike und des Mittelalters suchten seinerzeit den "Stein der Weisen", der Blei in Gold verwandeln sollte. Es ging dabei allerdings nicht nur um Reichtum, sondern gemäß der Philosophie, die dahintersteckte, auch um die "Veredelung" des Geistes.

Wirtschaft kompakt: Allzeithoch beim Goldpreis

Zusammenfassung
  • Die Physiker am europäischen Kernforschungszentrum CERN in der Schweiz haben in ihrem Teilchenbeschleuniger Blei- in Goldatome verwandelt.
  • Damit machten die Wissenschaftler den alten Traum der Alchemisten wahr - wenn auch nur für winzige Sekundenbruchteile.
  • Die Ausbeute ist allerdings sehr gering. Der Goldpreis ist nicht in Gefahr.