APA/APA (dpa)/Waltraud Grubitzsch

Ärztekammer ruft zur Plasmaspende auf

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Die vielversprechende Behandlung schwerer Corona-Fälle mit Rekonvaleszentenplasma hat die Spende von Blutplasma zwar ins Bewusstsein befördert, bei einem steigenden Bedarf geht das Angebot derzeit allerdings zurück. Eine Kampagne der Ärztekammer soll mehr Menschen motivieren, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Österreich sei diesbezüglich Vorreiter. Rund 40.000 Spender leisten aktuell jährlich ihren Beitrag, um die Versorgung zu gewährleisten.

"Jeder einzelne, der Plasma spendet, ist mein Lebensretter" sagte Karin Modl, Vertreterin der Patientenorganisation ÖSPID (Österreichische Selbsthilfegruppe für primäre Immundefekte). Sie leidet an einem Immundefekt und ist auf die Behandlung mit auf Blutplasma basierenden Medikamenten angewiesen. Bei dem wertvollen Rohstoff handelt es sich um den gelblich-flüssigen Anteil des menschlichen Blutes. Dieser bleibt nach dem Entfernen der roten und weißen Blutkörperchen, der Blutplättchen und anderer Zellkomponenten übrig. Mit einem Anteil von etwa 55 Prozent gilt Plasma als der größte Einzelbestandteil des menschlichen Blutes und enthält Wasser, Salze, Enzyme, Antikörper und andere Proteine.

Auch wenn in der "Welthauptstadt des Plasmas" vergleichsweise viel aufgebracht wird, könnte weit mehr gebraucht werden, erläuterte Experte Matthias Gessner. Laut dem Vorsitzenden der IG Plasma verfügt Österreich über ein "gut etabliertes Plasmasystem" mit 19 spezialisierten Spendezentren und verarbeitet mehr als fünf Millionen Liter des flüssigen Bestandteils des Blutes. Die Spenden stehen am Beginn einer pharmazeutischen Wertschöpfungskette mit mehr als 6.000 Arbeitskräften.

Es werden unterschiedlichste Arzneien aus Plasma hergestellt, für die Behandlung von Thrombose bis hin zu schwersten Corona-Fällen. Lag die Lebenserwartung bei der als "Bluterkrankheit" bekannten Hämophilie vor hundert Jahren beispielsweise bei elf bis 14 Jahren, erreichen Patienten heute eine ganz normales Durchschnittsalter trotz Blutgerinnungsstörung. Allerdings benötigt ein Patient rund 1.200 Spenden für seine Therapie.

"Plasmaspenden retten Leben" lautet das Motto der aktuellen Initiative. Acht von zehn Österreichern sind im Lauf ihres Lebens auf Blutplasma-basierte Medikamente angewiesen. Über hundert verschiedene Arzneimittel werden aus Plasma hergestellt. Es werden diverse Bestandteile für Arzneimittel gewonnen, die zur Behandlung teils lebensbedrohlicher Krankheiten unbedingt benötigt werden, da sie nicht künstlich hergestellt werden können. Allerdings erhöht sich der Bedarf jährlich um bis zu acht Prozent, und durch den Lockdown ging das Spendenaufkommen um bis zu 50 Prozent zurück.

Blutplasmaspender sollen zwischen 18 und 60 Jahre alt sein, über eine gute geistige und körperliche Gesundheit verfügen und ein Körpergewicht von mindestens 50 und maximal 150 Kilogramm aufweisen. Mit ärztlicher Freigabe kann dies in Ausnahmefällen - etwa bei Langzeitspendern - über diese Limitierungen hinaus ermöglicht werden. Bis zu fünfzehn Prozent der Anfragen müssen abgelehnt werden, da der Spender nicht in Gefahr gebracht werden darf. Der Aufwand wird vergütet.

(S E R V I C E - Details unter www.plasmaspende.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Die vielversprechende Behandlung schwerer Corona-Fälle mit Rekonvaleszentenplasma hat die Spende von Blutplasma zwar ins Bewusstsein befördert, bei einem steigenden Bedarf geht das Angebot derzeit allerdings zurück.
  • Eine Kampagne der Ärztekammer soll mehr Menschen motivieren, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien.
  • Allerdings benötigt ein Patient rund 1.200 Spenden für seine Therapie.

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