Acht Tage nach Erdbeben kaum mehr Hoffnung auf Überlebende

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Mehr als eine Woche nach den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Hoffnung gering, weitere Überlebende zu finden. "Die Rettungsphase, bei der Menschen lebend aus den Trümmern gezogen (....) werden, neigt sich dem Ende", sagte UNO-Nothilfekoordinator Martin Griffiths am Montag in Aleppo.

Zur Verbesserung der humanitären Hilfe in schwer zugänglichen Erdbebengebieten Syriens will Präsident Bashar al-Assad zwei weitere Grenzübergänge zur Türkei öffnen. Bab Al-Salam und Al Ra'ee sollten für drei Monate geöffnet werden, berichtete Griffiths dem UNO-Sicherheitsrat am Montag mehreren Diplomaten zufolge. Bisher können die Vereinten Nationen nur über einen Grenzübergang (Bab al-Hawa) Hilfe in Gebiete liefern, die nicht von der Regierung kontrolliert werden. Der Nordwesten Syriens wird von verschiedenen Rebellengruppen kontrolliert.

UNO-Generalsekretär António Guterres begrüßte die Entscheidung Assads: "Die Öffnung dieser Grenzübergänge - zusammen mit der Erleichterung des humanitären Zugangs, der Beschleunigung der Visagenehmigungen und der Erleichterung des Reisens zwischen den Drehkreuzen - wird es ermöglichen, dass mehr Hilfe schneller eintrifft."

Al-Assad hofft auf internationale Hilfe 

Der syrische Machthaber hofft auf internationale Hilfe beim Wiederaufbau des Landes. Assad habe in einem Gespräch Griffiths am Montag "die Bedeutung internationaler Bemühungen" hinsichtlich der Hilfe bei der "Wiederherstellung der Infrastruktur in Syrien" betont, hieß es in einer von der syrischen Präsidentschaft veröffentlichten Erklärung.

Brüder gerettet

Die Zahl der bestätigten Toten lag bis Dienstag Früh bei mehr als 37.500, mehr als 80.000 Menschen wurden verletzt. Tausende werden weiter vermisst. Helfer bargen noch am Montag einzelne lebende Verschüttete. Doch es gab weiterhin auch kleine Hoffnungsschimmer: Acht Tage nach dem verheerenden Erdbeben gibt es Medienberichte über drei Bergungen lebender Menschen aus den Trümmern.

In der Provinz Kahramanmaras hätten Helfer am Dienstagmorgen zwei 17 und 21 Jahre alte Brüder gerettet, berichteten die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu und der Sender CNN Türk. Sie lagen demnach 198 Stunden unter den Trümmern. In der Provinz Adiyaman wurde demnach ein 18-Jähriger, der ebenfalls 198 Stunden verschüttet war, gerettet. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.

Unzählige Gebäude und Teile der Infrastruktur wurden zerstört. Ein Bericht des Türkischen Unternehmens- und Geschäftsverbands Türkonfed schätzt den Schaden nach den Beben auf etwa 84 Milliarden Dollar (rund 79 Milliarden Euro).

Möglicherweise geologische Folgen

Die schweren Beben haben dabei nach Daten von Satelliten womöglich auch langfristige geologische Folgen. "In der Küstenstadt Iskenderun scheint es erhebliche Absenkungen gegeben zu haben, die zu Überschwemmungen geführt haben, während das Beben viele Hügel im ganzen Land einem ernsthaften Erdrutschrisiko ausgesetzt hat", hieß es von der europäischen Raumfahrtagentur ESA. Der Sender NTV hatte in der vergangenen Woche berichtet, dass Gebäude in der türkischen Küstenstadt wegen überfluteter Straßen evakuiert werden mussten.

Am frühen Morgen des 6. Februar hatte das erste Beben der Stärke 7,7 das türkisch-syrische Grenzgebiet erschüttert, Stunden später folgte ein zweites Beben der Stärke 7,6. Seitdem gab es mehr als 2.400 Nachbeben. In der Türkei sind zehn Provinzen betroffen - dort gilt inzwischen ein dreimonatiger Ausnahmezustand. Mehr als Hunderttausend Freiwillige reisten in die Erdbebenregion, um zu helfen. Einige von ihnen kehrten mittlerweile in ihre Heimat zurück.

ribbon Zusammenfassung
  • Mehr als eine Woche nach den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Hoffnung gering, weitere Überlebende zu finden.
  • Zur Verbesserung der humanitären Hilfe in schwer zugänglichen Erdbebengebieten Syriens will Präsident Bashar al-Assad zwei weitere Grenzübergänge zur Türkei öffnen.
  • Die schweren Beben haben dabei nach Daten von Satelliten womöglich auch langfristige geologische Folgen.

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