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ABCDE-Regel: Erste Hilfe leisten bei Ertrinkungsunfällen

23. Juli 2025 · Lesedauer 4 min

Wird man bei einem Ertrinkungsunfall Ersthelfer, ist es laut Experten das Wichtigste, zuerst einen Notruf abzusetzen und erst danach der Person aus dem Wasser zu helfen. Wie bei allen Notfällen gelte auch hier die sogenannte ABCDE-Regel, so Barbara Sinner, Direktorin der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck, am Mittwoch. Eigenschutz gehe jedoch immer vor.

Die ABCDE-Regel werde angewandt, sobald die Person sicher an Land gebracht ist. A (Airway) steht für Atemwege freimachen, B für Breathing - hier wird kontrolliert, ob die Patientin oder der Patient atmet. Bei C (Circulation) wird geprüft, ob die Person einen Puls hat. Ist kein Puls vorhanden, muss sofort mit der Reanimation gestartet werden - zweimal Beatmen, dreißigmal Herzdruckmassage. Unter D (Disability) kann in diesem Zusammenhang verstanden werden, dass die Person zwar einen Kreislauf hat, aber bewusstlos ist. Dann wird die Person in die stabile Seitenlage gebracht. E (Exposure) bedeutet, dass nasse und kalte Kleidung ausgezogen werden soll, um zu starke Auskühlung zu verhindern. Bei der ABCDE-Regel ist die Reihenfolge wichtig, besonders die ersten drei Schritte sind essenziell.

Heuer sind in Österreich laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) bereits 18 Menschen ertrunken. Durchschnittlich sind es jährlich zwischen 22 und 47 Ertrinkungsunfälle.

Laut Sinner ist Ertrinken bei Kindern nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Unfalltodesursache. Zudem spiele eine große Rolle, ob Eltern selber schwimmen können oder nicht - Kinder, deren Eltern nicht schwimmen können, seien häufiger Ertrinkungsopfer. Als Risikogruppe gelten auch - vor allem männliche - Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 19 Jahren, da diese oft risikofreudiger sind und ihre Schwimmfähigkeiten überschätzen. Auch Drogen und Alkohol spielen in dieser Gruppe eine Rolle. Ebenfalls stärker gefährdet als der Durchschnitt sind Personen über 65 Jahren. Bei Badeunfällen liegt bei ihnen meist eine Herz-Kreislauf- oder eine neurologische Erkrankung vor.

Verschiedene Arten zu ertrinken

Bei einer Art des Ertrinkens werde das Wasser nicht geschluckt, sondern eingeatmet, sagte Sinner. Es komme zum Sauerstoffmangel und die ertrinkende Person werde bewusstlos. Nach vier bis sechs Minuten käme es zum Herz-Kreislauf-Stillstand, nach acht bis zehn Minuten zum Hirnschaden durch Sauerstoffmangel.

Besonders im Sommer sei jedoch sehr häufig, dass Personen zu schnell zu kaltes Wasser betreten würden. Durch Aktivierung des Sympathikus (Teil des Nervensystems, Anm.) und Ausschüttung von Katecholaminen könne dies einerseits zu einem starken Blutdruckanstieg, aber vor allem zu einer Steigerung der Herzfrequenz führen. Besonders bei Risikogruppen könne eine mögliche Herzrhythmusstörung einen Herzinfarkt auslösen.

Durch die Aktivierung des Sympathikus und der Schreckreaktion würden manche Menschen auch hyperventilieren. Dann komme es zur Muskelstarre und einer Panikreaktion, die dazu führt, dass die Person unter Wasser versucht, nach Luft zu schnappen und, dass Wasser damit in die Lunge gelangt, so Sinner.

Vorsichtsmaßnahmen als Schutz vorm Ertrinken

Für alle gelte, dass der Körper nicht abrupt abgekühlt, sondern zuvor langsam an die Wassertemperatur gewöhnt werden sollte, etwa durch Duschen oder langsames Vortasten ins Wasser. Sinner betonte auch, dass Kinder immer Aufsicht brauchen. Es müsse sich dabei immer eine Aufsichtsperson in der Nähe befinden, bei Kleinkindern empfahl sie maximal eine Armlänge Abstand. Diese würden am häufigsten in der Badewanne oder im Planschbecken ertrinken. Da der Kopf der Kinder in diesem Alter rund 25 Prozent des Körpergewichts ausmacht, schaffen sie es nicht mehr, diesen hochzuziehen.

Es solle nicht alkoholisiert oder unter Drogeneinfluss geschwommen werden. Außerdem solle man nicht allein in offenen Gewässern unterwegs sein, damit im Notfall schnell Hilfe geleistet werden kann.

(S E R V I C E - Gesundheitsministerium mit weiteren Infos: https://go.apa.at/XacwDEmw und https://go.apa.at/PtJ1ZwEX)

Zusammenfassung
  • Bei Ertrinkungsunfällen ist es entscheidend, zuerst einen Notruf abzusetzen und dann nach der ABCDE-Regel Erste Hilfe zu leisten, wobei der Eigenschutz immer Vorrang hat.
  • 2024 sind in Österreich bereits 18 Menschen ertrunken, im Durchschnitt werden jährlich zwischen 22 und 47 Ertrinkungsunfälle registriert.