19.000 defekte Spiralen: "Jeder einzelne Fall ein Wahnsinn"

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Die Obfrau des Verbraucherschutzvereins, Daniela Holzinger-Vogtenhuber, erklärt im Gespräch mit PULS 24, wie es zur Sammelklage zur Spirale des Herstellers Eurogine kam. Rund 1.000 Frauen haben sich bisher beim Verbraucherschutz gemeldet, die Zahl der Betroffen dürfte deutlich höher liegen.

In Österreich wurden zwischen 2014 und 2017 28.500 Spiralen hergestellt und verkauft. Nach einer Studie eines Innsbrucker Gynäkologen sei die Eurogine-Spirale bei 68 Prozent seiner Patientinnen gebrochen - wie viele Fälle in dieser Studie untersucht wurden, ist unklar.

Bereits im Februar 2018 hätte der Hersteller laut Verbraucherschutz von diesem Materialfehler gewusst, in Österreich wurde erst im September 2020 vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen eine Sicherheitsinformation veröffentlicht. Deshalb kündigt der Verbraucherschutz eine erneute Amtshaftungsklage gegen die Republik an. Im Juni 2022 wurde die erste Amtshaftungsklage vom Landesgericht für Zivilrechtssachen abgewiesen, weil "das Medizinproduktegesetz nur die Allgemeinheit, nicht aber einzelne Betroffene schütze", so die APA in einer Aussendung.

Wenn dieser Prozentsatz auf alle in Österreich verkauften Spiralen zutreffen, dann gäbe es eine Dunkelziffer von 19.000 Betroffenen, so die ehemalige Nationalratsabgeordnete und heutige Obfrau des Verbraucherschutzvereins VSV.

"Unglaublich, was Frauen hier erleiden müssen"

"Jeder einzelne Fall ist ein Wahnsinn, wenn ich mir nur vorstelle, dass ein abgebrochenes, scharfkantiges Stück Plastik in meiner Gebärmutter steckt, also da wird mir ganz schirch vor Augen", so die Obfrau. Die Entfernung sei schwierig und könne medizinische Spätfolgen mit sich bringen. "Es ist unglaublich, was für Folgen die Frauen hier erleiden müssen und das alles nur, weil ein dementsprechendes Medizinprodukt nicht ordentlich kontrolliert wird und nicht gewarnt wird, dass es hier zu Brüchen kommen kann". 

Betroffene können sich bei dem Verbraucherschutzverein unter www.sammelaktion-eurogine.at oder unter [email protected] melden. Aktuell sammelt der Verbraucherschutzverein im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne auch für Betroffene ohne Rechtsschutzversicherung.

 

ribbon Zusammenfassung
  • 28.500 möglicherweise betroffene Spiralen wurden in Österreich verkauft, viele davon seien bruch-gefährdet. Kommt es zum Bruch, müssen die Splitter häufig operativ entfernt werden.
  • Die betroffenen Kupfer- oder Goldspiralen des spanischen Herstellers Eurogine wurde zwischen 2014 und 2017 hergestellt.
  • Der Verbraucherschutz kündigte eine erneute Amtshaftungsklage gegen die Republik an.
  • Betroffene können sich unter www.sammelaktion-eurogine.at beim Verbaucherschutzverein melden und informieren.
  • Aktuell sammelt der Verbraucherschutzverein im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne auch für Betroffene ohne Rechtsschutzversicherung.

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