Nachruf
Hubert Sickinger war ein unermüdlicher Kämpfer gegen Korruption
Hubert Sickinger war ein unermüdlicher Kämpfer für Transparenz und gegen Korruption und der herausragende Experte für Parteienfinanzierung in Österreich. Seine Bücher zum Thema werden unverzichtbare Nachschlagwerke bleiben, seine geduldigen und sehr ausführlichen Erklärungen werden immens fehlen.
Er war nicht nur ein herausragender Experte, sondern ein Public Intellectual, der sein Wissen großzügig teilte und sich Zeit nahm, jede noch so kleine Anfrage ausführlich zu beantworten. Seine Antworten auf schnelle Recherchefragen glichen oft kleinen Proseminare, und man war nach jedem Gespräch mit ihm klüger.
Sickinger, gebürtig aus Oberösterreich, studierte in Innsbruck Politikwissenschaft und Jus, sein Doktorvater war Anton Pelinka. Neben seiner Arbeit am Institut für Konfliktforschung ab 1992 lehrte er an der Universität Wien, der Universität Salzburg sowie an Fachhochschulen.
Heitere Gelassenheit trotz sprödem Thema
Es gibt glamourösere Themen als Parteienfinanzierung. Hubert Sickinger ist es als Lehrendem der Politikwissenschaft aber gelungen, selbst diese mitunter etwas spröde und theoretische Materie lebhaft und praxisnah zu vermitteln. Er war immer ansprechbar für jene, die das Glück hatten, von seinem unglaublich umfangreichen Fachwissen lernen zu dürfen. Er hat sich immer Zeit genommen und geduldig alle Fragen beantwortet, die möglicherweise speziell in seinem so komplexen und vielschichtigen Fach zahlreicher aufgetaucht sind als in manch anderen.
Vor allem aber hat er immer mit einem Lächeln auf den Lippen unterrichtet. Es ist auch dieses Lächeln, diese heitere Gelassenheit, die seinen Studierenden in Erinnerung bleiben wird.
DER Experte
Seine akribische Forschung zum Parteiensystem und seiner Finanzierung machte ihn zu DEM Experten für Korruptionsforschung in Österreich. Kein Skandal war einer, bevor er sein Urteil dazu abgegeben hatte. Keine Gesetzesreform kam ohne seine Expertise aus.
Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit engagierte sich Sickinger ab 2011 im Forum für Informationsfreiheit. Als Vorsitzender des Beirats initiierte er die Kampagne für ein Transparenzgesetz und die Abschaffung des Amtsgeheimnisses mit und deckte unter amtsgeheimnis.at absurde Fälle von Informationsverweigerung auf. Auch beim Preis "Mauer des Schweigens" wirkte er entscheidend mit.
Hubert Sickingers Credo war, dass Transparenz bei allen öffentlichen Ausgaben und Entscheidungen das beste Mittel gegen Korruption seien. Sein Engagement trug maßgeblich dazu bei, dass der eingespielte österreichische Schlendrian in der Finanzierung von Politik überhaupt als Korruption erkannt – und in vielen Fällen beseitigt – wurde.
Ein großes Fehlen
Seine präzisen Einschätzungen werden fehlen. Sein großes Engagement wird fehlen. Vor allem wird seine Persönlichkeit fehlen – die fast schrullige Liebe zum Detail, das ehrliche Interesse an jedem neuen Gesprächspartner, die unstillbare Neugier und die unerwartete Hingabe zu Heavy Metal und dem perfekten Schweinsbratenrezept.
In unserer Redaktion wird man noch sehr ganz automatisch den Namen "Sickinger" ins Handy tippen, wenn man eine Frage zu Korruption hat.
Und im ganzen Land wird man sich noch lange bei jeder Unschärfe in der Finanzierung von Politik fragen, was Hubert Sickinger dazu gesagt hätte.
Es wird eine Lücke bleiben.
Zusammenfassung
- Überraschend hat uns die Nachricht vom Tod von Politikwissenschafter Hubert Sickinger getroffen.
- Hubert Sickinger war ein unermüdlicher Kämpfer für Transparenz und gegen Korruption und der herausragende Experte für Parteienfinanzierung in Österreich.
- Im ganzen Land wird man sich noch lange bei jeder Unschärfe in der Finanzierung von Politik fragen, was Hubert Sickinger dazu gesagt hätte.
- Es wird eine Lücke bleiben.