Warum Alkohol in der Krise nicht die Lösung ist

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Die Corona-Krise ist für viele Menschen belastend. Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder Einsamkeit sind nur ein paar der Gründe, um mehr Alkohol zu trinken. Genau das sollten sie jetzt aber nicht tun.

Arbeitslose, Menschen in Kurzarbeit und einsame Menschen greifen jetzt häufiger zu Alkohol als noch vor der Coronakrise. Das zeigt Befragung der Universität Wien. „In Krisensituationen steigt der Alkoholkonsum“, sagt Michael Musalek, Psychiater und ärztlicher Direktor des Anton Proksch Instituts, gegenüber PULS 24. Vor allem Personen, die sich überfordert fühlten, unter Druck stünden und an Angst litten, würden Alkohol häufig zum Stressabbau verwenden.

Mehr zu trinken ist aber kontraproduktiv. Alkohol schwächt das Immunsystem und im Gegensatz zu einem weitverbreiteten Mythos, wirkt der Konsum von Alkohol nicht desinfizierend.

Stressabbau ohne Alkohol

Musalek rät, sich körperlich zu betätigen. Kreislauftraining stärke nicht nur das Immunsystem, sondern helfe auch Spannungszustände abzubauen. Wichtig sei auch, möglichst viel Schönes zu erleben. Das kann ein gutes Buch, Musik, ein Ausflug in die Natur oder ein Gespräch mit Freunden und Familie sein. „Das beruhigt und führt letztlich dazu, dass ich Spannungszustände loswerde.“, sagt Musalek.

Der Psychiater glaubt, dass der Alkoholkonsum weiter steigen wird. „Die Probleme der Menschen werden zunehmen“, sagt er. Es sei deshalb wichtig sich nicht nur um die Bekämpfung des Virus und die wirtschaftlichen Folgen zu kümmern, sondern sich auch mit den psychosozialen Auswirkungen der Krise auseinanderzusetzen.

Höhere Rückfallwahrscheinlichkeit für Alkoholkranke

Alkoholkranke würden sich derzeit stärker zurückziehen. „Die Schwelle in Beratung zu gehen oder eine Therapiestelle aufzusuchen ist ohnehin schon hoch und wird jetzt noch höher“, sagt Musalek. Der Psychiater befürchtet auch, dass mehr trockene Alkoholiker während der Krise rückfällig werden könnten.

Es sei deshalb besonders wichtig niederschwellige Angebote zu schaffen. Das Anton Proksch Institut bietet deshalb verstärkt Telefon- und Videoberatung an. Für jene, die sich nicht telefonisch beraten lassen können oder wollen, gibt es weiterhin die persönliche Betreuung.

Ausnahmezustand für die Psyche

Wie viel Alkohol ist problematisch?

Laut dem Gesundheitsministerium bedeuten 1,5 Liter Bier pro Tag für Männer bereits ein deutlich erhöhtes Gesundheitsrisiko, bei Frauen ist dies bereits bei einem Liter der Fall. Als moderat zählt bei Männern ein Konsum von 24 Gramm Alkohol und bei Frauen 16 Gramm pro Tag. 20 Gramm Alkohol entsprechen etwa einem halben Liter Bier oder zwei Gläsern Wein pro Tag. An mindestens zwei Tagen pro Woche sollte komplett auf Alkohol verzichtet werden.

Laut der Befragung der Uni Wien ist der Gesamtalkoholkonsum in Österreich seit Krisenbeginn zurückgegangen. Das könnte laut den Forschern an der Schließung der Gaststätten liegen. Die Ergebnisse müssten aber differenziert betrachtet werden, rät Musalek. „Es handelt sich um ein sehr schambesetztes Thema. Dementsprechend ist bei Befragungen zu erwarten, dass man das angibt, was man für sozialverträglich hält.“

 

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ribbon Zusammenfassung
  • Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder Einsamkeit sind nur ein paar der Gründe, um mehr Alkohol zu trinken.
  • Arbeitslose, Menschen in Kurzarbeit und einsame Menschen greifen jetzt häufiger zu Alkohol als noch vor der Coronakrise.
  • Der Psychiater befürchtet auch, dass mehr trockene Alkoholiker während der Krise rückfällig werden könnten.
  • 20 Gramm Alkohol entsprechen etwa einem halben Liter Bier oder zwei Gläsern Wein pro Tag.

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