Brodnig: Teile der Demonstranten sehen sich als "Opfer eines bösen Staates"

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Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig berichtet nach einem Demo-Besuch, wie weit sich manche der Demonstranten von der Gesellschaft wegbewegt haben. Sie sehen Rechtsextreme als Verbündete gegen den Staat. Die Verantwortung dafür liege auch bei der Politik.

Zehntausende Menschen demonstrieren am Samstag gegen Corona-Maßnahmen, Lockdown und Impfpflicht. Es marschieren verschiedenste Gruppierungen mit. Rechtsextreme gehen neben Esoterikern und Verschwörungstheoretikern. Die Gefahr von Corona wird relativiert, so Brodnig, die selbst dabei war und mit Demonstranten gesprochen hat. 

Sie interessierten dabei vor allem jene, die aus der Mitte der Bevölkerung zu kommen scheinen. Das Weltbild, so die Journalistin, habe sich bei diesen Menschen total verschoben. Maßnahmen gegen Corona seien "das Böse" in deren Weltbild. "Maßnahmen werden nicht als Schutzmechanismus gesehen", stattdessen stehe der eigene Freiheitsgedanke im Vordergrund. 

Politische Verantwortung 

Was man keinesfalls außer Acht lassen dürfe, ist, dass es auch eine politische Verantwortung gibt. "Es wird so getan, als würde es vom Himmel gefallen, sein, dass sich die Österreicher nicht impfen lassen", dabei habe es zum Beispiel im Sommer keine Impfkampagne gegeben. "Die Verantwortung geht weg von der Politik und richtet sich auf einzelne Menschen". Das ist laut Brodnig viel zu kurz gegriffen. Die FPÖ, die in diesem Lager fische, "legitimiert schlimmstenfalls so eine Denkweise". Aber nicht nur die FPÖ sei in die Pflicht zu nehmen. 

"Opfer eines bösen Staates"

Das Weltbild sei bei Verschwörungstheoretikern gekippt, sie sehen sich selbst "immer als Opfer eines bösen Staates". "Wir haben ein Problem mit einem Teil der Bevölkerung, der sich weit von der Gesellschaft wegbewegt hat". Eine Frau habe ihr gesagt, "lieber sterbe ich, als dass ich mich impfen lasse". Die Angst davor, dass Menschen sterben oder der Bürgerkrieg komme, sei sehr ausgeprägt bei Teilen der Marschierenden. 

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PULS 24 Reporterin Marie Salzmann berichten direkt von der Demonstration in Wien über Festnahmen, die Teilnehmer und den FPÖ-Aufruf.

Ebenfalls besorgniserregend sei, dass Demonstranten ohne rechtes Gedankengut kein Problem darin sehen, neben Rechtsextremen zu gehen. "Die Gefahr besteht, dass sie Rechtsextreme als Verbündete erachten."  

Der Ausstieg aus der Szene sei schwer und "umso mehr Leute in diese Denkweise investiert haben, umso schwerer ist der Weg zurück". Teilweise hätten die Befragten wegen ihrer Überzeugung ihren Job verloren. Dann zuzugeben, dass man sich geirrt habe, sei nicht leicht. 

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  • Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig berichtet nach einem Demo-Besuch, wie weit sich manche der Demonstranten von der Gesellschaft wegbewegt haben. Sie sehen Rechtsextreme als Verbündete gegen den Staat. Die Verantwortung dafür liege auch bei der Politik.