Underdog-Duell
ÖFB-Cupfinale: WAC und Hartberg kämpfen um historischen Coup
"Es ist ohne Zweifel das größte Spiel, das der Verein bisher bestritten hat", sagte Hartbergs Trainer Manfred Schmid wohl stellvertretend für beide Finalisten. Nach zwei Jahren, in denen mit Rapid und Sturm Graz zwei Publikumsmagneten samt euphorischem Anhang in Klagenfurt einfielen, wird die diesjährige Ausgabe beschaulicher über die Bühne gehen. Knapp 6.800 Einwohner:innen hat die Stadt Hartberg, die Stadtgemeinde Wolfsberg zählt rund 25.000. Kämen alle, wäre das Wörthersee Stadion mit seinen 30.000 Plätzen ausverkauft.
Den Klubs wie dem ÖFB gelang es, für eine würdige Kulisse zu sorgen. Über 17.000 Karten wurden bis Mittwoch abgesetzt. Aus Hartberg werden die Fans mit 50 Bussen gen Klagenfurt chauffiert. Die Formkurve der Finalisten spricht für den "Hausherren". Der WAC ist in der Meistergruppe als einzige Mannschaft noch ungeschlagen, zuletzt feierten Kapitän Dominik Baumgartner und Co. einen 2:1-Sieg gegen Salzburg. In Wolfsberg darf sogar das Double ins Auge gefasst werden. Ihre laut Dietmar Kühbauer "Topsaison" wollen die Lavanttaler jedenfalls gebührend krönen.
"Wir werden alles daransetzen, das Finale auch zu gewinnen und uns in die Geschichtsbücher des Klubs und des österreichischen Fußballs einzutragen", meinte der WAC-Coach, der die Partie aber nicht anders als jede andere angehen will. "Wir müssen, wie in jedem Spiel, unsere Tugenden auf den Platz bringen", so Kühbauer. Für Baumgartner fühlte sich die Reise nach Klagenfurt hingegen nach wie vor "ein bisschen surreal" an. "Es ist für viele Spieler und wahrscheinlich auch für den Verein das wichtigste Spiel und das merkt man auch im ganzen Umfeld", meinte der Bruder von ÖFB-Star Christoph Baumgartner.
Cheftrainer und Spieler mit Finalerfahrung
Die beiden Cheftrainer kosteten die Freude eines Cupsiegs bereits aus. Kühbauer holte 1995 mit Rapid den Titel, der ebenfalls 54-jährige Schmid stemmte mit der Austria zweimal - 1992 und 1994 - den Pokal. Von den am Donnerstag auf dem Rasen stehenden Profis erreichte etwas mehr als eine Handvoll bereits ein Cupsieg. Wolfsbergs Simon Piesinger jubelte etwa mit Randers FC in Dänemark, Dejan Zukić mit Vojvodina Novi Sad in Serbien und David Atanga mit Salzburg. Bei Hartberg holte Patrik Mijić in Slowenien mit NK Rogaška im Vorjahr den Cup, sein Sturmpartner Jed Drew feierte in Australien mit Macarthur FC.
Schmid wusste: Ein Finale "bleibt nur in guter Erinnerung, wenn du es auch gewinnst". Die Favoritenrolle beim Gegner zu sehen, hat den Blau-Weißen schon einmal geholfen. Das 1:0 bei der Austria könnte als Blaupause dienen: Defensiv solide stehen und vorne auf schnelle Umschaltmomente setzen. Auf dem Weg ins Finale haben Torhüter Raphael Sallinger und seine Vorderleute jedenfalls wenig zugelassen. Hartberg hat bei den fünf Auswärtssiegen nur ein Gegentor kassiert - beim 11:1 in der ersten Runde in Bischofshofen.
Ligaduelle kein Gradmesser
Im Bundesliga-Grunddurchgang siegte in den direkten Duellen je einmal der WAC (3:0) und Hartberg (3:2). Schmid hoffte auf eine weitere effiziente Vorstellung. "Vielleicht kann man den WAC ja auch mit dem ein oder anderen taktischen Element überraschen", erklärte der Wiener auch. "Man muss einfach schauen, dass man auf den Punkt da ist. Was bisher in der Liga war oder die letzten Ergebnisse - das sagt gar nichts aus", betonte TSV-Kapitän Jürgen Heil. Sein Team ist in der Meisterschaft bei sieben Punkten Vorsprung auf Schlusslicht GAK auf dem besten Weg zum Klassenerhalt.
120.000 Euro kassiert jeder Finalist, dazu kommen Beteiligungen an den Einnahmen des Spiels. Es winkt außerdem der Startplatz in der kommenden Qualifikation zur Europa League. Für beide Teams steht neben viel Prestige damit auch willkommene Einnahmen auf dem Spiel. Hartbergs Präsidentin Brigitte Annerl sprach auf Sky vom "Anfang eines neuen Kapitels" für den Klub und unterstrich die wirtschaftliche Bedeutung eines Erfolgs. "Wenn wir den Cup gewinnen können, dann spielen wir europäisch. Sponsoren machen sich international sichtbarer, bestehende Sponsoren können wir besser halten und neue dazugewinnen. Erfolg zieht Fans an."
Zusammenfassung
- Das 90. ÖFB-Cupfinale zwischen dem WAC und TSV Hartberg verspricht einen Premierensieger, wobei der WAC als Favorit gilt und Hartberg bereits einen Favoriten im Cup ausgeschaltet hat.
- Über 17.000 Tickets wurden für das Finale im 30.000 Plätze fassenden Wörthersee Stadion verkauft, was auf großes Interesse an diesem historischen Spiel hinweist.
- Neben dem Prestige geht es für beide Teams um wirtschaftliche Vorteile, darunter 120.000 Euro Preisgeld und einen Startplatz in der Europa League-Qualifikation.