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Tscheche Zabystran sorgt für Super-G-Sensation in Gröden

Heute, 12:32 · Lesedauer 3 min

Einmal mehr hat in Gröden ein Läufer die Gunst der höheren Startnummer genutzt. Der Tscheche Jan Zabystran fing mit der 29 den lange Zeit führenden Marco Odermatt im Super-G noch ab und verhinderte damit den nächsten Sieg des Schweizer Ski-Stars (+0,22 Sek.). Der 27-jährige Zabystran, im Weltcup zuvor nie besser als Achter, jubelte über den ersten Sieg eines männlichen tschechischen Skifahrers überhaupt. Die Österreicher waren nur in Nebenrollen unterwegs.

Am Tag nach dem historisch schwächsten Gröden-Abfahrtsergebnis landete Daniel Hemetsberger auf Platz sieben (+0,68). Mit Vincent Kriechmayr (9.), Raphael Haaser (10.) und Marco Schwarz (13.) klassierten sich vier ÖSV-Fahrer unter den Top-15 des engen Rennens. Vincent Wieser belegte Platz 22, für Lukas Feurstein (41.) und Stefan Babinsky (46.) reichte es zu keinen Weltcuppunkten.

Wieder griff der "Gröden-Effekt" der hervorkommenden Sonne. "Jeder, der diese Chance nutzt, hat es irgendwo verdient. Gratulation an Jan, aber klar fuchst es einen", sagte Odermatt im ORF. "Um dreiviertel 12 fährt man komplett im Dunkeln und eine halbe Stunde später komplett im Licht." Er hatte mit einer Brachialfahrt am Limit lange die Führung vor dem italienischen Podest-Debütanten Giovanni Franzoni (+0,37 Sek.) und dem Franzosen Nils Allegre (+0,44) innegehabt.

Doch dann kam Zabystran, der im Chile-Trainingscamp bereits mächtig aufgezeigt hatte. Er trat im Anschluss völlig überwältigt vor die Mikrofone: "Ich hatte noch nie das grüne Licht (des Führenden), ich bin noch nie im Sessel des Führenden gesessen. Es ist völlig verrückt", strahlte Zabystran. Während Zabystran auf den Spuren seiner Landsfrau Ester Ledecka wandelte, machten sich die Gröden-Verantwortlichen mit Feuereifer - erfolgreich - auf die Suche nach einer tschechischen Fahne für die Siegerehrung. Franzoni widmete seinen ersten Podestplatz seinem im Training in Chile tödlich verunglückten Teamkollegen Matteo Franzoso. "Wir gingen als Team durch harte Zeiten. Ich weiß, er wäre stolz auf mich."

"Den Jan kenne ich schon ein Zeiterl, er ist ein gewaltiger Skifahrer, das wundert mich gar nicht", sagte Hemetsberger über den Sieger. Der Oberösterreicher schwang erstmals im Olympia-Winter zufrieden ab, musste dann aber zuschauen, wie es Platz um Platz nach hinten ging. "Eine Gröden-Eigenart. Die Jungs bringen eine super Leistung, aber langsamer ist es nicht geworden." Er habe sich am Limit heruntergetastet, ein Innenskifehler am Ende der Ciaslat-Wiese sorgte für eine kurze Schrecksekunde. Mit einem Griff in den Schnee rettete er sich spektakulär. "Bei mir zählt, dass ich wieder halbwegs bei der Musik dabei bin."

Letztlich riss aber eine drei Super-G-Rennen andauernde österreichische Podestserie. Kriechmayr kostete eine zu direkte Linienwahl einen möglichen weiteren Podestplatz. "Bei den Kamelbuckeln habe ich einen Fehler gemacht. Die anderen nicht. Ist so. Es war ein dummer Fehler, der mir schon zum zweiten Mal in meiner Karriere an dieser Stelle passiert ist", sagte Kriechmayr. Er hoffte vor der klassischen Saslong-Abfahrt am Samstag (11.45 Uhr) auf einen Lerneffekt.

Zusammenfassung
  • Der Tscheche Jan Zabystran sorgt mit Startnummer 29 für eine Sensation im Super-G von Gröden und gewinnt als erster männlicher tschechischer Skifahrer ein Weltcuprennen, 0,22 Sekunden vor dem Schweizer Marco Odermatt.
  • Die Österreicher bleiben ohne Podestplatz: Daniel Hemetsberger wird Siebter (+0,68 Sek.), Vincent Kriechmayr Neunter, Raphael Haaser Zehnter und Marco Schwarz Dreizehnter, während die österreichische Podestserie im Super-G nach drei Rennen reißt.
  • Giovanni Franzoni erreicht als Dritter (+0,37 Sek.) sein erstes Weltcup-Podest und widmet diesen Erfolg seinem im Training tödlich verunglückten Teamkollegen Matteo Franzoso.