APA/APA (AFP)/PATRICK HAMILTON

Starker Medwedew fordert Djokovic in würdigem Finale heraus

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Zum neunten Mal Novak Djokovic oder zum ersten Mal Daniil Medwedew? Das ist die Frage vor dem mit Spannung erwarteten Herren-Finale bei den Australian Open in Melbourne. Nicht wenige setzen da trotz des Legendenstatus von Djokovic gerade in seinem "Wohnzimmer" Melbourne mittlerweile auf den 25-jährigen Russen. Medwedew hat seit Paris-Bercy im vergangenen Herbst einen Lauf von 20 Siegen, davon 12:0-Erfolge über Top-Ten-Spieler, darunter auch Djokovic bei den ATP Finals.

Bei den US Open war es noch Dominic Thiem vorbehalten, als erster Spieler der jüngeren Generation die Phalanx der "big three" bei Grand-Slam-Turnieren zu brechen. Nun scheint die Zeit reif für den nächsten Teil einer schleichenden Wachablöse. Medwedew strotzt jedenfalls zurecht vor Selbstbewusstsein. "Wie man sieht, kann ich einige große Namen schlagen, wenn ich gut spiele", sagte Medwedew: "Natürlich ist es für das Selbstvertrauen großartig, wenn du jeden schlägst, weil Leute - glaube ich - vielleicht anfangen, sich ein bisschen vor dir zu fürchten."

Ihm Gegenüber steht eine Macht in Melbourne: Acht Mal stand Djokovic bisher im Finale von Melbourne, acht Mal hat er dann auch gewonnen. Schafft er in Melbourne alle Neune, dann hat er die Hälfte all seiner Majors (es wären dann 18), "down under" geholt.

Der Weltranglisten-Erste sprach anerkennend über die Siegesserie des Russen, sagte bei Eurosport aber auch: "Es wird viel geredet über die neue Generation, die von uns übernehmen soll. Aber realistisch gesehen, ist das noch nicht passiert. Mit allem Respekt gegenüber den anderen Burschen, sie haben noch viel Arbeit vor sich."

Umgekehrt weiß auch Medwedew, ähnlich übrigens wie eine Naomi Osaka im Bezug auf Serena Williams, dass die Rekorde von Roger Federer, Nadal (je 20 Titel) und Djokovic (17) ohnehin außer Reichweite sind. Doch die Rekordjagd ist auch ein Bürde. "Ich habe nicht viel Druck, weil er hat hier im Finale acht Mal nicht verloren. Es ist er, der allen Druck hat, auch weil er Roger und Rafa und den Grand-Slam-Rekord haben will", versucht Medwedew die Erwartungshaltung zurückzuschrauben.

Stefanos Tsitsipas, der im Halbfinale am Freitag gegen den "Bären" Medwedew letztlich chancenlos war, wäre von einem Sieg des Russen nicht überrascht. "Ich bin keine Wett-Website. Es könnte auch Medwedew gewinnen, es wäre gut für ihn und gut für das Tennis." Die Namen in den Siegerlisten etwas zu ändern, wäre jedenfalls kein Fehler, so der Grieche.

Der 25-jährige Medwedew ist der jüngste Finalist seit Djokovic, der bei seinem dritten Titel in Melbourne 2012 noch ein Jahr jünger war. Wie das Endspiel auch endet, es ist ein würdiges Endspiel der zwei aktuell stärksten Spieler. Schon vor dem Finale steht für Djokovic fest, dass er in rund zwei Wochen einen weiteren für ihn wichtigen Rekord innehaben wird: Roger Federers Rekord von gesamt 310 Wochen an der Spitze der Weltrangliste wird fallen.

Geld spielt für Djokovic wohl gar keine, für Medwedew auch nur noch eine untergeordnete Rolle: Der Sieger erhält rund 1,77 Mio. Euro, der Finalist etwa 966.000 Euro. Der 81-fache Titelträger Djokovic hält schon jetzt bei knapp 147 Millionen Dollar allein an Preisgeld, Medwedew übertrifft mit Melbourne immerhin die 15-Millionen-Marke.

ribbon Zusammenfassung
  • Das ist die Frage vor dem mit Spannung erwarteten Herren-Finale bei den Australian Open in Melbourne.
  • Nicht wenige setzen da trotz des Legendenstatus von Djokovic gerade in seinem "Wohnzimmer" Melbourne mittlerweile auf den 25-jährigen Russen.
  • Medwedew strotzt jedenfalls zurecht vor Selbstbewusstsein.
  • Ihm Gegenüber steht eine Macht in Melbourne: Acht Mal stand Djokovic bisher im Finale von Melbourne, acht Mal hat er dann auch gewonnen.