APA/APA (dpa)/Andreas Gebert

Rassismusfall beim FC Bayern München

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Der FC Bayern München sieht sich vor dem Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona mit Rassismusvorwürfen gegen einen Jugendtrainer konfrontiert. Mittlerweile hat die Polizei München Ermittlungen aufgenommen.

Anfang der Woche hatte das Magazin "Sport inside" des WDR über den Verdacht gegen den Jugendtrainer berichtet. Demnach hatte sich der Betreuer abfällig über Spieler geäußert, sei es wegen ihrer Hautfarbe oder ihres Nachnamens. Der Trainer arbeitet seit 2003 in der Nachwuchsabteilung und wurde 2016 zum Sportlichen Leiter der U9- bis U15-Mannschaften befördert.

Chatverläufe belasten Trainer

Am Dienstag waren Chat-Verläufe aufgetaucht, die den beschuldigten Jugendtrainer schwer belasten. Dieser hatte zunächst deren Echtheit bestritten und behauptet, sie seien über einen Fake-Account beim Kurznachrichtendienst Twitter verbreitet worden. Nach Informationen von Bild hat der Mann diese Darstellung mittlerweile zurückgenommen. Die Chats enthalten eindeutig rassistische Äußerungen.

Rummenigge kündigt Konsequenzen an

Bayern Münchens Klubchef Karl-Heinz Rummenigge kündigte gegenüber dem Fernsehsender Sky "zeitnah" Konsequenzen an. Er betonte, dass ihn der Fall "ärgere (...), weil man darf nicht vergessen: Wir sind ein Klub, der sich immer gegen Rassismus eingesetzt hat." Auch Bayerns Präsident Herbert Hainer versprach ein rasches Vorgehen. "Wir arbeiten mit Hochdruck an der Aufklärung dieses Falles und werden in Kürze ein Ergebnis vorliegen haben und bis spätestens Anfang der Woche eine Entscheidung treffen", sagte Hainer im Gespräch mit tz und dem Münchner Merkur.

Klubführung waren Anschuldigen offenbar bekannt 

Die Absichtsbekundungen der Klubbosse werden von einem Spiegel-Bericht konterkariert. Demnach soll die Klubführung des FC Bayern schon seit Längerem von den Anschuldigungen gegen den Jugendtrainer gewusst haben. Der Spiegel berichtet, dass im Herbst 2018 anonyme Schreiben in der Vorstandsetage der Bayern eingegangen sein sollen. Es soll sich dabei um Briefe von Eltern handeln, die rassistische und homophobe Äußerungen sowie Schikanen des Trainers beklagten. Darüber seien Klubboss Karl-Heinz Rummenigge, Ex-Präsident Uli Hoeneß, Sportdirektor Hasan Salihamidzic und auch das Campus-Leiter-Triumvirat Hermann Gerland, Jochen Sauer und Holger Seitz informiert gewesen.

Polizei ermittelt

Der Münchner Polizeisprecher Werner Kraus bestätigte am Mittwoch, dass ein für den Staatsschutz zuständiges Kommissariat der Polizei München gegen mindestens einen Mitarbeiter des FC Bayern aus dem Nachwuchsleistungszentrum ermittelt. "Würden sich die Vorwürfe bestätigen, dann läge hier in eindeutiger Art und Weise eine rassistische Handlung vor", sagte Kraus: "Es wäre dann eine Straftat." Deshalb habe man die Ermittlungen nun aufnehmen müssen.

ribbon Zusammenfassung
  • Der FC Bayern München sieht sich vor dem Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona mit Rassismusvorwürfen gegen einen Jugendtrainer konfrontiert.
  • Mittlerweile hat die Polizei München Ermittlungen aufgenommen.
  • Die Absichtsbekundungen der Klubbosse werden von einem Spiegel-Bericht konterkariert.
  • Demnach soll die Klubführung des FC Bayern schon seit Längerem von den Anschuldigungen gegen den Jugendtrainer gewusst haben.

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