Samuel Akhondi - Ralf RangnickMontage/APA/Privat/PULS 24

Wie Österreich die Star-Truppe von Frankreich bezwingt

Österreichs Fußballer erwartet zum EM-Auftakt eine wahre Mammutaufgabe. Der renommierte Taktik-Experte Samuel Akhondi analysiert exklusiv für PULS 24, auf welche Schlüsselfaktoren es gegen Frankreich ankommen wird.

Frankreich, Weltmeister 2018 und Vize-Weltmeister 2022, gehört zu den absoluten Mitfavoriten auf den EM-Titel. Die Mannschaft um Superstar Kylian Mbappé, der am liebsten auf dem Flügel spielt, aber immer wieder im Sturmzentrum ran muss, verfügt über eine beeindruckende Offensivkraft.

Frankreichs Offensiv-Power

Mit Stürmern wie Olivier GiroudRandal Kolo Muani und Marcus Thuram sind die Franzosen im Angriff brandgefährlich. Ergänzt werden sie dabei von Dribblern wie Kingsley Coman und Ousmane Dembélé. In der Defensive ist die Qualität tendenziell einen Tick weniger hoch als die vergangenen Jahre. Spieler wie Dayot Upamecano sind trotz ihrer Qualität immer wieder für einen Fehler gut.

Gegen Luxemburg hatte Frankreich im Spiel immer wieder Phasen mit überraschend hohem Pressing. Um gegen diese übermächtige Mannschaft bestehen zu können, wird es für Österreich auf folgende vier Schlüsselfaktoren ankommen:

1. Sauberer Spielaufbau

Frankreich zeigte gegen Luxemburg ein überraschend hohes Pressing. Österreich wird daher einen extrem sauberen und präzisen Spielaufbau benötigen, um dem Druck standzuhalten. Fehler im Passspiel dürfen nicht passieren, diese könnten sofort bestraft werden. Patrick Pentz gehört im Spiel mit dem Ball zur erweiterten Torwart-Elite in Europa. Gemeinsam mit seinen Innenverteidigern muss er die richtige Balance und vor allem das richtige Timing zwischen flachen Pässen und langen Abschlägen finden.

Insbesondere die beiden Sechser Nicolas Seiwald und Konrad Laimer müssen richtig entscheiden, wann sie einen Ball prallen lassen und wann sie mit dem Ball aufdrehen. Insbesondere Seiwald hat hiermit immer wieder Probleme. Florian Grillitsch hätte dazu sicherhlich die besseren spielerischen Tools, doch weil Frankreich insgesamt sicher mehr Ballbesitz haben wird, dürfte der Hoffenheimer keine Rolle für die Startelf spielen. Sollte Grillitsch im Laufe der Partie reinkommen, dürfte Laimer eine Position nach vorne rutschen.

2. Flexibles Pressing

Im letzten EM-Testspiel (0:0 gegen Kanada) hat Frankreich im Spielaufbau immer wieder geschwächelt. Der Gegner: Ex-Red-Bull-Trainer Jesse Marsch. Österreich beherrscht diese Disziplin um mindestens eine Klasse besser als die Kanadier. Ein gutes Pressing könnte dazu führen, dass die französischen Schlüsselspieler wie Jules Koundé und Antoine Griezmann aus dem Spiel genommen werden.

Die beiden sind schwer zu pressen, da sie ihre Positionen sehr flexibel interpretieren. Ein schlecht getimtes Pressing kann hier schnell nach hinten losgehen. Gleichzeitig wird Frankreich als Favorit viel Ballbesitz haben und dem ÖFB-Team reichlich Gelegenheiten zum Pressen geben.

3. Kontrolle der Halbräume

Koundé agiert je nach Spielsituation in der Halbposition neben Upamecano oder ganz außen. Dadurch kann Griezmann seine Position flexibel variieren. Österreich muss die Halbräume kontrollieren, um Koundé und Griezmann nicht ins Spiel kommen zu lassen.

Eine kluge Staffelung und die richtigen Pressing-Trigger sind notwendig, um diese Bereiche zu dominieren und die französische Spielgestaltung zu stören, ohne selber in Probleme zu geraten.

4. Effizienz im Abschluss

Frankreich verfügt über herausragende Stürmer, angeführt von Mbappé, die ihre Chancen effizient nutzen. Österreich muss defensiv äußerst konzentriert und entschlossen agieren, um diesen Spielern keine Chancen zu bieten.

Gleichzeitig müssen die ÖFB-Spieler ihre Umschaltmomente konsequent zu Ende spielen und ihre eigenen Chancen nutzen. Gegen ein Team wie Frankreich sind in der Regel nicht viele Torchancen zu erwarten.

Video: ÖFB-Teamchef Rangnick vor Österreichs EM-Start

Zur Person: Samuel Akhondi (30) kommt ursprünglich aus Wien und begann seine Karriere als Taktik-Analyst bei den Fußball-Fachmedien "90 Minuten" und "Spielverlagerung". Er ist Besitzer der UEFA-B-Lizenz und co-trainierte den FCM Traiskirchen zusammen mit Chefcoach Oliver Lederer. Während der WM 2018 arbeitete er gemeinsam mit Maximilian Senft als Taktik-Analyst für den ORF. Derzeit ist Akhondi Experte und Co-Kommentator bei Laola1, wo er die "LigaZwa" kommentiert. Zusätzlich arbeitete er als externer Spielanalyst für die Admira und den LASK, war Gast bei "Sport & Talk aus dem Hangar-7" und hat als Vortragender bei der Trainerausbildung des ÖFB agiert. Von Beruf ist er eigentlich Zahnarzt und arbeitet derzeit als Research Fellow an der Harvard School of Dental Medicine in Boston.

Die EURO 2024 bei Servus TV und im ORF sowie auch in den Livestreams auf JOYN.

ribbon Zusammenfassung
  • Österreich steht im EM-Auftakt gegen Frankreich vor einer großen Herausforderung.
  • Der renommierte Taktik-Experte Samuel Akhondi analysiert exklusiv für PULS 24, auf welche Schlüsselfaktoren es gegen Frankreich ankommen wird.
  • Österreich muss vier Schlüsselfaktoren beachten: sauberer Spielaufbau, flexibles Pressing, Kontrolle der Halbräume und Effizienz im Abschluss.
  • Frankreichs Offensivspieler wie Mbappé, Giroud und Dembélé sind besonders gefährlich.
  • Patrick Pentz, Österreichs Torwart, gehört zur erweiterten Torwart-Elite in Europa und spielt eine Schlüsselrolle im Spielaufbau.
  • Die EURO 2024 bei Servus TV und im ORF sowie auch in den Livestreams auf JOYN.