WM-Quali
ÖFB-Team holt 4:0-Sieg nach "unfassbarer Tragödie"
Der Schock des Amoklaufs in einer Grazer Schule überschattete am Dienstag ganz Österreich - sogar ein in Wahrheit unwichtiges Fußballspiel in knapp 700 Kilometer Entfernung.
Österreichs Nationalteam holte im Zuge der WM-Qualifikation einen souveränen 4:0-Sieg gegen San Marino, den 210. und Letzten der FIFA-Weltrangliste. Das ÖFB-Team bilanziert nun bei zwei Siegen aus zwei Spielen.
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Teamchef Ralf Rangnick zeigte sich vor Spielbeginn emotional. "Kaum in Worte zu fassen, eine unfassbare Tragödie. Heute ist es wirklich schwer, sich auf Fußball zu konzentrieren", sagte der Deutsche bei Servus TV.
Eine Absage sei zwar nicht im Raum gestanden, stattdessen beantragte man bei der UEFA eine Trauerminute sowie die Erlaubnis, mit Trauerflor spielen zu dürfen, so Geschäftsführer Bernhard Neuhold.
Schnelle Führung
Österreichs über 1.500 mitgereiste Fans sorgten für eine schöne Geste: Ein schwarzes Banner mit zwei weißen Kreuzen und dem Wort "Graz" in der Mitte wurde auf Höhe der Mittellinie angebracht.
Nach der emotionalen Trauerminute - einige ÖFB-Stars den Tränen nahe - zeigte sich die Mannschaft aus sportlicher Sicht vollkonzentriert. Marko Arnautović (3. Minute) erzielte nach Ballgewinn und Vorlage von Stefan Posch den schnellen Führungstreffer.
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Für San Marino kamen auch Spieler zum Einsatz, die hauptberuflich als Kellner ihr Geld verdienen oder sogar noch studieren. Der Klassenunterschied zeigte sich von Anfang an. Michael Gregoritsch (11.) und erneut Arnautović (15) erhöhten bald auf 3:0.
Für Arnautović waren es Länderspieltore Nummer 40 und 41. Nach seinem Abgang bei Inter Mailand derzeit vereinslos, fehlen dem ÖFB-Stürmer jetzt nur mehr drei Tore auf den Länderrekord von Toni Polster.
Christoph Baumgartner (27.) traf noch vor dem Ende der ersten halben Stunde zum 4:0. In den letzten Minuten der ersten Hälfte schaltete Österreich einen Gang zurück, San Marino kam sogar zur einen oder anderen Minichance.
Österreich (in Weiß) und San Marino gedenken der Opfer des Amoklaufs in Graz.
Schwache 2. Hälfte
Teamchef Rangick wechselte in der Halbzeit kräftig durch. Gleich vier neue Spieler kamen zum Einsatz, darunter auch Goalie Tobias Lawal vom LASK. Der erhoffte frische Wind blieb im zweiten Durchgang aber aus, den Umständen entsprechend verständlich.
Dem ÖFB-Team fehlte in der Folge die nötige Passgenauigkeit vor der gegnerischen Box. Und wurde es mal richtig gefährlich, war der tapfer kämpfende San-Marino-Goalie Edoardo Colombo stets zur Stelle. Sogar bei einem verschossenen Arnautović-Elfmeter (85).
Bis auf Konrad Laimer (FC Bayern) und Marcel Sabitzer (Borussia Dortmund), die bei der Klub-WM spielen werden, geht es für die ÖFB-Spieler nun in die Sommerpause. Der Qualiauftakt ist geglückt, die beiden Schlüsselduelle mit Bosnien und Herzegowina warten aber noch.
Der Spielbericht:
FIFA WM-Qualifikation 2026 (4. Runde)
San Marino - Österreich 0:4 (0:4)
Serravalle (San Marino), Publikum: ca. 3.000, SR: Ondřej Berka (Tschechien)
Tore:
- 0:1 (3.) Arnautović
- 0:2 (11.) Gregoritsch
- 0:3 (15.) Arnautović
- 0:4 (27.) Baumgartner
Aufstellung der Österreicher: P. Pentz (46. Lawal) - Honsak, Friedl, Lienhart (46. Querfeld), Posch - Seiwald - Sabitzer, Baumgartner (63. Grüll), Laimer (46. Schmid) - Gregoritsch (46. Ballo), Arnautović
Gelbe Karten: Riccardi bzw. Ballo, Posch
Die Stimmen zum Spiel:
- Ralf Rangnick (ÖFB-Teamchef): "Es war nicht einfach, heute den richtigen Ton zu finden gegenüber den Spielern. Auf der Welt passieren viele verrückte Dinge im Moment. Wir müssen unseren Beitrag leisten, dafür zu sorgen, dass diese Dinge in Zukunft nicht mehr passieren. Jeder muss darauf achten, was um ihn herum passiert. Ich möchte heute nicht zu sehr in einzelne Bewertungen reingehen."
- Marko Arnautović (ÖFB-Doppeltorschütze): "Mit dem, was wir heute in der Früh gehört haben, interessiert mich dieses Spiel überhaupt gar nicht. Seither habe ich nur Herzrasen, Mitleid komplett für das, was dort in Graz passiert ist. Das ist brutal. Ich weiß nicht, ob wir noch so safe sind auf dieser Welt. Die Gedanken der ganzen Mannschaft sind nur in Graz."
- Michael Gregoritsch (ÖFB-Torschütze): "Ich habe heute am Weg zum Spiel sehr, sehr viel nachgedacht über die Gemeinschaft, die wir hier haben. Wir haben das Privileg, für Österreich spielen zu dürfen. Wir haben gesagt, wir spielen auch für meine Heimatstadt Graz. Das war der Antrieb. Es ist tatsächlich 10 Minuten von mir daheim. Man kennt die Schule, es ist eine fürchterliche Nachricht gewesen."
- Christoph Baumgartner (ÖFB-Torschütze): "Es ist schwierig, wenn du so etwas hörst. Dass so etwas wie in Graz im eigenen Land passiert, ist Wahnsinn. Das ist etwas, was einen richtig, richtig berührt. Das war nicht so cool. Wir haben irgendwann versucht, es zur Seite zu schieben, weil es für uns drei wichtige Punkte waren. Man hat schon gemerkt, dass die Freude über die Tore nicht so da war."
- Marcel Sabitzer (ÖFB-Mittelfeldspieler): "Wir haben versucht, uns zu fokussieren. Es waren 30 bis 40 ganz gute Minuten. Es waren auch in der zweiten Halbzeit noch Chancen da. Es hätte auch höher ausgehen können. Wenn man die Umstände betrachtet, dann nimmt man es so, wie es ist. Ich habe meine ganze Jugend eigentlich in Graz verbracht, deswegen ist es schon ein extrem komisches Gefühl."
- Mathias Honsak (ÖFB-Teamdebütant): "Unfassbares Gefühl, mein Debüt werde ich nie vergessen. Dazu 4:0 gewonnen, kein Tor bekommen. Wir hätten weitaus höher gewinnen können, aber ich bin glücklich. Meine Leistung war ganz okay, Linksverteidiger habe ich schon länger nicht mehr gespielt."
- Roberto Cevoli (Teamchef von San Marino): "Wir haben jetzt gegen Rumänien, Bosnien-Herzegowina und Österreich gespielt, und Österreich ist ohne Zweifel die beste Mannschaft. Sie haben ein gewaltiges Level. Ich rechne damit, dass sie Gruppenerster werden."
Der WM-Quali-Spielplan Österreichs:
- 6. September: Zypern (heim)
- 9. September: Bosnien und Herzegowina (auswärts)
- 9. Oktober: San Marino (h)
- 12. Oktober: Rumänien (a)
- 15. November: Zypern (a)
- 18. November: Bosnien und Herzegowina (h)
Zusammenfassung
- Das ÖFB-Nationalteam hat in der WM-Qualifikation einen klaren 4:0-Auswärtssieg gegen San Marino, den 210. der FIFA-Weltrangliste, gefeiert.
- Das Spiel wurde von der Amoktat in Graz überschattet, weshalb Team und Fans mit Trauerflor und einem Banner im Stadion ihre Anteilnahme zeigten.
- Marko Arnautović erzielte zwei Tore (seine Länderspieltore 40 und 41) und verschoss in der 85. Minute einen Elfmeter.
- Nach 27 Minuten stand es bereits 4:0 durch Treffer von Arnautović, Gregoritsch und Baumgartner, danach nahm Österreich das Tempo heraus.
- Teamchef Ralf Rangnick und die Spieler äußerten sich emotional zur Tragödie, der sportliche Fokus stand klar hinter dem Mitgefühl für Graz zurück.