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Mercedes-Star Hamilton kann sich in der Türkei krönen

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Dass Lewis Hamilton die bedeutendste Bestmarke von Rekordweltmeister Michael Schumacher wohl in der Türkei egalisiert, ahnte im März noch niemand. Erst durch die Coronakrise rückte der Grand Prix vor den Toren Istanbuls nach neun Jahren Pause in den Notkalender der Formel 1. Ein Sieg reicht Mercedes-Star Hamilton am Sonntag (Start 11.10 Uhr MEZ/live ORF, RTL und Sky) zum bereits siebenten WM-Titel in der Motorsport-Königsklasse.

Kaum jemand hatte noch im Frühjahr nach Verschiebungen und Absagen der ersten zehn Saisonläufe daran geglaubt, dass es 2020 überhaupt einen Champion geben wird. Doch selbst wenn das nun so kommt, steht die finanziell gebeutelte Rennserie vor riesigen Herausforderungen. Die Situation werde "immer ernster", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zuletzt und ergänzte mit Blick auf die letzten vier Saisonläufe: "Es liegt in den Händen der Gesundheitsbehörden, ob Motorsport zugelassen wird und wir dorthin reisen können."

Nach der Station Istanbul sind noch zwei Rennen in Bahrain (29.11. und 6.12.) sowie das Finale am 13. Dezember in Abu Dhabi vorgesehen. Erstmals würden Hamilton, dessen Vorsprung auf seinen Teamkollegen und letzten verbliebenen WM-Rivalen Valtteri Bottas bereits 85 Punkte beträgt, und seine Konkurrenten nach dem kurzfristig abgesagten Saisonstart in Melbourne wieder weit außerhalb Europas fahren. Verschärfte Corona-Maßnahmen und strenge Reisebeschränkungen erschweren das ebenso wie die erhöhte Gefahr von Infektionen. Ein Saisonabbruch gilt aber derzeit noch als unwahrscheinlich.

Zwar gab es in den vergangenen Monaten auch dank eines aufwendigen Hygienekonzepts mit vielen Corona-Tests verhältnismäßig wenige Zwischenfälle, doch die Formel 1 bleibt ein Wanderzirkus mit mehr als 1.000 Personen. Dass dieser schon 2021 wieder um die Welt reisen soll, als wäre nichts gewesen, scheint deshalb äußerst schwer vorstellbar.

Auch sind gleich 23 Rennen, so viele wie nie zuvor, vorgesehen. Diesen kühnen Plan stellten die Verantwortlichen am Dienstag vor. In Australien, dem Mittleren Osten, Europa, Asien, Nord- und Südamerika sollen die Events stattfinden. Ein Fixpunkt ist dabei auch wieder der Österreich-Grand-Prix am 4. Juli auf dem Red Bull Ring in Spielberg, wo heuer die Saison im Sommer mit gleich zwei Rennen verspätet gestartet wurde.

Laut eines Berichts des Fachmagazins "Auto, Motor und Sport" hat das Formel-1-Management die Zusage aller Länder, dass der ganze Tross unter besonderen Bedingungen einreisen darf, falls es noch keinen Corona-Impfstoff gibt. Darüber hinaus soll auf Schnelltests gesetzt werden, um Infektionen zu jedem Zeitpunkt festzustellen.

Vorerst ist der Kalender aber nur ein provisorischer. Nach Millionenverlusten der Veranstalter und steigender Existenzangst vor allem bei den kleinen Rennställen gibt es auch keinen Plan B. Ein weiteres Jahr wie 2020 werden viele Teams - und auch die Formel 1 selbst - sicher nicht überstehen. Und trotzdem gibt es Kritik am Mammutprogramm. "Ich bin kein Fan von so vielen Rennen", sagte etwa Red-Bull-Pilot Max Verstappen.

Für ihn selbst sei es kein großes Problem, bemerkte der Niederländer. Vor allem die sogenannten Triple-Header, also drei Grand Prix an drei Wochenenden nacheinander, stellen die Teams aber vor Probleme. Bei seinen Mechanikern würde er dann mehr Müdigkeit feststellen als gewöhnlich, hatte der 23-Jährige bereits vor der Veröffentlichung des neuen Kalenders betont. Die Rennställe hatten sich eigentlich gegen die Triple-Header gewehrt, trotzdem soll es 2021 gleich zwei geben.

Ob diese stattfinden, bleibt offen. 23 geplante Saisonläufe könnten allen Beteiligten auch die Möglichkeit zu kurzfristigen Streichungen einzelner Events geben, sollte die Pandemie weiter nicht beherrschbar sein. Ein Puffer ist aus finanzieller Sicht wichtig. Denn in diesem Jahr gilt beispielsweise: Damit die TV-Gelder vollständig fließen können, müssen mindestens 15 Läufe stattfinden. In der Türkei steht nun das 14. von 17 Rennen an, eigentlich hätten es 22 in diesem Jahr sein sollen.

Die Veranstalter hatten noch im September auf bis zu 100.000 Fans an der Strecke im asiatischen Teil Istanbuls gehofft. Die zweite Corona-Welle sorgt aber erneut für ein Geister-Rennen und damit auch für eine triste Kulisse, wenn Hamilton nach WM-Titeln mit Schumacher gleichziehen sollte. Es dürfte allerdings nicht das letzte Mal sein, dass die Pandemie die optimistischen Formel-1-Pläne zunichtemacht.

ribbon Zusammenfassung
  • Dass Lewis Hamilton die bedeutendste Bestmarke von Rekordweltmeister Michael Schumacher wohl in der Türkei egalisiert, ahnte im März noch niemand.
  • Erst durch die Coronakrise rückte der Grand Prix vor den Toren Istanbuls nach neun Jahren Pause in den Notkalender der Formel 1. Ein Sieg reicht Mercedes-Star Hamilton am Sonntag zum bereits siebenten WM-Titel in der Motorsport-Königsklasse.
  • Auch sind gleich 23 Rennen, so viele wie nie zuvor, vorgesehen.

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