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Liverpool feiert nach Fehlstart seine "Mentalitätsmonster"

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Auf elf Probleme in der ersten Hälfte folgten zwölf magische Minuten in Hälfte zwei. Liverpool brauchte 45 Minuten lang, um den Überlebensdrang von Villarreal im Halbfinal-Rückspiel der Fußball-Champions-League zu begreifen. Doch dann setzte sich die immense Klasse der Engländer einmal mehr in diesem Frühjahr durch - und drei Tore ebneten den Weg zu Liverpools zehntem Endspiel im höchsten europäischen Club-Bewerb.

Die in Liverpool viel beschworene Magie des deutschen Trainers musste dieses Mal in der Halbzeit-Ansprache wirken. "Wir hatten elf Probleme in der ersten Hälfte, wenn man so will", sagte Klopp mit Blick auf das 0:2 zur Pause. Der Vorsprung aus dem Heimspiel war am Dienstag in Castellon rasch verspielt, doch noch schneller war das Unheil wieder abgewendet. "So wie wir reagiert haben, das war besonders", fügte Klopp an und berichtete ansatzweise von seiner Ansprache in der Kabine: "Ein bisschen Taktiktafel, ein bisschen erklärt, wo wir hinwollen."

Paris am 28. Mai lautete das Richtungsziel. Und so ist Liverpool wieder einen Schritt näher, aus einer starken Saison eine historische werden zu lassen. Vor dem Champions-League-Finale kann der LFC am 15. Mai den FA-Cup gegen Chelsea holen, und am 22. Mai, am letzten Spieltag der Premier League, könnten die "Reds" vielleicht doch noch am derzeit einen Punkt vor ihnen liegenden Manchester City vorbeigezogen sein. Mit jedem Sieg kommen die vier möglichen Titel näher.

Die Fragen nach dem sogenannten Quadruple, das noch keinem Team auf der Insel gelungen ist, werden häufiger. "Das ist einfach Quatsch mit diesem Quadruple-Mist", meinte Klopp am Mittwoch gewohnt pointiert. Er will die möglichen Erfolge offensichtlich nicht zu nah an sich heranlassen, weiß aber: "Die Spannung ist da, ich muss nicht viel machen. Wir spielen jedes Spiel, das auf dem Spielplan möglich war."

Im CL-Finale, dem dritten binnen fünf Jahren, warten entweder Real Madrid oder Liga-Rivale Manchester City, die am Mittwoch den zweiten Finalisten ausspielen. Mohamed Salah drückt den ein Tor zurückliegenden "Königlichen" die Daumen, gegen die sein Team 2018 im Endspiel den Kürzeren gezogen hatte. "Ich würde gern gegen Madrid spielen", sagte Salah. Der Ägypter sprach von Revanche, gestand aber auch: "City ist ein wirklich schwierig zu spielendes Team, wir hatten es mit ihnen schon ein paar Mal in dieser Saison zu tun. Wenn Sie mich fragen, dann würde ich Madrid bevorzugen."

Der Dienstag in Villarreal hatte einen Spielfilm zu bieten, den zuvor kaum jemand erwartet hatte. Boulaye Dia (3.) und Francis Coquelin (41.) hatten ein alles in die Waagschale werfendes Villarreal in Führung gebracht. Aus Liverpool-Sicht machte sich aber besonders die Einwechslung von Luis Díaz bezahlt, der in der 67. Minute traf. Davor war Fabinho (62.), danach Sadio Mané (75.) erfolgreich.

Er habe seinem Team vor der Partie gesagt, er wolle die Schlagzeile lesen: "Die Mentalitätsmonster waren in der Stadt", sagte Klopp, der gar nicht schlecht ins Spanische übersetzte: "Mentalidad monstruoso". Diesen Beinamen reklamierte an diesem Abend auch Villarreal für sich.

"Auf die heutige Nacht können wir stolz sein. Wir haben bis zum Ende an uns geglaubt", betonte Villarreals Torjäger Gerard Moreno stolz. "Die erste Hälfte war unglaublich, sicher eine der besten der Saison. Das Match lief so, wie wir es haben wollten, aber der physische Aufwand machte sich bemerkbar. Und sie sind einfach sehr, sehr gut."

Das spanische Fachblatt "Marca" sah nicht weniger als eine "Heldentat" vom Europa-League-Sieger 2021. Was Villarreal geschafft hat, ist Fußballgeschichte. (...) Das war's, aber die erste Hälfte wird niemand vergessen. Nicht einmal Klopp selbst." Klopps Gegenüber Unai Emery, der dank seiner Europa-League-Siege längst als Experte für K.o.-Phasen gilt, meinte indes lapidar: "Wir haben gezeigt, dass wir nicht ohne Grund bis hierher gekommen sind."

ribbon Zusammenfassung
  • Auf elf Probleme in der ersten Hälfte folgten zwölf magische Minuten in Hälfte zwei.
  • Paris am 28. Mai lautete das Richtungsziel.
  • "Ich würde gern gegen Madrid spielen", sagte Salah.
  • Davor war Fabinho (62.), danach Sadio Mané (75.) erfolgreich.
  • Er habe seinem Team vor der Partie gesagt, er wolle die Schlagzeile lesen: "Die Mentalitätsmonster waren in der Stadt", sagte Klopp, der gar nicht schlecht ins Spanische übersetzte: "Mentalidad monstruoso".

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