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Einspruch von Djokovic stattgegeben

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Dem Einspruch des serbischen Tennisprofis Novak Djokovic gegen seine verweigerte Einreise nach Australien ist stattgegeben worden. Das entschied ein Gericht am Montag in Melbourne. Welche Folgen das für die Teilnahme des Titelverteidigers an den in einer Woche beginnenden Australian Open hat, war zunächst unklar.

Die Regierung hatte angekündigt, sie erwäge im Falle einer Aufhebung der Einreiseverweigerung weitere Schritte, um Djokovic weiter das Visum zu verweigern.

Entscheidung vertragt

Die Entscheidung, ob Djokovic tatsächlich teilnehmen darf, wurde später vertagt. Nach Informationen der australischen Zeitung "The Age" wird Einwanderungsminister Alex Hawke nicht mehr am Montag darüber entscheiden, ob er von seinem persönlichen Recht Gebrauch macht, das Visum des serbischen Tennisstars doch wieder aufzuheben. Allerdings kann Hawke dies in den nächsten Tagen noch tun. Vorerst darf sich Djokovic in Melbourne aber frei bewegen. Der 34-jährige Serbe hat das Abschiebe-Hotel verlassen, in dem er sich die vergangenen Tage aufgehalten hatte. Aktuell halte er sich im Büro seiner Anwälte auf und spreche über Optionen, hatte sein Bruder Djordje Djokovic im serbischen Fernsehen gesagt.

Djokovic war damit im Commonwealth Law Courts Building von Melbourne ein erster wichtiger Sieg gelungen. Ob er seinen Titel beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres aber wirklich verteidigen kann, werden die nächsten Tage zeigen.

Richter Anthony Kelly hatte im ersten Teil der Verhandlung am Montag, in der die Anwälte von Djokovic ihre Sicht der Dinge darlegten, erklärt, er halte das Verhalten der Behörden für unverhältnismäßig. "Was hätte dieser Mann noch mehr tun können?", hatte Kelly gesagt.

Im Dezember positiver PCR-Test

Der Fall Djokovic sorgte seit Tagen für Wirbel weit über die Tennis-Szene hinaus. Dem 20-fachen Major-Sieger war am Mittwochabend (Ortszeit) die Einreise am Flughafen in Melbourne verweigert worden. Er konnte aus Sicht der Behörden nicht die nötigen Dokumente für eine medizinische Ausnahmegenehmigung, auch ohne Corona-Impfung einreisen zu dürfen, vorlegen. Djokovic wurde in ein Hotel für Ausreisepflichtige gebracht. Der Serbe hatte gegen die Entscheidung Einspruch eingelegt. Laut den Gerichtsdokumenten gab die Seite von Djokovic an, dass dieser am 30. Dezember vom medizinischen Chef des australischen Tennisverbands eine Ausnahmegenehmigung erhalten habe.

Ein positiver Corona-Test aus dem Dezember 2021 sollte ihm doch noch zur Teilnahme an den Australian Open verhelfen. Aus den Gerichtsdokumenten geht hervor, dass Djokovic am 16. Dezember 2021 zum zweiten Mal positiv auf das Coronavirus getestet worden sein soll. Es traten jedoch etliche Ungereimtheiten auf. Erstmals war der Tennis-Ausnahmespieler während seiner heftig kritisierten Adria Tour im Juni 2020 positiv auf das Coronavirus getestet worden.

In einer gerichtlichen Eingabe vom Samstag führten die Anwälte des serbischen Tennisstars eine Covid-19-Infektion im Dezember ins Treffen.

Impfstatus monatelang ein Thema

Schon vor dem Ärger um die Australien-Einreise war sein Impfstatus monatelang ein Thema für Diskussionen gewesen. Der Tennisprofi hatte daraus ein Geheimnis gemacht und den Status als Privatsache bezeichnet, dieser ist nun aber geklärt. Aus den Gerichtsdokumenten geht hervor, dass Djokovic in der Befragung durch einen Beamten des australischen Grenzschutzes angegeben habe, "nicht gegen Covid-19 geimpft" zu sein.

Die Australian Open werden vom 17. bis 30. Jänner ausgetragen. Djokovic hat das Turnier neunmal gewonnen - so oft wie kein anderer. Er strebt seinen insgesamt 21. Grand-Slam-Titel an. Damit würde er seine Rivalen Rafael Nadal aus Spanien und Roger Federer aus der Schweiz abhängen und zum alleinigen Grand-Slam-Rekordturniersieger aufsteigen.

Der serbische Parlamentssprecher Ivica Dacic meinte am Montag, er sei besorgt, dass der Tennis-Star immer noch abgeschoben werden könnte. "Der Prozess hätte vorüber sein sollen, als das Gericht seine Entscheidung bekanntgegeben hat", sagte Dacic dem "Happy TV". Die australischen Behörden hätten "offensichtlich seine Deportation gewählt, was auch ein dreijähriges Einreisverbot bedeuten würde. "Das widerspricht dem gesunden Menschenverstand", so Dacic.

Nadal: Kontroverse sei "Zirkus"

Inzwischen hat sich auch Rafael Nadal zur neuesten Entwicklung geäußert, und bezeichnet die Kontroversen als "Zirkus". "Egal, ob ich mit Djokovic in einige Dingen übereinstimme oder nicht: Ein Gericht hat entschieden, dass er das Recht zur Teilnahme an den Australian Open hat. Ich wünsche ihm viel Glück", sagte Nadal einem spanischen Radiosender. Aus persönlicher Sicht "wäre es mir lieber, er würde nicht spielen", sagte Nadal scherzhalber. "Alles ist viel besser, wenn die Besten spielen können", erklärte der Spanier, ehe er aber die Wichtigkeit der Impfung nochmals hervorhob. "Die wichtigsten Institutionen der Welt sagten, dass die Impfung der einzige Weg ist, um die Pandemie zu stoppen und dieses Desaster, in dem wir seit 20 Monaten leben."

Sollte Djokovic um seinen zehnten Titel in Melbourne kämpfen können, wird der Weltranglisten-Erste allerdings unter besonderem Druck stehen. Denn das Publikum wird abgesehen von der serbischen Community einer Starterlaubnis eher skeptisch gegenüberstehen, wie zahlreiche Reaktionen in den vergangenen Tagen gezeigt haben.

ribbon Zusammenfassung
  • Dem Einspruch des serbischen Tennisprofis Novak Djokovic gegen seine verweigerte Einreise nach Australien ist stattgegeben worden.
  • Das entschied ein Gericht am Montag in Melbourne.
  • Welche Folgen das für die Teilnahme des Titelverteidigers an den in einer Woche beginnenden Australian Open hat, war zunächst unklar.

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