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"Die neuen Könige von Europa": PSG endlich am Ziel

01. Juni 2025 · Lesedauer 4 min

Paris Saint-Germain hat eindrucksvoll den europäischen Fußball-Thron bestiegen. Nach dem auch in der Höhe verdienten 5:0-Finalsieg in der Champions League über Inter Mailand lauteten die Schlagzeilen über den Premierensieger "Machtdemonstration", "Feuerwerk" oder "Die neuen Könige von Europa". Trainer Luis Enrique hat jedenfalls in München sein Meisterstück mit PSG abgeliefert und gedachte im Augenblick des Triumphs seiner 2019 verstorbenen Tochter.

Der Spanier, der mit einem T-Shirt an Xana - die im Alter von neun Jahren den Kampf gegen den Knochenkrebs verlor - erinnerte, bedankte sich zudem ausdrücklich bei den PSG-Fans. Diese hatten nach Spielende Enriques Kind riesige Transparente gewidmet. "Es war sehr emotional mit dem Banner der Fans für meine Familie. Ich denke immer an meine Tochter, sie ist immer bei uns", sagte Enrique.

In den 90 Minuten davor hatte seine junge Truppe Finalgegner Inter nach allen Regeln der Fußballkunst zerlegt. PSG ließ von Beginn an keinen Zweifel aufkommen, wer der Chef auf dem Münchner Rasen ist. Die Franzosen münzten ihre klare Überlegenheit sowohl auf den Flügeln als auch im Zentrum in fünf sehenswerte Treffer um. Keeper Gianluigi Donnarumma verbrachte hingegen einen vergleichsweise ruhigen Abend.

Das Team um den Doppeltorschützen Désiré Doué, der als Spieler des Finales ausgezeichnet wurde, schaffte damit etwas, was den Superstars Lionel Messi, Kylian Mbappé oder Neymar im PSG-Dress verwehrt geblieben war - der erste Champions-League-Triumph der Pariser. Achraf Hakimi unterstrich, dass Enrique der Erfolg zu verdanken ist. "Er ist der Mann, der alles verändert hat. Seit er hier ist, hat er die Sichtweise auf den Fußball verändert. Er ist loyal, und niemand verdient es mehr als er", sagte der 26-jährige Rechtsverteidiger, der den Coach nach dem Schlusspfiff mit seinen Teamkollegen in die Höhe warf.

Enrique leitete einen Paradigmen-Wechsel beim Pariser Stars-und-Sternchen-Club ein und setzte auf hungrige Toptalente. Doué (19) oder Joao Neves (20) stehen als Leistungsträger symbolisch für diesen Wandel. "Er ist seit zwei Jahren hier und hat für den Verein Geschichte geschrieben. Taktisch und mental ist er ein wirklich guter Trainer, aber auch als Mensch. Es ist eine Freude, mit ihm zu arbeiten", sagte Doué, der am Dienstag das Teenie-Alter für immer verlässt. Den CL-Sieg bezeichnete der französische Flügelstürmer als etwas "Magisches".

Zu den "jungen Wilden" bei PSG gehört auch Senny Mayulu. Der 19-jährige Bruder von Sturms Fally Mayulu legte eine Talentprobe ab und trug als "Joker" mit seinem Treffer zum 5:0 zum höchsten CL-Finalsieg bei. Die Franzosen schrieben damit gleich in mehrfacher Hinsicht Geschichte.

Enrique zog mit Guardiola gleich

Genau das war das Ziel von Luis Enrique, seit er vor zwei Jahren in Paris anheuerte. Nun ist er zweifacher Triple-Sieger mit zwei verschiedenen Clubs. Das hat vor ihm nur sein Landsmann Pep Guardiola geschafft. "Ich habe wirklich eine Verbindung zu den Spielern und den Fans gespürt - eine sehr starke Verbindung, die wir während der gesamten Saison gesehen haben. Wir haben die Anspannung und die Aufregung bestmöglich bewältigt", resümierte der 55-Jährige zufrieden. "Jetzt können wir es genießen und die Trophäe mit nach Paris nehmen."

Mitbringsel organisierten sich auch Fans der Pariser, die nach dem Triumph den Rasen stürmten und sich vom Grün bedienten und auch Teile des Tores als Souvenir mitnahmen. Das war jedoch nichts zu den Ausschreitungen und Plünderungen in Frankreich nach dem CL-Erfolg, die zu Toten, zahllosen Verletzten und Hunderten Festnahmen führten.

PSG hat derweil das Potenzial zu einer europäischen Dynastie. Die Mannschaft hat die richtige Homogenität und Altersstruktur, den passenden Trainer, der einen attraktiven Fußball spielen lässt und dank Katar auch die finanziellen Mittel. Vereinsboss Nasser Al-Khelaifi ließ es sich auch nicht nehmen, sich bei der Siegerehrung in den Mittelpunkt zu drängen, den Pokal zu schnappen und auf den Schultern getragen zu werden.

Zusammenfassung
  • Paris Saint-Germain gewann erstmals die Champions League mit einem klaren 5:0-Finalsieg gegen Inter Mailand und schrieb damit europäische Fußballgeschichte.
  • Trainer Luis Enrique, der den Triumph seiner verstorbenen Tochter widmete, führte eine junge Mannschaft um Doppeltorschütze Désiré Doué und Joker Senny Mayulu zum höchsten Finalsieg der Wettbewerbsgeschichte.
  • Nach dem Titel kam es in Frankreich zu schweren Ausschreitungen mit Todesopfern, zahlreichen Verletzten und Hunderten Festnahmen.