Debatte
Pflicht-Geschlechtstest: Boxverband entschuldigt sich bei Imane Khelif
Der internationale Boxverband World Boxing hat sich bei der algerischen Boxerin Imane Khelif entschuldigt. Am Wochenende hatte World Boxing bekannt gegeben, dass Athletinnen ab sofort verpflichtend DNA-Geschlechtstests ablegen müssen, um an Wettkämpfen teilzunehmen.
In diesem Zusammenhang wurde konkret angekündigt, dass die 28-jährige Algerierin, die vergangenes Jahr in Paris die Goldmedaille im Weltergewicht holte, von allen Bewerben ausgeschlossen werde, sofern sie keinen entsprechenden Test vorlege.
Für die namentliche Nennung entschuldigte sich der Verband. "Die Privatsphäre der Athletin hätte geschützt werden sollen", heißt es in einer Mitteilung an den algerischen Boxverband.
Hitzige Genderdebatte um Boxsport
Die Goldmedaille für die algerische Boxerin Imane Khelif im Weltergewicht sorgte bei den Olympischen Spielen vergangenes Jahr in Paris für hitzige Diskussionen.
Der Boxverband IBA hatte Khelif und die taiwanesische Boxerin Lin Yu-ting von Bewerben ausgeschlossen, weil sie biologische Männer seien, also Y-Chromosomen hätten. Konkrete Angaben zu den Tests machte die IBA damals nicht.
Besonders aus rechten Kreisen wurde um die beiden Boxerinnen eine Transgender-Debatte vom Zaun gebrochen. Khelif und Lin wurde vorgeworfen, sie hätten ihr offizielles Geschlecht geändert, um einen sportlichen Vorteil zu haben.
In Khelifs Heimatland Algerien ist eine Geschlechtsänderung allerdings gar nicht möglich. Sie lebte ihr ganzes Leben lang als Frau.
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Im Vorfeld hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) wegen Korruptionsvorwürfen die Zusammenarbeit mit dem Boxverband IBA beendet. Das IOC warf dem IBA vor, eine "russische Desinformationskampagne" zu betreiben. Der IBA-Präsident Umar Nasarowitsch Kremlew ist ein Vertrauter von Wladimir Putin.
"Sicherheit gewährleisten"
Seitdem ist World Boxing der vom IOC anerkannte Weltverband. Während bei den Olympischen Spielen in Paris das offizielle Geschlecht im Pass ausschlaggebend war, führt World Boxing nun aber auch verpflichtende DNA-Geschlechtstests ein.
Diese sollen "die körperliche und mentale Sicherheit aller Teilnehmenden schützen, auch angesichts einiger Reaktionen auf eine mögliche Teilnahme Khelifs am Eindhoven Box Cup", heißt es in der Begründung.
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Angeblicher Geschlechtstest geleakt
Kurz nach der Bekanntgabe der verpflichtenden DNA-Tests wurde auch ein angeblicher Geschlechtstest von Imane Khelif, den die IBA 2023 durchführen ließ, vom unabhängigen Sportjournalisten Alan Abrahamson geleakt, berichtet der "Telegraph".
Dieser wurde von einem Labor in Neu-Delhi durchgeführt, das sowohl vom Amerikanischen Ärztekollegium (CAP) als auch von der Organisation für internationale Standardisierung (ISO) in der Schweiz zertifiziert ist.
Diesem Test zufolge hätte Imane Khelif Y-Chromosomen, wäre also genetisch ein Mann, der allerdings unter einem sogenannten 5-Alpha-Reduktase-2-Mangel leide. Das ist eine Erbkrankheit, die die Geschlechtsentwicklung beeinträchtigt.
Zusammenfassung
- Der internationale Boxverband World Boxing, der vom Olympischen Komitee anerkannt ist, hat verpflichtende Geschlechtertests eingeführt.
- Weil in der Bekanntgabe der algerischen Boxerin Imane Khelif namentlich mit Ausschluss gedroht wurde, entschuldigte sich der Verband.
- Das sei eine "Verletzung der Privatshäre" der Algerierin gewesen.
- Dennoch werde sie ohne DNA-Test von allen Frauen-Box-Wettbewerben von World Boxing ausgeschlossen.
- Khelifs Goldmedaille in Paris 2024 im Weltergewicht sorgte für hitzige Diskussionen.