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Raiders Tirol fordern neue ELF-Rahmenbedingungen
Das dieses Wochenende startende Play-off ist von zahlreichen Misstönen begleitet. Zwischen der Liga und den Klubs haben sich im Laufe der Jahre Gräben aufgetan. Letztere werfen Ersterer finanzielle Intransparenz vor und fordern mehr Mitspracherechte. Elf der 16 ELF-Franchises, darunter fast alle Topteams, haben sich in der Allianz EFA zusammengetan, um schlagkräftiger vorgehen zu können. Mit dabei sind auch die Vienna Vikings und Raiders Tirol. Hauptanliegen der EFA sei, "Football in Europa professionell zu gestalten, eine professionelle Liga zu haben, die auch wirtschaftlich attraktiv ist", erklärte Wieser.
Medial wird gemutmaßt, die EFA könnte eine eigene Liga auf die Beine stellen. Das wird von Wieser so nicht bestätigt. "Es gibt ja schon viel, was gut funktioniert. Die ELF hat sich in wenigen Jahren als Marke etabliert, als Topliga. Es gibt Medienpräsenz, es gibt Aufmerksamkeit von Fans. Es wäre schon schön, wenn das weiter langfristig Erfolg hat." Allerdings herrsche Änderungs- und Aufklärungsbedarf: "Man wird nicht um jeden Preis weiterspielen. Klar wird es jetzt Gespräche geben müssen."
Um was geht es in dem Streit? Neben fehlender Einsicht in die Ligafinanzen umfasst die lange Liste der Klubvorwürfe an die ELF-Verantwortlichen rund um den scheidenden Geschäftsführer Zeljko Karajica unter anderem mangelhafte Kommunikation und Organisation, Infrastrukturprobleme sowie eine überhastete Expansion. Deutsche Medien berichteten zudem von angeblich ausstehenden Zahlungen.
Zahlen, die nicht verständlich sind
Der Raiders-Manager wies darauf hin, dass die Klubs Vermarktungs- und Medienrechte an die Liga abgegeben haben. Allerdings seien die Einnahmen daraus für die Teams auch nach fünf Jahren "sehr, sehr überschaubar". Auch die Kalkulation sei nicht überprüfbar. Er wolle der Liga nichts "Schlechtes" unterstellen. "Vielleicht stimmt ja alles. Aber wir hätten gerne Transparenz", so Wieser. "Wir hatten nie Einblick, wie sich diese Zahlen genau zusammensetzen. Es trägt nicht zum Vertrauen bei, wenn man das nicht präsentiert bekommt." Das sorge für Gerüchte und Unruhe, auch bei den Spielern.
Der nächste große Kritikpunkt ist das teils enorme Gefälle innerhalb der ELF. "So wie bisher wird es nicht weitergehen können, einfach mit 16 Teams, wo Spiele auf der Kippe stehen, ob sie stattfinden können oder nicht. Das ist auch für die Liga nicht gut", sprach Wieser Klartext. Dieser Umstand sei die Folge von zu schnellem "Wachstum um jeden Preis". "Das fällt uns auch im fünften Jahr der Liga auf den Kopf, dass da immer noch Teams weder die finanziellen noch die sportlichen Voraussetzungen erfüllen. So gesehen wäre es sinnvoller, weniger Teams zu haben, die dafür die Anforderungen erfüllen. Vom Sport her, von der Organisation her, von der Infrastruktur her und vom Fanpotenzial."
Gravierende Änderungen stehen bevor
Dies könnte nun von selbst passieren. Die Hamburg Sea Devils und die Cologne Centurions gelten ebenso als Abschiedskandidaten wie die Fehérvár Enthroners. Den Ungarn wird nachgesagt, dass sie sich der Austrian Football League (AFL) anschließen wollen. Dem heimischen Footballverband AFBÖ käme das für eine anvisierte Ligaerweiterung nicht ungelegen, wie dort zugegeben wird.
Die ELF versucht sich indes, personell neu aufzustellen. Commissioner Patrick Esume und Karajica legen mit Saisonende ihre Funktionen zurück. Letzterer ist über seine Sports & Entertainment Holding (SEH) aber weiter Mehrheitseigentümer. Sportmanager Ingo Schiller, der sich im deutschen Fußball einen Namen gemacht hat, wurde als neuer Ligaboss installiert. Wieser will diesem eine Chance geben. "Wir werden schauen, wohin es geht."
Der Raiders-Verantwortliche geht jedenfalls davon aus, dass es auch 2026 eine europäische Liga mit den Tirolern gibt. "Ob das die ELF ist oder eine andere Liga, das kann ich nicht sagen. Aber wir wollen spielen und werden spielen." Man werde alle Vorbereitungen für sechs Heimspiele und den Kader treffen. Zudem wolle man die Spielerverträge offen gestalten, "dass es so formuliert ist, dass es nicht zwingend die ELF ist, aber die ELF sein kann". Und sollten alle Stricke reißen, ist Wieser auch nicht bange. "Als Verein gibt es uns schon seit 1992. Es wird uns auch länger unabhängig von der ELF weitergeben. Wir haben immer noch die AFL, also eine schöne Option!"