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Aserbaidschan sponsert den Skisport: "Geld befiehlt"

25. Juni 2025 · Lesedauer 3 min

Bald fungiert das Land Aserbaidschan als Titelsponsor mehrere Weltcups im Wintersport. Eine Partnerschaft zwischen dem Weltverband FIS und der staatlichen Tourismusagentur des Öl-Staates soll dies ermöglichen. In Österreich runzelt man die Stirn.

Die staatliche Tourismusagentur von Aserbaidschan ist künftig Partner des Ski-Weltverbands FIS. Das bedeutet: Titelsponsor bei verschiedenen Weltcups - beim Skibergsteigen, auf der Buckelpiste sowie im Snowboardcross - und Premiumpartner sämtlicher Weltmeisterschaften. Kurz: Aserbaidschan erhält große Sichtbarkeit im Skizirkus

FIS-Präsident Johan Eliasch sieht in der Zusammenarbeit großes Potenzial, einen Mehrwert und ein neues Kapitel in der Geschichte der FIS. Der Deal läuft bis 2030. In Österreich ist man darüber wenig begeistert. 

Warum will Aserbaidschan Sponsor werden? 

Das Land am Kaspischen Meer verfügt tatsächlich über mehrere hoch gelegene Skigebiete wie das Shahdag Mountain Resort. Durch das Sponsoring etwa von Ski-Weltmeisterschaften erhofft man sich, mehr Aufmerksamkeit für die eigenen Skigebiete zu gewinnen.

Gut möglich also, dass künftig Stimmung für Skiurlaub in Aserbaidschan gemacht wird - auch wenn der Bewerb gar nicht dort stattfindet.

Was sagen die Weltcuporte? 

Österreich stellt 12 Weltcupstrecken in verschiedensten Disziplinen zur Verfügung. Die Nachricht über den neuen Partner hat man hier eher mit Erstaunen aufgenommen. 

"Wir waren überrascht von der Kommunikation", sagte Christian Scherer, Generalsekretär des Österreichischen Skiverbands (ÖSV), zum "Standard". Man warte noch auf nähere Details.

Viele Weltcuporte seien aber schon jetzt besorgt, meinte Scherer. Er habe von der FIS nun "gewisse Kompromisse" gefordert. Welche, das lässt er offen. 

Was sagen die Athlet:innen? 

Auch in der Schweiz gibt der Deal zu reden. 2027 wird die Schweiz in Crans-Montana nämlich die Ski-WM austragen. Dort wird Aserbaidschan dann Premiere als Sponsor einer Ski-WM feiern. Die Schweizer Athlet:innen sind überrascht, sagten sie "Blick". 

Slalom-Läufer Luca Aerni, der aus Crans Montana stammt, bezeichnete die Partnerschaft als "speziell". Deutlicher wird da schon Kollege Ramon Zenhäusern. "Ja, Geld befiehlt", meinte er. 

Olympiasieger Daniel Yule sagte pragmatisch: "Wenn sie viel Geld reinbringen, was kann man da sagen?" Er kann dem etwas Positives abgewinnen. Immerhin bekomme die FIS dadurch Geld, das der Skisport brauche. 

Deal mit Beigeschmack 

Mag der Deal noch so viel Geld bringen, birgt er doch einen gewissen Beigeschmack. Die FIS versucht sich mit Auflagen für die Weltcuporte schon lange als nachhaltige Organisation zu brüsten.

Aserbaidschan, das Teil des Zusammenschlusses ölexportierender Länder (Opec+) und einer der wichtigsten Öl- und Gas-Exporteure nach Europa ist, passt da eigentlich nicht wirklich ins Bild. 

"Das Sponsoring hat einige Facetten, die dieses Engagement infrage stellen können", betonte auch Scherer gegenüber dem "Standard". Die Fis müsse diese Zweifel nun aus dem Weg räumen. 

Nicht zuletzt kritisiert Amnesty International die Menschenrechtslage im Land seit Jahren, vor allem wegen der eingeschränkten Meinungsfreiheit und der Rechte von Minderheiten. Auf der Rangliste der Menschenrechte liegt das Land auf Platz 167 von 180

Wie hoch die Zuwendungen sind, die sich der FIS von dem Deal verspricht, ist nicht offengelegt worden. Laut Scherer dürfte die Summe aber "signifikant" sein.

Zusammenfassung
  • Aserbaidschan wird bis 2030 Titelsponsor mehrerer Ski-Weltcups und Premiumpartner aller Weltmeisterschaften, was dem Land große Sichtbarkeit im Wintersport verschafft.
  • Österreich und die Schweiz reagieren mit Überraschung und Kritik auf den Deal, wobei vor allem die Menschenrechtslage Aserbaidschans (Platz 167 von 180) und die Opec+-Mitgliedschaft für Diskussionen sorgen.
  • Die genaue Sponsoringsumme ist nicht bekannt, laut ÖSV aber "signifikant", und das Ziel Aserbaidschans ist es, mehr Aufmerksamkeit für die eigenen Skigebiete wie das Shahdag Mountain Resort zu gewinnen.