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Xi Jinping - Vom Olympiamacher 2008 zum neuen Mao

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Als Xi Jinping im Jänner 2008 von Präsident Hu Jintao zum Koordinator der Olympischen Sommerspiele in Peking ernannt worden ist, galt er schon als dessen "Kronprinz". Der neue Posten war quasi seine Feuertaufe, bei einem Misserfolg wäre er wohl auf einen Posten in die Provinz versetzt worden. Da die Spiele aber zum Wohlgefallen der Kommunistischen Partei Chinas ausfielen, konnte er seinen Aufstieg fortsetzen. Heute steht er auf einer Stufe mit Staatsgründer Mao Zedong.

Der im Juni 1953 in Peking geborene Sohn eines Revolutionshelden war ein Jahr vor den Sommerspielen 2008 noch ein weitgehend unbekannter Politiker im Reich der Mitte. Weitaus berühmter war damals schon seine Frau, mit der er in zweiter Ehe verheiratet ist, die populäre Volkssängerin Peng Liyuan, die nicht nur aus Shows im chinesischen Fernsehen, sondern auch für ihre patriotischen Balladen in Vorführungen für die Volksbefreiungsarmee bekannt ist. Gemeinsam haben die beiden eine 1992 Tochter geborene Tochter, Xi Mingze, die nach ihrem Studium in Harvard wieder in Peking lebt.

Vater kämpfte an Maos Seite 

Sein Vater Xi Zhongxun hatte einst die kommunistische Guerilla in der Provinz Shaanxi begründet und an der Seite Maos gekämpft, dem er nach Gründung der Volksrepublik als Vize-Regierungschef diente. Als er während der Kulturrevolution (1966-1976) als Konterrevolutionär im Gefängnis landete, wurde auch sein Sohn Xi Jinping - wie Millionen andere Jugendliche - zur Umerziehung ausgerechnet nach Shaanxi geschickt, wo sein Vater einst den Widerstand organisiert hatte.

Nach den harten Erfahrungen auf dem Land trat Xi 1974 in die Kommunistische Partei ein. Ein Jahr später durfte er nach Peking zurückkehren um an der Qinghua-Universität, einer Kaderschmiede, an der auch sein Mentor Hu ausgebildet wurde, zu studieren. Nach seinem Abschluss in Chemie und der Rehabilitierung seines Vaters durch den Reformer Deng Xiaoping Anfang der 80er Jahre nahm Xi den klassischen Partei-Karriereweg über die Provinzen - und näherte sich damit zielsicher dem Zentrum der Macht.

Aufstieg zum Parteichef und Bürgermeister von Shanghai 

Xi übernahm im Laufe der Jahre Posten in den Provinzen Shaanxi, Hebei, Fujian und Zhejiang. Nebenbei absolvierte er ein Doktorat-Studium an der Qinghua-Universität in "marxistischer Theorie und ideologischer Erziehung". Während seiner Amtszeit als Gouverneur von Fujian war er einer der wenigen Parteiführer, die nicht in einen Korruptionsskandal hineingezogen wurden, der damals die Küstenprovinz erschütterte. 2007 wurde er von Hu Jintao gerufen, um Parteichef und Bürgermeister von Shanghai zu werden, nachdem sein Vorgänger sich heillos in einen Finanzskandal verstrickt hatte.

Im Oktober 2007 wurde er in den Ständigen Ausschuss des Politbüros der Kommunistischen Partei Chinas gewählt. Im März 2008 wurde der Mann mit dem akkuraten Seitenscheitel dann Vizepräsident. Als er im Oktober 2010 auch noch zum stellvertretenden Vorsitzenden der mächtigen Zentralen Militärkommission aufstieg, war sein Aufstieg zur Nummer eins in China vorgezeichnet. Im November 2012 folgte dann der bisher größte Karriereschritt für Xi, als er zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas gekürt wurde. Im März 2013 wurde Xi schließlich vom Nationalen Volkskongress zum neuen Staatspräsidenten der Volksrepublik China ernannt.

Fünf Jahre später hob der Nationale Volkskongress dann die in den 1980er-Jahren eingeführte Begrenzung von zwei Amtszeiten für Präsidenten auf und machte Xi damit zum einflussreichsten KP-Chef seit Mao. Das Zentralkomitee der Partei, in dem die Partei-Elite, darunter Staats- und Regierungsspitzen, Provinzführer und Generäle sitzen, verabschiedete schließlich im November 2021 eine Resolution, in der die historische Bedeutung von Xi auf dieselbe Stufe wie jene des Mitbegründers der KP Chinas, Mao Zedong, und des früheren Parteichefs Deng Xiaoping, gehoben wird.

"Hauptinnovator einer neuen Ära"

Beide Männer stehen nach offizieller Lesart, wie nun auch Xi, für entscheidende Wegmarken in der jüngeren Geschichte Chinas. In den offiziellen Dokumenten wird Xi als Hauptinnovator einer neuen Ära aufgeführt. Seit seiner Amtsübernahme setzte Xi auf eine zunehmend aggressivere Außen- und Innenpolitik. Er verstärkte etwa die digitale Überwachung der Bevölkerung durch ein Sozial-Kreditsystem. Gegen die muslimische Minderheit der Uiguren setzte er auf Härte. So sind laut UNO über eine Million Uiguren in Umerziehungslagern interniert, uigurische Exilanten gehen indes von noch höheren Zahlen aus.

Angesichts westlicher Kritik am hartem Kurs in Hongkong, Menschenrechtsverstößen, unfairen Handelspraktiken, militärischen Muskelspielen gegenüber Taiwan oder Territorialstreitigkeiten im Südchinesischen Meer meinte Xi bei seiner Rede zum 100. Geburtstag der Kommunistischen Partei Chinas im Juli 2021, das chinesische Volk werde ausländischen Kräften niemals erlauben, es zu "schikanieren, unterdrücken und unterjochen." Bei seiner Rede am Balkon des Tian'anmen-Tores in Peking trug Xi einen ähnlichen grauen Anzug wie Mao, dessen riesiges Porträt direkt unter dem Balkon hängt. Es schien fast so, als wollte Xi sich auch optisch dem Gründer der Volksrepublik angleichen, was die Machtfülle betrifft, scheint ihm das bereits gelungen zu sein.

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  • Als Xi Jinping im Jänner 2008 von Präsident Hu Jintao zum Koordinator der Olympischen Sommerspiele in Peking ernannt worden ist, galt er schon als dessen "Kronprinz". Der neue Posten war quasi seine Feuertaufe, bei einem Misserfolg wäre er wohl auf einen Posten in die Provinz versetzt worden. Da die Spiele aber zum Wohlgefallen der Kommunistischen Partei Chinas ausfielen, konnte er seinen Aufstieg fortsetzen. Heute steht er auf einer Stufe mit Staatsgründer Mao Zedong.

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