Wieder Davidsterne an Wiener Wänden: "Es ist eine Schande"

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Der Anstieg der antisemitischen Vorfälle in Wien sorgt dafür, dass die Jüd:innen sich hierzulande nicht mehr sicher fühlen, schildert eine Betroffene im PULS 24 Gespräch. Kinder würde man zu ihrer Sicherheit dazu anweisen, keine Trainingsanzüge von jüdischen Sportvereinen zu tragen.

An einer Hauswand im zweiten Wiener Gemeindebezirk prangt seit Kurzem ein Davidstern. Mit schwarzer Farbe wurde er aufgesprayt, nur zwei Häuser entfernt von der Wohnung einer jüdischen Frau. Sie möchte anonym bleiben, doch sie zeigt PULS 24 die Stelle. 

Der Anstieg der antisemitischen Vorfälle seit dem Angriff der Terrorgruppe Hamas auf Israel am 7. Oktober fühle sie sich nicht mehr sicher. "Ich habe mich noch nie so gefühlt. Das ist in den letzten Wochen so schnell gegangen, dass allein das Tempo irrsinnig erschreckend ist", schildert die Frau.

Davidstern in WienPULS 24

Davidsterne an der Wand sind "eine Schande"

Sie selbst sei aus einer jüdischen Familie, ihre Großmutter habe "die Kristallnacht in Wien erlebt" und sei danach in Konzentrationslager gebracht worden, bevor sie schließlich nach Österreich zurückgekehrt sei. 

Bei den Novemberpogromen 1938 kam es zu brutalen Ausschreitungen der Nationalsozialisten gegen Jüd:innen, Tausende wurden deportiert. Zudem wurden beinahe alle Synagogen in Wien komplett zerstört und zahlreiche Gebäude geplündert.

Ab September 1941 mussten Jüd:innen einen gelben Davidstern, den die NS-Propaganda "Judenstern" nannte, auf ihrer Kleidung tragen. "Dass ich jetzt wieder Davidsterne an den Wänden sehen muss, ist furchtbar und ist eine Schande", betont die Interviewte.

Keine Trainingsanzüge von jüdischen Sportvereinen

In Anbetracht der Lage überlege sie nun doppelt, wie sie sich verhalte, zu manchen Stunden würde sie etwa nicht mehr über den Stephansplatz gehen. "Man sagt Kindern, sie sollen sich vielleicht nicht die Sportanzüge von jüdischen Sportvereinen anziehen", fügt sie hinzu.

Von Österreichs Politik habe sie viel Solidarität erfahren, doch das allein reiche nicht. Es müsse "große Schritte zur Integration geben und zur weiteren Bekämpfung des Antisemitismus, der jetzt von links, von rechts, von Islamisten, der jetzt plötzlich von allen Seiten kommt".

ribbon Zusammenfassung
  • Der Anstieg der antisemitischen Vorfälle in Wien sorgt dafür, dass die Jüd:innen sich hierzulande nicht mehr sicher fühlen, schildert eine Betroffene im PULS 24 Gespräch.
  • "Dass ich jetzt wieder Davidsterne an den Wänden sehen muss, ist furchtbar und ist eine Schande", betont sie.
  • Kinder würde man zu ihrer Sicherheit dazu anweisen, keine Trainingsanzüge von jüdischen Sportvereinen zu tragen.