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Wichtige Bereiche der russischen Armee stark geschwächt

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste sind führende Einheiten der russischen Armee durch den Krieg in der Ukraine enorm geschwächt.

Insbesondere in der Anfangsphase des Krieges habe es schwere Verluste gegeben, von denen sich die Truppen nicht erholt hätten, heißt es in einem Bericht. Betroffen sei etwa die Erste Gardepanzerarmee. Teile dieser prestigeträchtigen Einheit hätten sich in der vergangenen Woche aus der Region Charkiw zurückgezogen.

Erneuter Stromausfall in Charkiw

In der Millionenstadt Charkiw und deren Umland ist unterdessen erneut der Strom ausgefallen. Der ukrainische Vorstoß in der Region Charkiw im Nordosten des Landes läuft derweil weiter.

Den Stromausfall in Charkiw begründeten die Behörden mit dem Beschuss der Stadt am Vortag. Dadurch sei eine Reserveleitung beschädigt worden, die mehrere Ortschaften versorgt habe. Es seien aber bereits Elektriker unterwegs, um die Probleme zu beheben. In Charkiw ist unter anderem die U-Bahn durch den Stromausfall stillgelegt. Charkiw selbst wurde in der Nacht nicht beschossen.

"Stattdessen hat der Feind gegen drei Uhr nachts Losowa beschossen, dabei gab es einen Volltreffer in einer Bildungseinrichtung", teilte der Militärgouverneur von Charkiw, Oleh Synjehubow, am Dienstag auf seinem Telegram-Kanal mit. Bilder zeigen ein völlig zerstörtes Schulgebäude in der Kleinstadt, die etwa 150 Kilometer südlich von Charkiw liegt.

Gegenoffensive läuft weiter gut

Die ukrainischen Streitkräfte kommen bei ihrer Offensive in der Region Charkiw aber offenbar weiter gut voran. Dies liege daran, dass die Truppe höchst motiviert und die Operation gut geplant sei, sagt die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar der Nachrichtenagentur Reuters. Es sei allerdings noch zu früh zu sagen, dass die Ukraine die volle Kontrolle über die Region übernommen habe. "Die Kämpfe dauern an", sagt Maljar. "Das Ziel ist, die Region Charkiw zu befreien und darüber hinaus alle Gebiete, die von der Russischen Föderation besetzt sind."

Insgesamt sind nach Behördenangaben in der Region in den letzten 24 Stunden drei Zivilisten ums Leben gekommen, acht Menschen wurden verletzt. Dabei sei auch die von den Ukrainern eroberte Stadt Kupjansk im Osten des Gebiets Charkiw Ziel russischer Angriffe gewesen. Im Netz kursierten dabei Bilder einer abgeschossenen Drohne angeblich iranischen Ursprungs. Unabhängig lassen sich diese Angaben nicht überprüfen.

Keine Generalmobilmachung Russlands

Trotz der Entwicklungen in der Ukraine erwägt der Kreml derzeit keine Generalmobilmachung. Präsidialamtssprecher Dmitry Peskow sagte, entsprechende Forderungen und Kritik am Vorgehen der Regierung seien ein Beispiel der "Pluralität" in Russland. Die Bevölkerung an sich stehe aber weiterhin hinter Präsident Wladimir Putin.

Wiederaufbau der Armee dauert Jahre

Im Fall eines Krieges gegen die NATO sei vorgesehen, dass die Erste Gardepanzerarmee eine führende Rolle übernehme. Durch die Verluste sei die konventionelle Kampfstärke Russlands gegen die NATO jedoch deutlich geschwächt. Es werde Jahre dauern, um diese wieder aufzubauen, schreibt das britische Verteidigungsministerium.

US-Außenminister Antony Blinken hatte in der Nacht von "bedeutenden Fortschritte" der ukrainischen Gegenoffensive vor allem im Nordosten des Landes gesprochen. Diese diese Fortschritte seien vor allem "ein Ergebnis des außerordentlichen Mutes und der Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Streitkräfte und des ukrainischen Volkes". Es sei aber zu früh, um ein genaues Ergebnis der Gegenoffensive vorherzusehen.

Russland verfüge weiterhin über "beträchtliche Kräfte" in der Ukraine sowie Ausrüstung, Waffen und Munition, sagte Blinken. Russland setze diese nicht nur gegen ukrainische Streitkräfte, sondern auch gegen Zivilisten und zivile Infrastruktur ein.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach Einschätzung britischer Geheimdienste sind führende Einheiten der russischen Armee durch den Krieg in der Ukraine enorm geschwächt.
  • Insbesondere in der Anfangsphase des Krieges habe es schwere Verluste gegeben, von denen sich die Truppen nicht erholt hätten, heißt es in einem Bericht.
  • Durch die Verluste sei die konventionelle Kampfstärke Russlands gegen die NATO jedoch deutlich geschwächt.