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Weitere Gehaltsverhandlungsrunde in der Sozialwirtschaft

Heute, 05:04 · Lesedauer 3 min

Die Kollektivvertragsverhandlungen der Sozialwirtschaft gehen am Donnerstag in die zweite Runde. Ab ca. 10 Uhr vormittags treffen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der ÖGB-Zentrale, die Verhandlungen könnten bis in den späteren Abend andauern, hieß es im Vorfeld. Die erste Runde am 21. Oktober war ergebnislos zu Ende gegangen. Die Vorstellungen der Verhandler klafften danach weiter beträchtlich auseinander.

Nach der letzten - siebenstündigen - Verhandlungsrunde für die 130.000 Beschäftigten im privaten Gesundheits-, Sozial- und Pflegeberuf hatten sich die Gewerkschaften vida und GPA verärgert gezeigt und warfen der Arbeitgeberseite mangelnde Wertschätzung für die Arbeit der Beschäftigten vor. "Die Arbeitgeber haben durch ihre Ankündigung, die Inflation nicht abgelten zu wollen, zum Ausdruck gebracht, wie wenig ihnen die Arbeit von Pflegerinnen, Elementarpädagoginnen oder auch Behindertenbetreuerinnen wert ist", sagte damals GPA-Verhandlerin Eva Scherz.

Arbeitgeber-Chefverhandlerin Yvonne Hochsteiner hatte hingegen auf die schwierigen Rahmenbedingungen für die Verhandlungen angesichts der massiv eingeschränkten finanziellen Spielräume verwiesen. In allen Bundesländern würden drastische Kürzungen vorbereitet oder bereits umgesetzt, sagte sie Mitte Oktober. Eine Nulllohnrunde schloss die Geschäftsführerin der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) damals dennoch aus.

Bereits Anfang Oktober hatten die Gewerkschaften ihre Forderungen übergeben. Gefordert wird für die rund 130.000 Beschäftigten ein Gehaltsplus von vier Prozent. Neben einer Inflationsabgeltung gibt es auch Wünsche zur Arbeitszeit und den Arbeitsbedingungen - auch hier will die Gewerkschaft auf Verbesserungen hinwirken, insbesondere was das Thema Teilzeit anbelangt.

Gewerkschafts-Aktion demonstrierte Unmut

Nach der zweiten Verhandlungsrunde hatte die Gewerkschaft zur Aktion mit dem Namen "4 gewinnt" aufgerufen. "Tausende Beschäftigte" hätten sich beteiligt und ein Unterstützungsfoto an die Gewerkschaft übermittelt, hieß es im Vorfeld der Verhandlungsrunde. Das Engagement sei ein "starkes Zeichen unserer Kampfbereitschaft" gewesen, meinte dazu GPA-Verhandlerin Eva Scherz. Die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben hätten damit gezeigt, "dass sie hinter unseren Forderungen stehen und sich vom Kürzungs-Lamento der Arbeitgeber keine Angst machen lassen". Sollte es bei der kommenden Verhandlungsrunde keine Bewegung der Arbeitgeber geben, seien die Beschäftigten bereit, "aus diesem Signal handfeste Maßnahmen zu machen", so Scherz Anfang der Woche in einer Aussendung.

Arbeitgeber: Können Ansinnen der Gewerkschaft "keinesfalls bedienen"

Seitens der Arbeitgeber hieß es im Vorfeld, der Anspruch sei es, "stabile Arbeitsplätze und faire Bedingungen zu sichern" - "und das in einer Situation, in der die öffentliche Hand gleichzeitig massiv kürzt", wie SWÖ-Verhandlungsführerin Yvonne Hochsteiner in einem Statement zur APA sagte. "Wir können nur verantwortungsvoll verhandeln, wenn die Finanzierung verlässlich bleibt. Auch wenn wir das Ansinnen der Gewerkschaft verstehen, können wir dieses heuer keinesfalls bedienen."

Die Dynamik der Kürzungen sei "enorm". "Während wir über faire Abschlüsse sprechen, werden gleichzeitig Förderungen gestrichen, Budgets eingefroren und bereits getätigte Zusagen der Politik zurückgenommen", sagte sie. Es sei "buchstäblich ein Wettlauf gegen die Zeit": "Jede Verzögerung bei den Verhandlungen für einen KV-Abschluss schränkt die Spielräume weiter ein."

Zusammenfassung
  • Die zweite Runde der Kollektivvertragsverhandlungen für rund 130.000 Beschäftigte im privaten Gesundheits-, Sozial- und Pflegebereich startet am Donnerstag ab 10 Uhr in der ÖGB-Zentrale.
  • Die Gewerkschaften vida und GPA fordern ein Gehaltsplus von vier Prozent sowie Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, während die Arbeitgeber angesichts massiver Kürzungen der öffentlichen Hand auf eingeschränkte finanzielle Spielräume verweisen.
  • Nach der letzten, ergebnislosen Verhandlungsrunde demonstrierten tausende Beschäftigte mit der Aktion "4 gewinnt" ihre Unterstützung für die Forderungen, und die Gewerkschaft droht bei weiterer Blockade der Arbeitgeber mit zusätzlichen Maßnahmen.