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Benedikt XVI. offenbart in einem Brief Rücktrittsgrund

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Als der inzwischen verstorbene emeritierte Papst Benedikt XVI. im Jahr 2013 zurücktrat, gab er an, dies wegen gesundheitlichen Gründen zu tun. Ein Brief an seinen Biografen enthüllt nun, dass das frühere Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche an langjähriger Schlaflosigkeit litt und seine Pflichten nur mit der Hilfe starker Medikamente nachkommen konnte.

In dem Brief, der dem Magazin "Focus" zugrunde liegt, beschreibt der ehemalige Papst, wie er in seiner fast gesamten Amtszeit nicht mehr schlafen konnte. Das Schreiben wurde am 28. Oktober an Benedikts Biografen Peter Seewald geschickt, nur wenige Wochen vor seinem Tod am 31. Dezember 2022. Darin schreibt Benedikt, dass "das zentrale Motiv" seines Rücktritts "die Schlaflosigkeit, die mich seit dem Weltjugendtag in Köln ununterbrochen begleitete" war. Dieser fand im August 2005 statt, vier Monate nach der Wahl Joseph Ratzingers.

Blutiger Zwischenfall fixierte Rücktritt

In dem auf deutsch verfassten Brief heißt es zudem, dass sein damaliger Leibarzt ihn "starke Mittel" verschrieben hätte. Die Medikamente wirkten, und garantierten Benedikts "Verfügbarkeit" als Papst, doch nicht für lang. Diese Lösung stieß bald "an ihre Grenzen" und hätte seine Verfügbarkeit "immer weniger sicherstellen" können.  

Den Entschluss zurückzutreten kam nach einem Zwischenfall bei einer Reise nach Mexiko und Kuba im März 2012. Nach der ersten Nacht griff Ratzinger, wie üblich, nach seinem Taschentuch und entdeckte, dass dieses "total mit Blut durchtränkt" gewesen sei. "Ich musste im Badezimmer irgendwo angestoßen und zu Fall gekommen sein", heißt es aus dem Brief des emeritierten Papstes. 

Reduktion der Schlafmittel

Ein Chirurg habe die Sache "gottlob" so zu behandeln gewusst, dass die Verletzungen nicht sichtbar gewesen seien. Nach diesem Unfall habe sein neuer Leibarzt auf einer "Reduktion der Schlafmittel" gedrungen und darauf bestanden, dass Benedikt bei künftigen Auslandsreisen nur noch an den Vormittagen öffentlich auftreten dürfe.

Benedikt schrieb demnach weiter, ihm sei klar gewesen, dass diese medizinisch begründeten Einschränkungen "nur für eine kurze Zeit gelten konnten". Weil die nächste große Auslandsreise, der Weltjugendtag in Rio de Janeiro, im Juli 2013 stattfinden sollte und Benedikt wusste, dass er diesen Termin nicht mehr "bewältigen" würde, habe er seinen Rücktritt so zeitig geplant, dass nach Rio bereits ein "neuer Papst" würde reisen können.

Würde die gleiche Entscheidung heute treffen

Benedikt betonte in dem Brief an Seewald laut "Focus", dass er auch heute nach "nüchternem und nachdenklichen Überlegen" wieder zu diesem Entschluss kommen würde. Er sei damals nicht mehr imstande gewesen, das Amt des Stellvertreters Jesu Christi angemessen auszuüben.

Es war bereits seit längerem bekannt, dass Benedikt seinen historischen Schritt des Rücktritts mit gesundheitlichen Gründen erklärt und den Zeitpunkt dafür auch mit dem bevorstehenden Weltjugendtag begründet hatte. Starke Schlafprobleme des deutschen Papstes während des Pontifikats waren bislang allerdings nicht bekannt.

ribbon Zusammenfassung
  • Als der inzwischen verstorbene emeritierte Papst Benedikt XVI. im Jahr 2013 zurücktrat, gab er an, dies wegen gesundheitlichen Gründen zu tun.
  • Ein Brief an seinen Biografen enthüllt nun, dass das frühere Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche an langjähriger Schlaflosigkeit litt und seine Pflichten nur mit der Hilfe starker Medikamente nachkommen konnte.