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"Urbi et Orbi": Papst plädiert für Weltfrieden, vorerst keine Ukraine-Reise

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Kardinal Konrad Krajewski, Papst-Gesandter in der Ukraine, schließt vorerst eine Reise des Heiligen Vaters in das Kriegsland aus. Am Petersplatz richtete der Heilige Vater einen eindringlichen Appell für Frieden in der Ukraine.

"Der Heilige Vater kann im Moment nicht persönlich kommen. Aber wie Papst Karol Wojtyla zu der Zeit, als ich sein persönlicher Sekretär war, oft sagte: Man wird sehen", betonte der polnische Kardinal und Papst-Gesandte in der Ukraine, Konrad Krajewski, im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera".

"Papst Franziskus hat mich gebeten, den Menschen nahe zu sein, den Leidenden die Füße zu waschen. In Butscha und Borodjanka sind wir zwischen den zerbombten und verbrannten Häusern wie auf einem Kreuzweg gewandert. Es gab Tote ohne Vor- und Nachnamen, und meine Gedanken sind bei den armen Familien, die immer noch versuchen, die Leichen zu identifizieren", sagte der Papst-Gesandte und Almosenmeister.

"Ich habe die Massengräber gesehen"

"Ich habe diese Tage vor Ostern mit den Menschen, den Opfern dieses Krieges, verbracht, die leiden, ich habe die Massengräber gesehen. Etwa 80 Tote aus Butscha lagen in einem großen Grab vor uns. Ich habe gebetet. Zum Glück gibt es den Glauben, sonst wüsste ich nicht, wie man ertragen könnte, so viel Grauen anschauen zu müssen", erklärte der Sozialbeauftragte des Papstes.

Der Heilige Vater habe sich ganz klar gegen den Krieg ausgesprochen. Er habe den militärischen Angriff verurteilt und den Wert des Evangeliums für den Weltfrieden bekräftigt. "Der Papst machte deutlich, dass er das Leiden der Ukrainer unter der Bombardierung teilt. Der Papst steht immer auf der Seite derer, die leiden", so der 58-Jährige.

Papst Franziskus hatte den polnischen Kurienkardinal in dieser Woche erneut in die Ukraine geschickt, um mit den Menschen dort die Kar-und Ostertage zu feiern. Am Donnerstag übergab er in Kiew einen vom Vatikan gespendeten und vom Papst gesegneten Ambulanzwagen an ein Krankenhaus; den Wagen hatte Krajewski von Rom aus persönlich in die ukrainische Hauptstadt gebracht.

Ostermesse am Petersplatz

Die Ostermesse mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom hat unterdessen am Sonntagvormittag vor Zehntausenden Gläubigen und Touristen stattgefunden. Die Gläubigen, die nach den zwei Corona-Ausfällen 2020 und 2021 wieder an der Feier teilnahmen, verfolgten bei Frühlingswetter die Zeremonie auf dem Petersplatz. Der Heilige Vater richtete einen eindringlichen Appell für Frieden in der Ukraine.

"Unsere Augen sind ungläubig, in diesem Ostern des Krieges. Wir haben zu viel Blutvergießen, zu viel Gewalt gesehen. Unsere Herzen waren von Angst und Schrecken erfüllt, während so viele unserer Brüder und Schwestern sich vor den Bomben schützen mussten", so Franziskus.

"Können wir nicht umhin, ihren Schmerzensschrei zu hören"

"Werde der leidgeprüften Ukraine, die durch die Gewalt und Zerstörung des grausamen und sinnlosen Krieges, in den sie hineingezogen wurde, so sehr gelitten hat, Frieden zuteil. Gehe bald eine neue Morgendämmerung der Hoffnung über dieser schrecklichen Nacht des Leidens und des Todes auf! Möge man sich für den Frieden entscheiden. Man höre auf, die Muskeln spielen zu lassen, während die Menschen leiden", sagte der Pontifex Maximus vor circa 50.000 Gläubigen, wie der Vatikan mitteilte.

All die vielen ukrainischen Opfer, die Millionen von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen, die auseinandergerissenen Familien, die allein gelassenen alten Menschen, die zerstörten Leben und die dem Erdboden gleichgemachten Städte trage ich in meinem Herzen. Vor meinen Augen habe ich den Blick der Waisenkinder, die vor dem Krieg fliehen. Wenn wir sie betrachten, können wir nicht umhin, ihren Schmerzensschrei zu hören", so der Heilige Vater.

Inmitten des Schmerzes des Krieges fehle es nicht an ermutigenden Zeichen, wie die offenen Türen vieler Familien und Gemeinschaften, die in ganz Europa Migranten und Flüchtlinge aufnehmen. "Seien diese vielen Taten der Nächstenliebe ein Segen für unsere Gesellschaft, die durch so viel Egoismus und Individualismus zuweilen verkommt. Mögen diese Taten dazu beitragen, die Gesellschaft für alle aufnahmebereit zu machen", betonte Franziskus.

Lage im Nahen Osten

Der Papst sprach auch über die Lage im Nahen Osten, der seit Jahren von Spaltung und Konflikten zerrissen sei. Er betete für Frieden in Jerusalem. "Mögen Israelis, Palästinenser und alle Bewohner der Heiligen Stadt zusammen mit den Pilgern die Schönheit des Friedens erfahren, in Geschwisterlichkeit leben und möge ihnen der freie Zutritt zu den Heiligen Stätten unter gegenseitiger Achtung der Rechte jedes Einzelnen gewährt werden", sagte der Papst.

Der Pontifex urgierte Frieden und Versöhnung für den Libanon, Syrien und den Irak und für alle im Nahen Osten lebenden christlichen Gemeinschaften. Er betete auch für das Ende der Spannungen in Libyen und im Jemen. Der Papst zeigte sich über die Lage in Myanmar und Afghanistan besorgt, in dem "eine tragische humanitäre Krise die Bevölkerung quält". Er drückte auch seine Solidarität mit den von verheerenden Überschwemmungen betroffenen Bevölkerungen im Osten Südafrikas aus.

In den Gebeten der Gläubigen bei der von Papst Franziskus geleiteten Ostermesse auf dem Petersplatz gab es auch ein Gebet in ukrainischer Sprache: "Gott gebe unseren verstorbenen Brüdern und Schwestern Anteil am ewigen Ostern". Die Gebete wurden auch auf Arabisch, Chinesisch, Deutsch und Englisch gesprochen.

ribbon Zusammenfassung
  • Kardinal Konrad Krajewski, Papst-Gesandter in der Ukraine, schließt vorerst eine Reise des Heiligen Vaters in das Kriegsland aus.
  • Papst Franziskus hatte den polnischen Kurienkardinal in dieser Woche erneut in die Ukraine geschickt, um mit den Menschen dort die Kar-und Ostertage zu feiern.
  • Die Ostermesse mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom hat unterdessen am Sonntagvormittag vor Zehntausenden Gläubigen und Touristen stattgefunden.
  • Der Heilige Vater richtete einen eindringlichen Appell für Frieden in der Ukraine. "Unsere Augen sind ungläubig, in diesem Ostern des Krieges. Wir haben zu viel Blutvergießen, zu viel Gewalt gesehen."